Twizel bis zur Top Timaru Hut

Tag 128: Twizel - Lake Middleton Campsite

Der Wecker klingelte halb acht. Gegen acht konnten wir uns dann aufraffen und packten den Rest unserer Sachen zusammen. Ganz so früh sollte es heute eh nicht losgehen, da wir am Morgen noch mit niedrigen einstelligen Temperaturen rechneten.

Die Hostelküche nutzten wir noch für ein warmes Oat-Frühstück und zum Bannock vorbacken. So konnten wir den Gasbedarf für unterwegs etwas reduzieren. Wie immer waren wir uns nicht ganz sicher, ob unser Gas bis zum nächsten Resupply mitmacht.

Los ging es bei strahlend blauem Himmel. Man könnte meinen, es wäre nichts gewesen. Wenn da nicht die weißen Berggipfel ringsum uns herum gewesen wären - wie mit einem Lineal gezogen sahen wir die Schneegrenze. Wir waren gespannt, wieviel davon morgen noch da wäre, wenn wir über den Pass auf 1400 Hm kommen würden.

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Heute ging es entspannt auf gleicher Höhe erst am Ohau River entlang und dann am Ohau Lake.

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Trotz inzwischen wieder super Wetter und einfacher Etappe, war unsere Stimmung insgesamt nur mäßig gut. Irgendwie gab uns unsere Zwangspause der letzten beiden Tage mal wieder das Gefühl, dass wir noch ewig bis Bluff unterwegs wären. Und wir befürchteten, den schönsten Teil des TA bereits hinter uns zu haben und dass uns spätestens ab Queenstown 300 km weniger spektakuläre Strecke erwartete. Wollten wir das? Vor allem nachdem die letzten Wochen uns all das geboten hatten, was wir uns vom Weg und von Neuseeland erwartetet hatten. Aber den TA einfach in Wanaka oder Queenstown zu beenden, fühlte sich auch falsch an. Wir waren hin- und hergerissen und schoben die Frage, wie es weiterging - nicht zum ersten mal - vor uns her.

Am späten Nachmittag stoppten wir an einem DOC Campsite am Lake Middleton. Am nächsten Tag wären wir wieder in den Bergen - in der Regel wurden unsere Zweifel da geringer.

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Tag 129: Lake Middleton Campsite - Ahuriri Valley

Die Nacht war kalt und wir verschoben unsere Weckzeit von den üblichen 6 auf 7 Uhr, damit es beim Loslaufen nicht gar zu frostig ist.

Nach Verlassen des Campingplatzes folgten wir kurz der am Morgen wenig befahrenen Ohau Road, bevor wir nach links auf unseren Trail abbogen. Zu Beginn noch ein breiter Weg, da wir noch immer dem Alps2Ocean-Fahrradweg folgten.

Unterwegs kam uns ein älterer Herr mit 2 Hunden entgegen, der offensichtlich gerade in Gesprächslaune war. Wobei 'Gespräch' etwas übertrieben ist - er wollte gerne von sich berichten und nutzte jede Äußerung von uns, um wieder auf eine seiner Geschichten zu kommen. Das war zwar kurzzeitig ganz interessant aber irgendwann auch anstrengend, so dass wir froh waren, als wir weiterzogen.

Kurz nach dieser Begegnung trennte sich unser Weg vom A2O-Fahrradweg und führte uns in Richtung Pass auf 1400 Hm. Auf dem Weg dahin überholten uns Pontus und Sofia, von denen wir dachten, sie wären bereits am Vortag weitergelaufen. Wie sich herausstellte, hatten fast alle, die wir vor dem Sturm getroffen hatten, bis heute mit dem Weiterlaufen gewartet. Na das kann ja spannend bei den Hütten werden...

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Als wir uns dem Pass näherten, sahen wir die ersten einzelnen Schneehäufchen. Aus diesen einzelnen wurden mehrere und plötzlich standen wir mitten im Schnee...in kurzer Hose und T-Shirt. Fast wie daheim ;)

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Oben legten wir dann unsere Mittagspause ein - mit grandiosen Blick auf die schneebedeckten Gipfel.

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Der Weg führte uns von da schnell wieder bergab ins Ahuriri Valley. Dort mussten wir einige Male den East Ahuriri River queren. Trotz höherem Wasserstand als normal war das kein Problem.

