Whakapapa nach Whakahoro
Tag 58: Whakapapa - Mangahuia Camping Ground
Wir starteten den Tag entspannt. Um 7 Uhr klingelte erst der Wecker. Als alles in unserem Stockbettzimmer gepackt war, schlappten wir in die Küche, um uns Frühstück zu machen. Dort saßen die 2 Dänen, die wir vorab bereits in Taumarunui getroffen hatten. Sie sind am gleichen Tag dort vom Campingplatz gestartet wie wir, aber dann gleich direkt in den Nationalpark gefahren und waren hier die letzten drei Tage unterwegs auf dem 'Around the Mountain'-Track. Wir berichteten uns gegenseitig von unseren Touren. Sie wollten heute unsere Wanderung vom Vortag (inklusive Gipfel) in entgegengesetzter Richtung machen - mit dem Strom also. Als sie uns fragten, wann und wo wir am Vortag gestartet waren und wir entsprechend antworteten (5 Uhr / Holiday Park), kam nur der Ausruf 'Oh people, this is supposed to be fun'. Sie nahmen dann den Bus direkt zum Mangatepopo Carpark, um sich die ersten 9 km zu sparen.
Wir blieben dann noch etwa bis 9.30 Uhr auf dem Zeltplatz, bevor wir uns auf den Weg in Richtung National Park (der Ort) machten. Der Trail führte durch Gras- und Buschlandschaften mit weiterhin tollem Blick auf das schneebedeckte Bergmassiv, welches uns schon am Vorabend begleitet hat.
Trotz der geplanten relativ kurzen Strecke von nur 20 km fühlte sich das Laufen extrem zäh an. Wir waren nicht einmal langsam unterwegs aber wir hatten das Gefühl, nicht vorwärts zu kommen. Beim Laufen gab es einiges Gestolper und ab und an dösten wir auch gefühlt weg, so dass wir die schöne Landschaft um uns herum nur am Rande wahrnahmen.
Darüber hinaus schmerzte Simon heute sein linkes Schienbein. Sehnenentzündung? Und dabei war der rechte Knöchel noch nicht mal wieder richtig fit. Ohje ...
Gegen 15 Uhr kamen wir zu einem DOC Campground (~14 km von Whakapapa aus). Im ersten Moment sahen wir nur die Stellplätze für die Campervans. Nicht sehr einladend. Wir wollten gerade weiter in Richtung National Park laufen, als wir das Schild zur Zeltwiese sahen. Ein Blick kann ja nicht schaden...
Wir liefen einen kleinen Abhang hinunter zum Fluss und dort waren durch Büsche getrennt viele einzelne Zeltplätze. Wir überlegten nicht lange und entschieden, hier zu bleiben.
Beim Rucksack Auspacken stellte Simon fest, dass eine seiner Tragestangen am Rückenteil in das Bodenteil des Rucksacks spießte. Die Stange hatte sich durch seine eigentliche Befestigung gebohrt. Simon machte Fotos und schrieb den Händler gleich mal an. Der Rucksack ist noch kein Jahr alt. Mal sehen, ob es eine unbürokratische Lösung gibt ...
Danach bastelte er an einem Provisorium, um die Stange wieder in seiner Befestigung zu halten. Schauen wir mal, wie lang das funktioniert.
Wir aßen gegen 5 Uhr zu Abend und als mir gegen 6 mein Kopf nach vorne wegknickte, beschloss ich, dass es Zeit für's Bett war. Die Kleinkinder vom Nachbarzelt waren noch putzmunter und am spielen. ;)
Tag 59: Mangahuia Camping Ground - Retoruke River bei Kouturoa East Road
Nach 12 Stunden Schlaf (wenigstens für mich, Simon konnte sich Abends meist noch etwas länger wach halten), kam ich mal wieder relativ gut aus den Federn. Das Klima hier oben lag uns deutlich besser als die Wochen vorab. Nachts kühlte das Zelt auf angenehme Temperaturen runter und man musste sogar wieder den Schlafsack benutzen. Dieser hatte in den letzten Wochen nachts meistens nur als Attrappe neben uns gelegen und unsere Seideninlays hatten uns komplett gereicht.
Die ersten Kilometer ging es entlang eines State Highways - um die Zeit aber wirklich wenig befahren. Nach 7 km erreichten wir den Ort National Park. Dort versorgten wir uns im kleinen aber sehr vollständig ausgestatteten Supermarkt mit einigen wenigen Sachen, die uns noch für heute und morgen fehlten.
Danach setzten wir uns noch auf eine Bank und verdrückten eine Packung Kiwis, als Eva (S) aus einem Café kam. Jetzt hatten wir also unsere Taumarunui und Whanganui-Kanu-Truppe eingeholt. Sie erzählte uns, dass unsere Kanugruppe jetzt etwas gewachsen sei. Wir werden wohl zu elft starten. Wir waren gespannt, wer noch dabei ist und wie das wird.
Darüber hinaus machten Simon und ich uns Gedanken, wie wir das mit der Bezahlung unseres Kanus regeln werden, da wir vergessen hatten, in Taumarunui Geld abzuheben. Wenn man sonst einfach alles mit Kreditkarte zahlen kann, vergisst man das Bargeld eben mal ... Spätestens in zwei Tagen sind wir schlauer.
Nach unserer Kiwiorgie machten wir uns dann auf den Weg. Der TA folgte einer weiteren leichteren Mountainbike Strecke - dem Fisher Trail. Wir kamen dementsprechend auch beim Wandern gut voran.
