SH94 bis Lower Wairaki Hut

Tag 150: SH94 - Lower Princhester Hut

Wir wussten bis zum Morgen nicht, wie es heute für uns weitergehen wird. Der richtige Start des TA auf der Südseite des Lake Wakatipu war von Te Anau nicht wirklich erreichbar. Das ging am besten von Queenstown aus über Glenorchy. Wir sahen für uns daher zwei Optionen:

  1. Wir fahren per Anhalter wieder die Milford Road nach Norden bis wir auf den Zugang zum Greenstone Track stoßen. Diesen würden wir einen Tag laufen, um dann wieder auf den TA zu kommen. Für den dann kommenden Abschnitt wurden 5 Tage angesetzt bis man die SH94 erreichte, über die man dann zum Resupply wieder nach Te Anau hitchen könnte.
  2. Wir verzichten auf den Abschnitt vom Lake Wakatipu bis zur SH94 und steigen von dort direkt wieder in den TA ein. Damit würden wir ~100 km des Weges auslassen.

Unsere Frage bestand also darin, was sich für uns richtiger anfühlt. Für mich fühlte sich ein erneutes nach Norden fahren, um dann wieder in Te Anau zu landen irgendwie seltsam an. Simons Bein ging es nach den Ruhetagen wieder deutlich besser ohne dass es aber komplett geheilt war. Im direkten Vergleich der Abschnitte wären wir bei Option 1 weit länger in abwegigen Gebiet unterwegs, aus dem man nicht so schnell rauskommt. Nachdem Simon immer noch Tabletten einnahm, um die Entzündung im Bein zu bekämpfen, wollten wir es nicht darauf anlegen, dass es wieder schlimmer wird und uns die Möglichkeit zum Ausstieg offen halten. Also entschieden wir uns für die zweite Option und ließen wie auf der Nordinsel etwa 100 km des Weges weg.
Es war wieder keine leichte Entscheidung aber wir waren uns sicher, dass es die Richtige für uns war.

Somit lagen noch etwa 220 km Te Araroa vor uns.

Bevor es allerdings wieder losging, gab es nochmal ein ausgiebiges Frühstück in der Ferienwohnung bevor wir uns zu viert an die Reinigung der Räumlichkeiten machten. Danach hatten Sebastian und Johanna uns vorgeschlagen, dass sie uns noch zum Start des Trails bringen könnten - lag nicht so ganz auf ihrem Weg aber war wirklich praktisch für uns :)

Kurz vor 1 Uhr setzten wir dann endlich unsere Rucksäcke wieder auf und zogen los. Wenige Hundertmeter später musste Simon anhalten, weil sein Bein schmerzte. Ohje. Sollten wir gleich umdrehen? Er machte ein paar Lockerungsübungen und es schien wieder zu gehen. Also wanderten wir weiter die Schotterstraße entlang.

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Nach 6 km erreichten wir eine Hütte. Eigentlich war der Plan bis zur Aparima Hut - 17 km weiter - zu laufen. Auf dem Schild waren dafür aber 8 Stunden angesetzt. Da wir es ruhiger angehen lassen wollten, entschieden wir uns zu bleiben. Es war halb drei.

Da uns beiden ziemlich kalt war, packten wir gleich unsere Schlafsäcke aus und legten uns in die Hütten auf zwei der Liegen und lasen etwas. Es dauerte allerdings nicht lang bis wir beide einschliefen. Scheinbar waren wir wohl auch nach unserer leichteren Erkältung noch nicht 100%-ig fit.

Gegen 17 Uhr weckte uns ein Geräusch vor der Hütte. Wir waren umzingelt von Kühen.

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Wir schälten uns aus den Schlafsäcken und machten uns langsam daran, uns Essen zu machen. Simon wollte danach auch gerne ins Zelt umziehen. Da bis jetzt allerdings noch kein anderer Hiker angekommen war, ging ich davon aus, dass das auch so bleiben wird. Eine Hütte für uns - das sollte man ausnutzen!! Und eigentlich wollte ich auch nur schnellstmöglich zurück in den Schlafsack, um wieder warm zu werden. Also blieben wir in der Hütte. Allein...das dachten wir zumindest...bis es dunkel wurde und wir kleinste Tapser hörten, gefolgt von beißenden Geräuschen. Mäuse...

Simon warf die Stirnlampe an und es huschte von unseren Rucksäcken herunter unter die Stockbetten. Die nächste Viertelstunde verbrachte Simon damit zu, die Mäuse mit dem Besen unter dem Bett hervorzujagen in Richtung Kamin, von wo sie offensichtlich kamen. Danach folgte eine provisorische Sicherung des Kamingitters mit dem Besenstiel. Die Rucksäcke landeten auf Stühlen. Wir hofften, die Mäuse kämen die Stuhlbeine nicht hoch. Und alles Essen wurde nochmals sicherer verstaut - unter Tellern und in Eimern. Das gab eine interessante Turmkonstruktion.

