Tom & Hannahs bis Mangaokewa Reserve

Tag 45: Tom & Hannahs - Waitomo HTG Hut

Nachdem das Wetter sich am Vorabend schon gebessert hatte, verlief die Nacht größtenteils regenfrei. Nur im Wassertank neben unserem Zelt fiel von Zeit zu Zeit ein Tropfen nach unten ins gesammelte Wasser. Ein bisschen fühlten wir uns, als übernachten wir in einer Tropfsteinhöhle.

Am nächsten Morgen standen wir halb sechs auf, um den am Vorabend gepriesenen Sonnenaufgang zu begutachten. Der versteckte sich allerdings gut hinter morgendlichem Nebel und Wolken. Also packten wir nur unsere ganzen feuchten Sachen zusammen und zogen los.

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Als wir die erste Straßenecke hinter uns ließen, sahen wir auch gleich Thore, wie er gerade seine Sachen nahm, um aufzubrechen. Er hatte auf der benachbarten Weide gezeltet. Auch ihn hatte der Platzregen noch erwischt und bis auf die Schlafsachen war wohl alles ziemlich durch.

So liefen wir zu dritt zum ersten Track des Tages. Es ging auf einem gut begehbaren Weg durch ein kleineres Waldgebiet. Die ersten beiden Stunden begleiteten uns noch die Wolken und wir hofften darauf, dass sie bald wegzogen, damit wir unseren ganzen Kram trocknen konnten.

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Als wir den Wald verließen, strahlte die Sonne bereits wieder über uns. Das nächste Stück war Farmland und der Zaun lud geradezu dazu ein, seine feuchten Sachen darauf zu trocknen. So breiteten wir erstmal alles aus und legten eine vorgezogene Mittagspause ein. Als alles gut (an-)getrocknet war, zogen wir weiter über Felder und kleinere Buschabschnitte. Bis zu unserem Tagesziel Waitomo lagen noch einige Kilometern vor uns. Einmal lief ich etwas voraus über einen Hügel und wunderte mich doch etwas, als Simon nach minutenlangem Warten immer noch nicht kam. Als ich gerade meinen Rucksack hinlegte, um zurück zu laufen, kam er dann endlich hinterher. Er war einem Ziegenpfad gefolgt anstatt dem eigentlichen Weg.

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Mir machte das Laufen in der Mittagshitze allerdings ganz schön zu schaffen. Als ich dann auch noch auf einem Stück buckeligen Weges wegknickte, schmiss ich kurzerhand meinen Rucksack unter einen Baum und sagte zu Simon, dass es ja wohl ziemlich bescheuert sei, bei dieser Hitze zu laufen. Simon hätte gern noch bis zur nächsten Flussquerung mit der Pause gewartet, fügte sich aber in sein Schicksal. Gestärkt mit Müsliriegeln und genügend Wasser, war alles wieder gut und weiter ging es. Erst durch einen lichten, schönen Wald, um dann einen kleinen Bach zu queren und dann den ersehnten Fluss zu erreichen.

Bei der Querung ging uns das Wasser gerade bis kurz über den Knöchel. Nicht weit von dieser flachen Stelle sah das Wasser allerdings deutlich tiefer aus und lud förmlich zu einem Bad ein.

Als Simon kurz im Busch verschwand, nutzte ich den Moment und war schon im Wasser. Es gab tatsächlich eine etwa 4x4 m große Stelle, in der man gut schwimmen konnte. Als Simon mich so im Kreis schwimmen sah, kam er nach und so hatten wir beide eine echt super Nachmittagsabkühlung.

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Danach ging es für uns weiter in Richtung Waitomo. Auf den letzten Kilometern holte uns Thore auch wieder ein und wir erreichten das Städtchen zu dritt. Waitomo besteht aus nicht mehr als ein paar Häusern, Bars und diversen Unterkunftsmöglichkeiten. Eigentlich ist alles rund um die sich hier befindlichen über 1000 Kalksteinhöhlen errichtet. Einige wenige davon sind für Touristen auf unterschiedlichste Art und Weise zu besichtigen.

