Auckland bis zu Benjamins Farm

Tag 32: Auckland - Ambury Regional Park

Nach zwei Pausetagen gingen wir es langsam an. Geplant war den Coast to Coast Walk in Auckland mit ~15km zu laufen. Das war perfekt, um wieder rein zukommen und gut für mich, da ich in der Nacht zuvor noch die Streckenberechnung der "Folge uns"-Seite verbessert hatte und nicht so viel Schlaf bekommen habe.

Wir starteten nach einem ausgiebigen Frühstück mit Obst, English Muffins und Ei aus der Jugendherberge. Erster Stop: Post. Wir mussten unsere Bounce Box wieder weiter schicken. 8 kg in einem größeren Karton, da der Alte beschädigt war. Wir hatten sowieso immer den Aufpreis für >5kg gezahlt und jetzt mussten noch unsere ausrangierten ThermaRest Matten und der sonstige Kram mit rein.

Da Samstag die Post zu hatte, nutzen wir einen Dairy-Shop (so heißen hier kleine Eckläden mit recht vollständigem Sortiment und langen Öffnungszeiten), um unser Paket zu versenden.
Da der Verkäufer uns 22 NZD statt wie sonst 17 NZD berechnen wollte, wurde er von Anja erstmal zum Versandkostensystem in Neuseeland aufgeklärt, fand nach etwas Nachlesen auch seinen Fehler und entschuldigte sich vielmals.

Nun ging es ohne das nervige Paket auf dem Arm durch das hügelige Auckland, meist an Straßen entlang, häufig durch Wohnviertel, die sich hier wie in Amerika weit um die Stadt erstrecken, und gelegentlich durch Parks. In einigen davon konnte man Jugendmannschaften beim Cricket spielen beobachten.

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Leider war die Beschilderung teilweise kreativ angebracht, nicht auffindbar oder schwer zu interpretieren, weswegen das Handy ständig gezückt werden musste.
Highlights waren die Vulkanhügel inklusive Krater, welche auch von vielen Touristen, meist Chinesen, angefahren wurden. Dort erfuhren wir auf einem Schild u.a., dass die vulkanische Aktivität unter Auckland nicht abgeschlossen ist und es irgendwann in der Zukunft einen Ausbruch geben wird. Sehr spannend und sicher spassig. ;)

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In einem der Parks, der scheinbar mehr für Autofahrer als für Fußgänger ausgelegt war, entdecke ich einen parkenden Kleinbus mit der Aufschrift "Doggy Beach Break". Wir grübelten, ob das tatsächlich unsere Wanderbekanntschaft von Tag 27 ist - die professionelle Hundeausführerin. Kann das wirklich sein oder ist der Name evtl. ein Franchise? Keine 2 Minuten später begegnen wir ihr. Sie erkennt uns wieder und es gibt ein großes Hallo mit viel Ungläubigkeit, ob des Zufalls, sich hier wieder zu begegnen. Sie ist in der Stadt, um einen der Hunde seinem Besitzer zu übergeben und ihr Auto reparieren zu lassen. Nach kurzem Gespräch ziehen wir weiter.
Auf dem Vulkanhügel des Parks legten wir auf einem querliegenden Baumstamm unsere Mittagspause ein. Da der Wind sich zu heftigen Böen ausbaut, verkriechen wir uns hinter den Stamm, um nicht umgeblasen zu werden.

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Weiter durch die Vororte Aucklands. Einen Pak'n'Save nutzen wir, um etwas Proviant nachzukaufen und um unser Mittagessen um Obst und Joghurt zu ergänzen.

Als wir an der anderen Küste ankommen, beginnt es zu nieseln. Wir queren die SH1 über eine Fußgängerbrücke und laufen weiter an der Küste entlang. Zum Großteil auf Naherholungswegen aber leider lange mit der Geräuschkulisse der Straße im Rücken.