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Die Mäuse fanden leider trotzdem einen Weg - das Kamingitter war einfach zu praktisch, um daran hochzuklettern. Und zu unseren Rucksäcken schafften sie es auch irgendwie. Somit verbrachten wir die Nacht damit, den Raum gelegentlich in Flutlicht zu hüllen und so die Mäuse zeitweilig zu verjagen. Immerhin hatten wir das Essen gut geschützt und es blieb alles unangenagt. Trotzdem keine Nacht, die wir wiederholen wollten. Ab morgen hieß es wieder Zelt.

Tag 151: Lower Princhester Hut - Aparima Hut

Am nächsten Morgen mussten wir erstmal unsere Sachen von Mäuseköttel befreien. So will man den Tag starten.

Als wir losliefen, waren wir noch in lange Hosen, Jacke und Handschuhe eingepackt - sogar bergauf. Der Herbst machte sich hier schon ziemlich deutlich bemerkbar. Zur nächsten Hütte waren es 17 km. Weiter wollten wir heute nicht laufen. Also immer schön langsam. Ich vorneweg und Simon hinterher, damit er nicht zu schnell wurde.

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Während wir so den Berg hinaufliefen, hörten wir hinter uns an- und abschwellende Flugzeuggeräusche. Zunächst sahen wir durch das Blätterdach der Bäume nichts. Als wir jedoch höher kamen und das Flugzeug erneut recht nah an uns vorbeiflog, konnten wir es endlich sehen. Es war gerade dabei, irgendetwas zu verteilen. Düngemittel? Wir fragten uns, ob wir gestern bei der Querung des Privatlandes ein Schild übersehen hatten. Irgendwie gab einem das ja kein so gutes Gefühl, wenn so nah neben einem etwas gesprüht wurde. Wir wollten also zusehen, dass wir möglichst schnell auf die andere Seite des Berges kamen.

Nach dem Berg folgten lange Abschnitte durch flacheres Gelände, bei dem wir aber jedoch nicht schneller voran kamen. Es war dicht mit mannshohem Gras bewachsen. Oft war es schwierig zu sehen, wohin der Weg eigentlich ging bzw. wohin man trat. So war der Tritt ins Schlammloch, von denen es reichlich gab, manchmal nicht zu vermeiden.

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Mittagspause gab es an einem wirklich fotogenen Felsen, der zum Klettern geradezu einlud. Aber dafür waren wir ja nicht da :)

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Am späten Nachmittag erreichten wir die Hütte. Dort waren bereits 5 Wanderer, die einen Familien-Wochenendausflug unternahmen. Wir bezogen wie geplant unser Zelt und hatten in der Nacht relative Ruhe vor den Mäusen. Wir hörten sie zwar ab und an auf den Rucksäcken, aber das Essen war gut verstaut und wir hatten eine Zeltwand zwischen den Nagern und uns.

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Tag 152: Aparima Hut - Lower Wairaki Hut

Am nächsten Morgen war es immerhin schon wieder etwas wärmer als am Vortag. Somit zogen wir das Aufstehen auch nicht zu lange heraus. Trotzdem stand der Wecker inzwischen eher auf 7 Uhr als 6 Uhr, weil es sonst einfach noch zu dunkel war.

Der Weg führte abwechselnd durch Wald oder Graslandschaften. Das Wandern ging gut. Wir ließen uns aber auch heute wieder Zeit.

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Am frühen Nachmittag erreichten wir nach 13 km die Hütte. Bis zum Telford Camp 9 km weiter sollte es laut Schild 8 Stunden dauern. In den Trail Notes war von 4 Stunden die Rede. Wir überlegten hin und her, was wir jetzt tun sollten. Überfordern wir uns wieder, wenn wir weiterlaufen? Selbst wenn es 4 Stunden dauern würde, wären wir erst gegen 7 Uhr da. Wenn wir es allerdings nicht laufen, würden wir morgen auch nur bis zum Camp laufen, da es zusammen mit dem Folgeabschnitt zu weit für uns wäre.

Etwas oberhalb der Hütte fanden wir einen schönen Zeltplatz mit tollem Blick auf die umliegenden Hügel. Das machte das Dableiben nicht so schwer. Simon massierte den Nachmittag sein Bein und auch ich war nach den wenigen Kilometern schon ziemlich ko. Beides gute Zeichen, dass Weiterlaufen nicht wirklich sinnvoll gewesen wäre.

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Nachdem unser Rückflug sowieso feststand und wir bis dahin noch knapp 2 Wochen hatten, konnten wir uns auch für die letzten Kilometer viel Zeit lassen. Uns war es gerade wichtiger, es irgendwie nach Bluff zu schaffen, als die Zeit, die wir dafür bräuchten. Einen Rekord würden wir für unsere TA Wanderung eh nicht mehr hinlegen.


Karte