Gleich zu Beginn des Ortes gab es ein Schild zum HTG Hut. Thore wusste aus den Trail Notes, dass man dort günstig übernachten konnte. Im Haus gab es Doppelstockbetten und draußen eine buckelige Wiese, auf der man auch hätte zelten können. Preislich war es egal, also schnappten wir uns ein Doppelstock-Doppelbettzimmer. Thore hatte gleich mal einen Raum für etwa 16 Leute komplett für sich.

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Im Gemeinschaftsraum fanden Simon und ich dann Prospekte zur Besichtigung der Höhlen. Das Highlight waren die Glowworms in den Höhlen, nicht zu verwechseln mit den deutschen Glühwürmchen. Wohl eines der absoluten Neuseeland-Must-Dos.

Man konnte zwischen dem Standard-Touri-Spaziergang in eine der Höhlen oder den etwas abenteuerlichen Varianten mit Schwimmen, Tubing oder Abseiling entscheiden. Wir wollten natürlich Zweiteres. Schnell war eine Tour gefunden - vier Stunden am nächsten Morgen, um 9 Uhr waren noch Plätze frei und preislich war es noch im Rahmen. Passte super - so konnten wir wie gewohnt aufstehen, die 3 km zum Veranstalter laufen und nach dem Mittag noch die 17 km bis zum nächsten Ort zurücklegen.

Tag 46: Waitomo HTG Hut - Waitomo YHA

Die Nacht verlief leider etwas unentspannt, da unsere Matratze zur Mitte hin extrem durchhing und wir immer wieder aufeinander rollten.

Nach dem Aufstehen ging es dann wie am Vorabend geplant die 3 km nach Waitomo rein und gleich wieder raus. Dabei liefen wir am Waitomo Cave vorbei und hier zeigte sich schon in den frühen Morgenstunden auf welchen Besucheransturm die Höhle ausgelegt ist. Wir wussten aber, dass wir in einer anderen Höhle landen würden. Scheinbar haben die verschiedenen Veranstalter die Höhlen unter sich aufgeteilt.

Beim Veranstalter wurde uns gleich gesagt, dass wir die Einzigen für diesen Trip am Vormittag waren. Ich fand's super. Private Höhlenführung quasi.

Dann warteten wir noch auf unseren Guide. Und er kam - Chris. Halblanges struppiges Haar unterm Cappi, Schnauzer und verspiegelte Sonnenbrille. Echt ein Original.

Mit ihm zusammen fuhren wir eine Viertelstunde zu einer Farm, unter der 'unsere Höhle' lag. Chris erklärte uns, dass die Höhlen immer dem gehören, dem das Land darüber gehört. Dementsprechend können die Bauern, auf deren Grundstück sich eine interessante Höhle befindet, sich eine goldene Nase verdienen und diese an die Tourifirmen vermieten. Die anderen sind einfach genervt von den Löchern in ihrem Grund und Boden und dem ab und an darin verschwindenden Vieh.

Wir kamen bei einer geräumigen Halle an, in der die Wetsuits gelagert werden und in denen sich Umkleiden und Duschen befinden. Simon und ich warfen uns in unsere Anzüge plus Gummistiefel und setzten die Grubenhelme auf. So watschelten wir einen Kilometer die Wiese hinauf, die wir im Anschluss von unten kennen lernen sollten.

Zur Höhle ging es über eine Metallleiter hinab. Ich zuerst, dann Simon, als letztes Chris.

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Als wir dann unten beieinander standen, legte Chris los mit seinem Programm. Er erzählte etwas vom gefährlichen Unterwassermonster. Wir ließen ihn reden, wollten aber eigentlich nur schnell in die Höhle eintauchen. Das konnten wir dann auch gleich - durch einen schmalen Gang krochen wir zum ersten Wasserloch hinab. Chris meinte danach, dass das der Test sei, wie höhlentauglich wir seien und ab jetzt wird er uns in immer engere Gänge schicken. Das hat er auch gemacht. Kopf zuerst, sich an den Armen entlangziehend und mit den Beinen oder Knien irgendwo abdrückend ging es für uns durch alle möglichen 'Squeezes', die es in der Höhle gab. Bei einer normalen Gruppenstärke von 6 Leuten schaffen sie wohl maximal 2 davon.