Unterwegs trafen wir ein britisches Pärchen, was mit den Mountainbikes unterwegs war. Wir erzählten von unserem Trip und ernteten viele begeisterte Ausrufe. Und es wurde auch gleich ein Foto von uns geschossen ;)
Gegen Mittag kamen wir an eine Flussbiegung mit einem Stück höher gelegener Wiese daneben. Simons Fuß und Schienbein ging es mal wieder nicht so gut, also beschlossen wir, dass es Zeit für eine lange Mittagspause ist. Hier konnten wir auch wieder unsere Zeltsachen zum Trocknen auslegen.
Beim Brote belegen, hielt hinter uns ein Jeep und die Fahrerin erklärte uns, dass wir ein wenig rechts den Trampelpfad runter gehen können und dann direkt am Fluss mit einem Schattenplätzchen wären. War sehr viel angenehmer da unten als oben in der prallen Sonne.
Gegen 2 Uhr brachen wir auf. Ich merkte aber schnell, dass mir die Hitze und Schwüle bei inzwischen nur 300 hm wieder mehr zu schaffen machte. Und Simon machte sich Sorgen um seinen Fuß. So ging es zwar recht gut voran, aber wie am Vortag schienen die Kilometer recht zäh.
Eigentlich wollten wir am Wegrand oder Flussufer nach einem Zeltplatz für uns suchen. Leider war aber einfach alles eingezäunt.
Bei Kilometer 33 ging dann eine Straße steil nach links weg. Das wollte ich mir ansehen. Während Simon wartete, suchte ich das Flusstal nach Zeltplätzen ab. Es gab tatsächlich eine Stelle mit einer Picknickbank. Nicht der ebenste Boden, aber könnte gehen. Wenigstens eine Option. Ich sammelte Simon ein und wir stellten unsere Rucksäcke auf der Bank ab und suchten nach weiteren Möglichkeiten. Auf einer Flussbank wurden wir fündig. Wunderschöner Platz und der Zugang war nicht abgesperrt. Ob es nicht dennoch Privatland war, wussten wir nicht. Wir entschieden uns, zu bleiben.
Die Flussbank war voller Steine, die aussahen, als hätte man sie mit Verzierungen versehen. Außerdem gab es poröses Vulkangestein, fast wie Bimsstein, welches sich extrem gut zur Fußpflege eignete ;)
Tag 60: Retoruke River bei Kouturoa East Road - Whakahoro
Wir starteten den nächsten Tag wieder zeitig. So kamen wir nach 2 km an einem Kriegsmonument an, bei dem es eine öffentliche Toilette gab und dessen Wiese als inoffizieller TA-Übernachtungsplatz diente. Dort sahen wir dann die meisten Zelte unserer Kanu-Gruppe.
Wir liefen weiter und erstaunlich lange holte uns keiner ein. Nur die vielen Kleinbusse diverser Kanubetreiber fuhren an uns vorbei. Auch für Nicht-Wanderer war das eine beliebte Kanustrecke. Immerhin zählte es auch - wie das Tongariro Crossing - zu einem der 'Great Walks' Neuseelands. In dem Falle ist der Walk halt im übertragenen Sinne zu verstehen.
Aus einem der Kleinbusse stieg kurz vor uns Lisette (NL - Trailname Lizzard) aus. Sie hatte ihre ganz eigene Art den TA zu bewandern. Straßenabschnitte wurden meistens übersprungen und wenn es sich durch Mitfahrgelegenheiten oder Einladungen ergab, landete sie komplett ab vom Weg, um dann aber immer wieder darauf zurück zu kommen. So ist sie die ersten 10 km des Tages per Anhalter gefahren, hat uns gesehen und ist dann weiter mit uns ein Stück gelaufen.
Als wir dann aber wieder unsere üblichen Pausen einlegten, ging sie voran und wie erwartet, kamen nach und nach auch die anderen TAler an uns vorbei. Von jedem einzelnen wurde uns berichtet, dass es in Whakahoro ein Café gibt. Die vielen kurzen Begegnungen machten den Tag abwechslungsreich, obwohl der Weg komplett auf einer Schotterstraße verlief. Für Simon schien der Tag trotzdem kein Ende zu nehmen, da ihm sein Bein mehr und mehr zu schaffen machte. Wir freuten uns auf die Wanderpause im Kanu und hofften, dass sich seine Beinschmerzen in den nächsten Tagen legen werden.
In Whakahoro angekommen, bauten wir unser Zelt auf bevor wir uns auf den Weg in DAS Café machten. Dort saßen schon alle beisammen. Es gab Toasties und wir hingen einfach eine Zeit dort herum, weil es so nett und gemütlich war. Wir verteilten die Weihnachtsmützen, die wir noch für alle in Taumarunui besorgt hatten. Team Santa konnte starten.
Bisher waren jedoch nur 8 Leute eingetroffen. Im Laufe des frühen Abends kam der 9te per Anhalter. 10 und 11 trafen später per Fuß ein. Die beiden wollten aber, wie sich herausstellte, nur 3 Tage Kanu fahren und hatten bereits bei einem anderen Kanuverleih gebucht. Wir waren also nur 9. 4x2er Kanu und ein Kajak.
Abends kochten wir dann alle zusammen (also jeder kochte sein eigenes Essen auf seinem eigenen Kocher aber alle am gleichen Tisch). Das werden auf jeden Fall lustige 5 Tage!! Und Eva war auch noch so nett und legte uns das fehlende Geld aus, was wir für den Kanutrip benötigten. So brauchten wir uns auch darum keine Gedanken mehr zu machen.