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Die große Herausforderung kam erst noch - der Ahuriri River, den wir im Tal queren sollten. Dies war die größte Flussquerung des TAs, wenn man nicht wie wir den Rangitata River gequert hat. Zwar hatten wir bis jetzt alle Flussquerungen ohne größere Schwierigkeiten gemeistert, trotzdem hatten wir dieses Mal einigen Respekt wegen dem vorhergegangenen Unwetter.

Als wir uns dem Ahuriri näherten und sich das Tal weit öffnete, beschlossen wir noch die etwa 4 km bis zum Fluss weiter zu gehen und dort zu campen. Die Flussquerung wollten wir dann am nächsten Morgen angehen.

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Kurz nachdem wir das für uns festgelegt hatten, sahen wir einen perfekten kleinen Zeltplatz am Wegrand. Okay - Plan gestrichen, neuer Plan. Hier bleiben und morgen früh den Rest laufen und dann die Flussquerung. Bis dahin ist hoffentlich auch genug Sonne im Tal, damit es nicht so kalt ist.

Die anderen TAler, die wir im Laufe des Tages wieder überholt hatten, kamen nacheinander an unserem Platz vorbei und liefen weiter bis zum Fluss. Von jedem kam im Vorbeigehen der Kommentar 'nice spot'.

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Tag 130: Ahuriri Valley - Top Timaru Hut

Am nächsten Morgen schoben wir das Aufstehen wieder reichlich vor uns her, weil alles, was wir aus den Schlafsäcken heraushielten, sofort ziemlich kalt war. Da ist das Liegenbleiben viel angenehmer. Als es langsam immer heller wurde, brachten wir es über uns, packten zusammen und zogen los zum Fluss.

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Wie am Vortag gehofft, hatte es die Sonne, bis wir am Ahuriri River ankamen, ins Tal geschafft. Für uns stellte sich immer noch die Frage, ob wir den Fluss queren könnten. Der Ahuriri selbst lag in einem tieferen Bett, zu dem wir erstmal absteigen mussten. Das ermöglichte es uns aber, einen ziemlich großen Bereich des Flusslaufes von oben zu überblicken. Wir sahen zwei Stellen, die für uns machbar aussahen. Kurze Zeit später sahen wir auch auf der anderen Talseite Sofia und Pontus. Die beiden hatten den Fluss also schon gequert - ein gutes Zeichen für uns. Die Alternative wäre ein 10 km Umweg gewesen - 5 km weglos flussabwärts zu einer Brücke, um danach wieder 5 km auf einer Schotterstraße zurück zu laufen. Keine attraktive Option.

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Wir machten uns also guter Dinge an den Abstieg und hielten auf die nächstgelegene Stelle zu. Aus der Nähe sah diese allerdings nicht mehr ganz so gut aus. Ziemlich tief und ziemlich schnell. Hmm...versuchen wollten wir es trotzdem.

Ich krempelte meine eh nicht sehr langen Hosenbeine nach oben und watete ins Wasser. Die Stöcke immer einen halben Meter vor mich gesetzt, damit ich mich in der Strömung dagegen lehnen konnte. Ich kam bis zur Mitte, als der Fluss mir bis weit über die Knie ging und ich meine Füße wegen der Strömung nur noch sehr schwer kontrolliert setzen konnte. Noch ein Schritt weiter, noch einer...es wurde tiefer und die Strömung nahm immer noch zu. Das machte keinen Sinn. Ich hatte schon Angst, dass ich samt meinem Rucksack im Wasser lande. Simon rief mir auch gerade über das Wasserrauschen hinweg zu, dass ich zurück kommen soll. Leichter gesagt als getan... Die Füße immer zentimeterweise zurück gesetzt, bis die Strömung wieder abnahm und ich größere Schritte machen konnte. Eine Moment später war ich raus aus dem Wasser - puh - wirklich nicht die beste Stelle zum queren.

Wir liefen flussabwärts zur zweiten Stelle, die wir von oben gesehen hatten. Die Querung war hier deutlich länger - erst schräg auf eine kleine Schotterinsel zuhalten und auf dieser bis zu deren Ende laufen und dahinter die zweite Hälfte des Flusses queren.