Nach dem ersten engen Gang ging es wieder in normaler Laufhöhe weiter. Irgendwann stoppte uns Chris und meinte, wir sollen die Augen schließen. Er schaltete unsere Stirnlampen aus und wir sollten die Augen öffnen. Die Decke über uns war voller kleiner leuchtender Punkte - die berühmten Glowworms! Nach einer kurzen Zeit gewöhnten sich unsere Augen an die Dunkelheit und das Licht der Tierchen und wir konnten sogar Umrisse um uns herum erkennen.

Chris klärte uns auch gleich über die Glowworms auf. Eigentlich handelt es sich dabei um eine Fliegenlarve. Diese hängt kleine klebrige Fäden in die Höhle herab und was auch immer darin hängen bleibt, wird angesaugt und gefressen. Und nachdem die Larven kein Ausscheidungsorgan haben, wird die Biomasse in Licht umgewandelt, was wiederum verirrte Tierchen in der Höhle zu den Klebefäden locken soll... Wenn die Larven ausgewachsen sind, haben sie wenige Tage als Fliege, in der sie möglichst viele Larveneier in großen Nestern an der Decke platzieren. Ist das erledigt, sind sie wohl ziemlich erschöpft und sterben gleich oder verirren sich in einen herabhängenden Klebefaden. Die neu geschlüpften Larven verputzen dann erstmal nach dem Prinzip 'Wer zuerst kommt...' die umliegenden Larveneier...erstes Licht und erste Fäden folgen.
Kannibalistische Larven, die aus Scheiße Licht machen. Alles sehr romantisch ;)

Für uns ging es dann auf unterschiedlichste Art und Weise durch die Höhle - mal laufend, mal kriechend, mal schwimmend oder Blackwater raftend (dabei treibt man auf einem Gummischlauch dahin).

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Einmal ließ uns Chris kurz allein, um die Tubes wieder zu verstauen. In der Zeit konnten Simon und ich komplett im Dunkeln durch einen schmalen Gang kriechen. Ganz am Ende war ein einzelner Glowworm, der uns als Orientierung diente - sehr geniale Erfahrung.

Insgesamt waren wir am Ende des Trips unglaublich froh, dass wir so einen klassischen Touristopp eingelegt hatten. Es war eine tolle Erfahrung und jedem zu empfehlen.

Nur an unserem Plan, am Nachmittag weiterzulaufen, hielten wir dann doch nicht fest. Es hat sich besser angefühlt, den Nachmittag ruhig ausklingen zu lassen. Also liefen wir nach der Rückkehr zur Veranstalterlocation noch ein paar Hundert Meter weiter zum Hostel. Es gab kein Zweierzimmer mehr, aber wir konnten im Garten zelten. Da es noch ziemlich heiß war, aßen wir etwas zum Mittag und dösten dann auf der Terrasse vor uns hin.

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Später sahen wir einen weiteren Hiker einchecken und hörten, dass er Niederländer war. Thore hatte von einem Holländer erzählt, mit dem er oft unterwegs war. Also fragten wir gleich mal nach. Es war der Gleiche und so lernten wir Menno kennen.

Mit ihm sind wir dann später auch nochmal nach Waitomo gelaufen - Vorräte aufstocken im General Store und dann noch ein Abstecher in die Bar. Dort gab es dann zum Bier für jeden ein echt leckeres Abendessen. So was hatten wir gar nicht erwartet und ließen den Abend noch entspannt ausklingen - am nächsten Tag standen ja nur ~20 km nach Te Kuiti an.

Tag 47: Waitomo YHA - Mangaokewa Reserve

Der nächtliche Schlaf war für mich mal wieder etwas unterbrochen vom Lärm der naheliegenden Straße...nie eine gute Voraussetzung für eine entspannte Wanderung am Folgetag.

