Whakahoro bis Jerusalem

Tag 61: Whakahoro - Ohauora

Kanufahren! Yeah!
Da wir erst um 0900 mit dem Vermieter verabredet waren, startete der Tag spät und entspannter als normal. Leider war um 0930 immer noch kein Transporter mit den Booten eingetroffen. Da es keinen Handyempfang gab, blieb uns nichts übrig, als zu warten. Lesen, Cookies essen, Kaffee trinken, quatschen ... langweilen.

Um 1045 kam er dann endlich. Mit Booten und unserem Essen. Leider fehlte von Lizard die ganze Essenstüte und wie wir später feststellten unsere Wurst und unser Käse.

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Danach hieß es die wasserdichten Tonnen mit unserer Ausrüstung und dem Essen (so denn vorhanden) bepacken, bezahlen, Boote beladen und die übliche Einweisung bekommen. Wobei diese nicht sehr ausführlich war. Die wichtigsten Hinweise waren: Immer auf das V zu steuern bei Stromschnellen, dort ist das meiste Wasser und Boot und Paddel festhalten, wenn man kentert. Die Boote sinken wegen der Tonnen nicht. Dann ging es in die Boote und los. 1200 und 30km zu machen heute.

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Der Fluss hatte ordentlich Strömung und direkt ein paar kleinere Schnellen. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten, auch in unserem Boot (Anja saß hinten und steuerte das erste mal einen Kanadier), ging es recht gut voran. Das einzige Kajak unserer Gruppe war deutlich schneller als die Kanadier und dümpelte die meiste Zeit neben den anderen Booten her.

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Die Stromschnellen wurden größer und hatten gelegentlich Hindernisse, die es zu umschiffen galt. Bei Baumstämmen funktionierte das nur bedingt gut - Anja scheint magisch von ihnen angezogen zu werden. Insgesamt für mich mit relativ viel Kanuerfahrung auf schwedischen Seen eine recht nervenaufreibende Erfahrung, die meinen Gleichmut auf die Probe stellte. Es gab einige Male recht angespannte Wortwechsel zwischen Steuermann und Maschinenraum. Zum Glück ging jedoch alles gut und es blieb bei einigen Vorbeischrammern, die mit ausgestreckten Paddeln oder Händen abgelenkt wurden oder bei denen man sich wegducken musste. Einmal steckten wir sogar fest und mussten mit einem Bein auf den Baumstumpf "aussteigen", um wieder fahrtüchtig zu werden.

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Unser Ziel an diesem Tag war ein DOC Campingplatz. Dort kamen wir am frühen Abend an. Boote fest machen und Tonnen hoch schleppen. Schnell gepackt und übersichtlich sind die Tonnen ja, aber definitiv schlechter zu tragen als ein Rucksack. Wir bekamen den besten Platz für unser Zelt, mit Ausblick auf den Fluss, die anderen hatten sich einfach auf der Wiese verteilt. Es war nur ein anderes Pärchen (UK) da, die mit dem Auto unterwegs waren und einen 2-Tages-Kanu-Trip unternahmen. Zelt aufbauen und ab in den Fluss zum Schwimmen. So konnten wir auch auf das umständliche Waschen mit Waschbottich verzichten. Das Wasser war im Verhältnis zu allen anderen bisherigen Flüssen schon fast warm.

Wie sich beim Auspacken der Essenssachen herausstellte, gab es als Zusatzdreingabe vom Verleiher ein paar Kakerlaken... Nett. Im Gegensatz zu allen anderen hatten wir so wie auf einer Wanderung eingekauft und waren sehr unkreativ mit Zusatzessen. Unsere Mitfahrer hatten Dosen mit Früchten, Kuchen, Chips, Schokolade, Obst, Möhren, Bier und Sprühsahne dabei. Zum Glück für uns wurde viel davon einfach geteilt.

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Tag 62: Ohauora - Tieke Kainga

Zweiter Tag im Kanu. Im Gegensatz zum Laufen standen alle etwas später auf, es fühlte sich doch so an, als sei man im Urlaub. Die Boote starteten alle nacheinander in den leichten Nieselregen.