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Ambury Regional Park ist ein Ausstellungsbauernhof, der zeigen soll, dass die Region um Auckland sehr fruchtbar ist. Mittlerweile hat sich Auckland so weit ins Umland ausgedehnt, dass davon sonst nichts mehr zu sehen ist. Wir umrunden die Farm und betreten den Zeltplatz über eine Schafsweide von hinten.

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Niemand interessiert sich für uns oder unsere Buchung. Da hätte ich mir den Anruf bei der Hotline auch sparen können. Wir bauen das Zelt auf und ich lege mich erstmal kurz hin, da ich gestern wenig Schlaf hatte. Das Anpassen der Streckenberechnung der "Folge uns"-Seite hat leider bis spät in die Nacht gedauert, u.a. weil das Internet nicht sehr schnell war.

Als ich aufwache, nieselt es wieder, diesmal stärker. Da es keinen Unterstand zum Kochen gibt, essen wir Pita gefüllt mit Käse, Wurst und Tomatenmark. Super Essen!

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Tag 33: Ambury Regional Park - Brookby Bunk House

Die Nacht ist etwas unruhig, da ein Huhn uns nicht mag und gefühlt jede Stunde neben dem Zelt lauthals herum krakelt. Die neuen Isomatten sind aber super bequem. ;)
Es hat in der Nacht ordentlich geregnet und nieselt immer noch. Neben uns packen ambitionierte Hiker und verschwinden noch bevor ich aus dem Zelt bin. Wir brechen ebenfalls auf, ohne Frühstück im Nieselregen, da der Flughafen samt Shopping Center relativ nah ist. Der Nieselregen arbeitet sich durch alle Stufen, der Wind kommt scheinbar stabil von links vorne.

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Die Strecke folgt weiter der Küste, durch gelegentliche Parks, beim Flughafen dann vor allem entlang von Straßen. Am Flughafen selbst gibt es dann um 0930 Burger mit CrissCrossCut Pommes und Cola zum Frühstück. Meine Hände sind sehr steif, da ich ohne Stöcke gelaufen bin und sie ziemlich kalt wurden. Als wir fertig sind, hat es sich ausgeregnet und man sieht erste Lücken in der Wolkendecke. Im Countdown Supermarkt gegenüber holen wir neue Pitas als Brotersatz und TimTam-Imitate (Schokokeks mit Nougat dazwischen) zum gleich essen.

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Weiter geht es über Straßen weg vom Flughafen. Nach Karte folgt ein netter Trail entlang eines Baches. Der Trail zeigt jedoch wenig Bach, der links von uns liegt, dafür viel Industriegebiet, welches rechts liegt. Wir durchqueren das Industriegebiet und Anja macht endlich ihren wichtigen Fund - ein neuseeländisches Nummernschild für die heimische Sammlung. Wieso auch nicht? Wir haben ja gerade erst etwa 300 Euro gezahlt, um die Ausrüstung zu optimieren und Gewicht zu sparen, da kann man auch sowas mit sich rum tragen. ;)

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Wir erreichen den Ort zum Industriegebiet, in dem es einen Zeltplatz geben soll. Wir umrunden den Block, in dem er laut Karte liegt, finden aber nur eine Baugrube und Bagger. So viel dazu. Zum Glück ist es erst 1400. Wir laufen also weiter und betreten den botanischen Garten von Auckland. Hier gibt es vor allem Rosen. Uns interessieren aber mehr die Toiletten, das Trinkwasser und die Bänke, um unsere Sachen auszubreiten und zu trocknen. Anja schlägt vor, hier zu warten und in einer Ecke im Dunkeln das Zelt aufzuschlagen. Ich plädiere dafür, weiter zu laufen. 15 km bis zum nächsten Track und 20 km bis zum nächsten Ort mit Übernachtungsangaben. Wir sind ja heute erst 20 km gelaufen...