Vom Youth Hostel aus führte uns der Weg über ein Stück Straße und dann gleich wieder ab auf die Felder. Das Gras war wie üblich am Morgen noch nass und unsere Füße in kürzester Zeit durchtränkt.

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Zwischenzeitlich war die Beschilderung auch nicht ganz so gut und wir irrten etwas herum, bevor wir den richtigen Weg wieder fanden. Dieser führte uns dann durch einen engen Gang dichten, stacheligen Gestrüpps. Der Boden abwechselnd buckelig, matschig oder rutschig. Ich versuchte meinen Knöchel beim Laufen zu schonen. Das Umknicken zwei Tage zuvor ist also doch nicht ohne Folgen geblieben...verdammt...wir hatten doch schon einen Knöchelinvaliden.
So ging es aber für uns auch entsprechend langsam voran. Für mich inklusive Dauerflucheinlage...Simon lief stoisch hinter mir her. Irgendwann meinte ich nur, er soll doch einfach vorneweg laufen, dann muss er nicht die ganze Zeit mein Gefluche hören.

Eins steht auf diesem Weg aber immer fest - irgendwann ist auch der nervigste Abschnitt vorbei. Und das war eigentlich nicht mal einer davon.

Nach den Gestrüpp ging es über einen Hügel und im Abstieg hatte man das erste mal einen Blick auf Te Kuiti - unser Tagesziel. Sah ziemlich nah aus. Aber der Trail führte direkt neunzig Grad von der Stadt weg - über ein weitflächiges Weidengebiet. So nahmen wir jeden einzelnen Hügel auf dem Weg in die Stadt mit. Kann man machen, muss man aber nicht. Andere Hiker sind hier einfach zur Straße und direkt in die Stadt gelaufen.

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In Te Kuiti sind wir auf direktem Weg in den Supermarkt. Wir mussten uns für den nächsten Abschnitt ausstatten. Für diesen sollte man 7 Tage planen. Wir gingen nach aktueller Trainingslage von 6 Tagen aus. Zusätzlich dazu gab es zum Direktverzehr wieder jede Menge Obst, Joghurt, Schokoriegel und eine große Cola. Man musste die Städte und ihre Vorteile ja nutzen. Wir hatten es inzwischen deutlich besser mit unserer Essensversorgung raus und aßen uns in den größeren Ortschaften ordentlich satt und nahmen mehr Nüsse, Kekse und Müsliriegel auf den Weg mit. So muss Simon auch nicht mehr ganz so sehr an der Rationierungsschraube drehen und erspart sich die bösen Blicke von mir, wenn ich keinen Keks mehr bekomme ;).

Mit dem Einkauf im Rucksack ging es dann auf eine Bank direkt gegenüber vom Supermarkt. Dort gab es die erste Pause. Die zweite Pause dann am Ortsausgang - am lokalen Wahrzeichen. Der Scheerer Statue. Laut dazugehöriger Informationstafel befanden wir uns in der 'Scheerer Capital of the World' und die weltbesten Schafscherer kamen aus der Region. Da waren die Te Kuiti-er scheinbar mächtig stolz drauf - die Statue war auf jeden Fall ganz schön groß.

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Vom zweiten Rastplatz im Ort ging es dann recht zügig einige Kilometer weiter am Fluss entlang zu unserem Camp. Dort standen schon einige Campervans. Von anderen Hikern keine Spur. Wir schnappten uns einen Picknicktisch, bauten das Zelt daneben auf und gingen direkt wieder zum Fluss. An einer Stelle ging uns dieser bis zum Bauch und hatte durch eine Engstelle soviel Strömung, dass man ihn super als Gegenschwimmanlage nutzen konnte. Da hat Simon den ganzen Trail schon darauf gewartet ;)

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AgainstTheTide from Hikingbug on Vimeo.

So konnten wir diesen anfänglich recht nervigen Tag am Ende auch wieder total entspannt abschließen.


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