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Diesmal war ich dran mit steuern. Die anderen behielten alle ihre Besatzung bei. Wir wollten regelmässig wechseln - für die Abwechslung an sich und damit wir beide das Steuern lernen.
Der Fluss blieb so spannend wie gestern mit regelmässigen Stromschnellen, die man korrekt durchfahren musste, um nicht auf Hindernisse zu laufen oder von den Rückstauwellen das Boot voll Wasser zu bekommen und zu kentern.

Der Regen schwankte, wie wir dass mittlerweile in Neuseeland gewohnt waren. Als er sich etwas verstetigte, erreichten wir zusammen mit einem anderen Boot unserer Gruppe gerade einen Campground mit Schutzhütte.
Wir hielten an und setzten uns mit unseren Snacks in die Schutzhütte. Sehr gutes Timing, da es keine 10 Minuten später begann, richtig zu schütten, so dass links und rechts der Hütte Sturzbäche vorbeiflossen. Der Rest unserer Truppe war nicht so glücklich und wurde ziemlich nass, was nicht so schlimm war, da es recht warm war.

Wir zogen weiter, sobald der Regen nachließ und es wieder nur leicht nieselte. Immerhin mussten wir heute 43 km zurücklegen. Gegen Mittag endete auch der Nieselregen und die Sonne lugte zwischen den Wolken hervor.

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Unser Ziel Tieke Kainga erreichten wir gegen 1730. Unser Kajaker saß bereits auf der Uferbank und rief uns zu, dass viel los sei. Es lagen bereits 7-10 Boote am Ufer. Der Zeltplatz war jedoch größer als erwartet und in Terrassen angelegt. Auch unsere 9-Personen-Gruppe kam noch unter.

Gerade als wir unser Zelt ausgepackt hatten, kam ein Maori und rief alle Leute zusammen. Sie wollten uns willkommen heißen mit einer kleinen Zeremonie. Irritierte Gesichter allenthalben. Wir versammelten uns vor einem hölzernen Torbogen. Dort erklärte uns seine Frau, wie die Zeremonie ablaufen würde. Alle Frauen sollten sich versammeln und gefolgt von den Männern durch den Torbogen gehen. Auf der anderen Seite war eine Wiese mit Bänken und einer großen Holzstatue. Die Männer sollten auf den vorderen, die Frauen auf den hinteren Sitzen Platz nehmen. Anschließend würden sie reden, uns begrüßen und singen, dann sollten die Besucher sich auch vorstellen und ein Lied singen - entweder alle einzeln, gemeinsam oder jemand als Vertretung für die ganze Gruppe. Sie gaben uns 5 Minuten Zeit, um uns zu besprechen. 20 fremde Personen - das funktionierte natürlich hervorragend...

Die Zeremonie startete also ohne das Sprecher festgelegt waren. Die Frau hielt ihre Begrüßungsrede und die Maori Familie sang ein Lied in ihrer Sprache. Dann war es an uns zu sprechen. Zum Glück gab es einen fähigen Sprecher, der eine kurze Rede hielt und ebenfalls ein Maori Lied zum Besten gab, welches er vor 15 Jahren bei seinem ersten Neuseelandbesuch gelernt hatte. Wie ich später erfuhr war er ein Kampftrainer für Theater in London. Zweiter Sprecher war ein Niederländer, der seid 10 Jahren in Neuseeland lebt und nicht singt, wie er betonte. Damit war der Pflicht genüge getan. Anschließend wurden wir zu ihnen gebeten und jeder einzeln mit dem Hongi begrüßt - dem traditionellen Maorigruß, bei dem die Nasen aneinander gedrückt werden. Damit waren wir nach Maori Tradition keine Gäste mehr sondern im Ort zu Hause. Unsere Gastgeberin erzählte uns noch die mythologische Geschichte vom Fluss und erklärte die einzelnen Elemente der vor una stehenden Holzstatue. Dann wurden wir entlassen, um zu tun, was Camper im Urlaub so tun. Uns war bei der ganzen Sache nicht ganz wohl, da wir nur campen wollten und es sich alles etwas überfallmäßig anfühlte, als würde man zu einer religiösen Zeremonie "gezwungen" werden. Insgesamt aber eine interessante Erfahrung und für eine Zeremonie lief alles sehr locker und freundlich ab.