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Wir verlassen langsam den Vorort. Die Bürgersteige weichen, Villen und Suburbs werden durch Farmen ersetzt. Das Laufen entlang der Straße zehrt an den Nerven. Zum Glück ist es Sonntag Abend und der Verkehr nimmt nach und nach ab. Aber so langsam wünschten wir uns schon zu wissen, wo wir heute Nacht landen werden. Nach etwa 12 km entlang der Straße entdecken wir ein Schild, was in eine Seitenstraße zeigt - "Brookby Bunk House, affordable accommodations". Ich zücke mein Handy, um Details zu ermitteln, da stoppt ein Jeep neben uns, ob wir Hilfe brauchen.
Der Nachbar - die Unterkunft ist ganz neu. Er weiß nicht genau, wie es funktioniert. Als er niemanden per Handy erreicht, packt er uns ein und fährt uns zu sich. Dort klappt es dann. 20 NZD pro Nacht und Person. Dusche, Bett, Küche. Der Schlüssel liegt unter dem Blumentopf, das Geld kommt in die Spardose in der Küche. Perfekt! Wir haben schon mehr für Zeltplätze gezahlt.

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Zum Abendessen gibt es Nudeln mit Thunfisch. Hier gibt es Thunfisch in kleinen Beuteln in 5 Geschmacksrichtungen - nicht nur in Öl oder Tomatensoße, sondern richtig gewürzt...genial, praktisch, lecker.
Vom anderen Gast, einer Amerikanerin, die mit dem Auto herkam, bekommen wir nichts mit. Sie hat sich im Zimmer mit den Einzelbetten eingerichtet, wir nehmen das Doppelstockdoppelbett.

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Tag 34: Brookby Bunk House - Benjamins Farm

Am Morgen gibt es Huel zum Frühstück, es geht jetzt schnell zur Neige. Wir starten um 0645, da wir durch Clevedon und ins nächste Naturschutzgebiet (Hunua Ranges) laufen wollen, wo es wieder Zeltplätze gibt. Endlich wieder Tracks, mehr Natur und keine Straßen.

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Los geht es...mit einer Straßensektion. Auf der Gegenfahrbahn kommen sehr viele Trucks in unsere Richtung gefahren. Schwere Trucks mit leeren Anhängern. Nach einiger Zeit beginnt der Rückverkehr. Des Rätsels Lösung ist ein Steinbruch am Ende der Straße. Von dort startet unser erster Track für heute über eine Weide - steil bergan in den Wald. Von oben hat man einen super Blick Richtung Auckland mit dem CBD (Central Business District) und seinen Hochhäusern, sowie den Vororten und den Vulkanhügeln.

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Als wir eine Pause einlegen kommen zwei andere Hiker. Sie haben im letzten Haus in der Garage übernachtet und auch noch eine halbe Flasche Wein übrig, die sie vom Hausherrn geschenkt bekommen haben. Wir lehnen ab. 1000 ist uns etwas zu früh dafür. Von ihnen erfahren wir, dass unser Plan für den Tag einen Haken hat. Die Hunua Ranges sind aufgrund von Sturm- und Flutschäden gesperrt und man kann stattdessen nur 30 km Straße laufen. Die Stimmung sinkt ins Bodenlose.
Deswegen fehlt die Sektion auch in den Trail Notes...wir hatten uns schon gewundert. Hätte man dort aber auch vermerken können, statt den Track einfach raus zu löschen.
Auf den Webseiten des Parks stehen genauere Angaben. Im oberen Teil ist der erste Track gesperrt, die Zeltplätze sind aber offen und darunter scheint alles intakt zu sein. Wir beschließen die Hälfte der Straße zu laufen, von der Seite den Park zu betreten und auf dem TA-Track hinaus zu laufen.

Nach dieser Umplanungspause geht es weiter durch eine kurze Dschungelsektion und auf matschigen Stufen hinunter nach Clevedon hinein. Die Stadt macht einen sehr aufgeräumten und spießigen Eindruck und es gibt dreimal mehr Läden als erwartet. Drei. Die anderen Hiker stehen an einem davon und suchen eine Mitfahrgelegenheit...sie wollen den ganzen Abschnitt aufgrund der Sperrung überspringen. Wir eilen weiter noch > 20 km zu schaffen heute.