Dieses Mal lief alles recht einfach - das Wasser ging uns an der höchsten Stelle nur bis über die Knie und die Strömung war nicht zu stark. An dieser Stelle hatten wir den Fluss in wenigen Minuten sicher gequert. Manchmal lohnen sich ein paar Meter mehr am Ufer entlang gehen eben doch.

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Danach stiegen wir auf direktem Wege das Kliff auf der anderen Seite des Flusses nach oben, querten ein kurzes Farmstück und starteten direkt in den nächsten Abschnitt. Der TA führte uns zunächst über ein Stück Farmweg, bis zu einer kleinen privaten Hütte. Von dort ging es auf einem gebulldozerten Weg weiter in Richtung des Mt. Martha Sattels in 1680 m Höhe. Auch hier gab es noch einige Schneereste, aber weit weniger als am Pass des Vortages. Die Sonne hatte schon wieder genug Zeit gehabt.

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Der Weg selbst lief sich zügig, trotzdem fragten wir uns, ob es wirklich nötig war, in das Tal so eine breite Spur zu bulldozern. Allerdings sahen wir auch an vielen der umliegenden Berge breite Spuren im Hang. Die ganze Gegend wurde scheinbar deutlich mehr bewirtschaftet als die vorherigen Abschnitte unserer Wanderung.

Auf der anderen Seite des Passes ging der Weg so weiter - eine breite Schotterspur führte uns bergab. Im Tal folgten wir dem Timaru River flussabwärts. Dieser war am Anfang noch klar. An einigen Stellen kamen allerdings Bäche von den Bergen hinab - voller Sedimente, vermutlich ausgespült aus den Schotterabgängen der letzten Tage. Diese Bäche landeten als Zufluss im Timaru River, der nach und nach immer trüber wurde.

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Wir zögerten beim Abstieg unsere Müsliriegel-Pause immer weiter hinaus, da wir davon ausgingen, die nächste Hütte bald zu erreichen. Als wir aber ein ums andere Mal um eine Kurve kamen und nichts sahen, beanspruchte unser Magen dann doch wieder etwas Nachschub und wir wollten uns gerade hinsetzen, als wir in der Ferne das Toilettenhäuschen der Hütte sichteten. Also Rucksäcke wieder auf den Rücken und die letzten Meter noch hinter uns gebracht.

Als wir an der Hütte ankamen, standen bereits 6 Paar Wanderschuhe davor. Die 6-Bett-Hütte war also schon voll. Da wir in der Regel nicht in einer Hütte übernachteten, war das nicht weiter tragisch. Ein Blick einen nahegelegenen Abhang hinunter zeigte, dass es hier auch einen ganz guten Zeltplatz gäbe. Wir setzen uns in paar Minuten in die Hütte, unterhielten uns mit den anderen TAlern, wie sie mit der Flussquerung umgegangen sind (manche haben ihn gequert und manche sind den Umweg gelaufen) und studierten das Hüttenbuch.

Danach wollten wir weiter - am liebsten noch ein paar Kilometer den Fluss hinab und nach einer etwas windgeschützteren Stelle zum zelten suchen. Der Wind hatte in den letzten Stunden kontinuierlich weiter zugenommen. Aber insgesamt sah das Wetter eigentlich noch ganz gut aus.

Als wir die ersten Hundert Meter zurücklegten, zeigte es sich, dass das Tal immer enger wurde - ein Blick auf die Karte bestätigte das Gefühl...da müssten wir wohl noch etwas weiter wandern, um einen guten Zeltplatz zu finden. In diesem Moment erwähnte Simon dann auch, dass es seinem Bein eigentlich gar nicht so richtig gut gehe und er nicht weiß, ob es sinnvoll ist, heute noch weiter zu laufen.

Wir gingen auf Nummer sicher, drehten um und liefen das Stück zurück zur Hütte. Dort bauten wir unser Zelt auf dem vorher gesichteten Platz auf. Und Simon konnte den Fluss nutzen, um sein Bein etwas zu kühlen...hoffentlich würden sich die Schmerzen in seinem Bein nicht wieder weiter verschlimmern!!

Der Platz lag zwar etwas windgeschützt aber trotzdem legte der Wind sich ganz schön ins Zeug und die Böen zupften und rupften ganz ordentlich am Zelt. Das versprach eine interessante Nacht zu werden.

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Karte