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Tag 63: Tieke Kainga - Jersualem

Der große Tag! Es standen drei große Stromschnellen auf dem Programm. Die erste davon war sogar in den Karten des Kanuverleihers genannt und hat wohl einen gemischten Ruf. Und es sollte am Mittagsstop und am Ende der Etappe in Jerusalem Eis zu kaufen geben! Alle waren aufgeregt - mehr wegen dem Eis als wegen der Stromschnellen.

Wir starteten gemütlich um halb neun. Alle anderen Gruppen waren bereits unterwegs. Diesmal steuerte wieder Anja und es lief sehr viel besser als am ersten Tag. Zum Glück begann der Tag auch mit ein paar kleinen Übungsschnellen bevor die erste Große kam.

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Groß waren die Stromschnellen vor allem, da viel Wasser in einen kleinen Bereich geleitet wurde, den man durchfahren musste. Dadurch entstanden in der Mitte große stehende Rückstauwellen, die höher als ein Boot waren. Es kam darauf an, den Bereich mit dem vielen Wasser schnell zu durchfahren und knapp neben den großen Wellen vorbei zu kommen, ohne auf die Felsenwand auf der einen oder auf die große Wackersteine auf der anderen Seite auf zu fahren. Da der Fluss immer eine Kurve machte, befand sich das Boot zudem schnell in einer starken Triftfahrt und wurde von der Strömung seitwärts gedreht. Das galt es auszugleichen, um nicht von den Wellen gekentert zu werden.
Wir schafften es tatsächlich ohne ein einziges mal zu kentern! Lediglich einmal schwappte einiges an Wasser ins Boot, so dass Anja anschließend ziemlich viel schippen musste und wir die zweite kleine Stromschnelle nur mit Mühe befahren konnten. Ein Boot zu einem Drittel voll mit Wasser steuert sich nicht sonderlich gut.

Die Anderen hatten nicht alle soviel Glück. Zwei Boote kenterten zweimal. Zum Glück war es sehr warm und die Fässer mit der Ausrüstung waren dicht. Man musste also nur Paddel und Boot festhalten und zur nächsten Uferbank schwimmen, um das Kanu zu leeren und wieder zu besteigen. Mit der Zeit lernt man auch kentern.

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Zur Belohnung gab es zur Mittagspause Eis, Chips und Schokolade. Der zweite Teil des Tages war leider nicht ganz so spannend. Der Fluss wurde langsamer und träge, was zur Folge hatte, dass wir wieder mehr paddeln mussten.

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An unserem Ziel, Jerusalem, gab es zwei Optionen: neben dem Shop oder neben dem Kloster kampieren. Wir entschieden uns für den Shop, da es näher zur Anlegestelle war und dort noch niemand stand. Der Shop war nur ein Zimmer in einem Haus, in dem das Fenster als Theke verwendet wurde. Es gab ein bisschen Verpflegung, Eis und ein paar warme Speisen zu kaufen. Ein paar der Mitfahrer entschieden sich dafür und erhielten die fettigsten Pommes bisher - mit Kräuterbutter, und eine Lasagne, "für die man in Italien erschossen würde".

Wir versuchten uns heute an selbst gemachten Gnocchi aus Kartoffelflocken und Mehl. Das Anbraten in der Pfanne funktionierte sehr gut, dauerte aber mit dem Herstellen der Bällchen zu lange. Die zweite Hälfte der Gnocci versuchten wir in Wasser zu kochen. Das Ergebnis war eine super Kartoffelsuppe. Das wäre auch einfacher gegangen...

Beim Kochen hatte es schon ordentlich gewindet. In der Nacht nahm der Wind noch zu und wurde mit einigem Regen ergänzt. So stark, dass ich in einer der Regenpausen aufstand, um nach den Booten zu sehen. Ich traute meinem Knoten nicht so ganz. Wie sich zeigte zu Unrecht.

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