Die Straße ist wenig befahren und nach 3 km kommt die Rettung! Zuerst eine kleine Herde Lämmer, die ausnahmsweise mal mutig sind und sich fast streichen lassen und dann ein Erdbeerfeld mit Shop daneben! Außer uns sind nur Asiaten Kunden dort und sie pflücken begeistert selbst, dabei essen ist nicht erlaubt.
Wir kaufen uns 800g gekühlte Erdbeeren zum gleichen Preis wie selbst gepflückt. Den ersten Teil essen wir sofort, den Rest nach den Pita-Broten als Nachtisch. Als Trost für die viele Straße gibt es noch Erdbeereis. Selbstgemacht: tiefgefrorene Erdbeerscheiben mit einem Berg Milcheis in den Mixer und ab in die Waffel damit. :)

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Der folgende Berg zieht sich trotzdem etwas. Gegen Nachmittag erreichen wir den Ort Hunua. Dort gibt es öffentliche Toiletten und 1,5l Lift Limonade. Wieso 1,5l Lift hier 3,5 NZD kosten und 400ml 3 NZD haben wir noch nicht verstanden, aber 750ml pro Person ist gerade so nicht zu viel.

Nach weiterem nicht endenwollenden Straßengelaufe erreichen wir endlich die Abzweigung zum Naturpark...jetzt ist es nicht mehr weit. Nach nicht mal 10 Minuten kommt ein Traktor angefahren und hupt.
Der Fahrer erklärt uns, dass der Park komplett gesperrt ist. Er könnte uns aber eine Stelle zum Zelten für die Nacht bieten. Wir willigen ein, 10 km fehlen noch bis zum Park und es ist schon 1630. Wir hüpfen auf seinen Minianhänger, der voll beladen mit Gras ist. Bevor er losfährt, erfahren wir noch ein paar Geschichten zur Flut, wegen der die Wege gesperrt sind. Brücken die unpassierbar waren, Autos die weggespült wurden usw.
Er wohnt um die Ecke auf einem kleinen Hügel, nicht sehr ordentlich, aber viele Tiere vor allem Hähne. Wir zelten auf der grünen Wiese etwas abseits vom Haus und den Tieren, bekommen Wasser und eine tragbare Chemietoilette.

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Als wir unser Zelt aufgebaut und gekocht haben, kommt er wieder. Er war auch mal in Deutschland auf Fahrradtour, gerade wartet er auf einen Anruf vom Mechaniker für seinen Traktor. Eine halbe Stunde später kennen wir alle Defekte, die sein Traktor hat oder hatte und wissen so einiges über Ersatzteile, Preise, Lieferzeiten und Versicherungen. Benjamin - gesprächiger Kerl. Mir gelingt es das Gespräch auf die Kälbchen zu lenken, die angebunden herum stehen. Zu jedem gibt es eine Story. Interessanter als Traktorgeschichten...
Als ich ihn frage, welche Teile des Parks gesperrt sind, sind seine Antworten etwas schwammig. Er scheint nur die Teile zu kennen, die mit dem Auto erreichbar sind. Wir ärgern uns etwas, nicht doch weiter gelaufen zu sein. Andererseits sind wir schon ziemlich müde. Häufig ist es einfach gut so, wie es gerade ist.

Seine Mutter kommt heim. Sie betreiben die Farm zusammen. Wir tauschen kurz die Basisfragen an Hiker aus und bekommen Campingstühle gebracht, trotz der Versicherung, dass das unnötig sei, da wir sowieso gleich ins Bett gehen. Als Benjamin mit einem Stuhl hinter einem angebundenen Schaf entlang läuft, stürmt es auf ihn zu und rammt ihn. Benjamin wird gemaßregelt, da er die Abkürzung genommen hat. Er weiß doch "It's a rammer!"

Nach ein bisschen Smalltalk verschwinden die beiden tratschenderweise in Richtung Haus. Irgendwann beginnen die Hähne ein Krähduell - zu zehnt - dass sich erst nach mehreren Minuten wieder legt. Wir legen uns schlafen und hoffen auf eine ruhige Nacht.

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Karte