Wellington nach Linkwater
Tag 89: Wellington - Ship Cove - Head of Endeavour Inlet
Wir stehen früh auf, futtern alles an Essensresten, was potentiell leicht verderblich ist (Obst, Brot und Joghurt) und laufen zum Bahnhof. Dort werden wir um 0810 von einem Shuttlebus eingesammelt, der uns zur Fähre bringt. Wir fahren mit Interislander, deren Terminal etwas außerhalb der Stadt liegt und nicht gut zu Fuß erreichbar ist. Am Terminal gibt es tatsächlich einen Check-In-Schalter, bei dem man sein Gepäck aufgeben kann und man einen Boardingpass bekommt, den man 2 Minuten später beim Betreten des Schiffes direkt wieder abgenommen bekommt. Wie am Flughafen nur alles viel kleiner ... süß. ;)
Die Fähre selbst ist auch nicht sehr groß - wir sehen nur ein offenes Fahrzeugdeck. Immerhin gibt es ein Kino: Thor Ragnarog für 15 NZD. Nunja... Wir setzen uns stattdessen ins Café an die Steckdosen und nutzen die Zeit zum Bloggen. Und Anja geht immer mal wieder rauf auf's Sonnendeck. Da ist es aber reichlich voll.
Wir erreichen Picton pünktlich um 1230 und holen unsere Rucksäcke 10 Minuten später bei einem kleinen Förderband ab. Picton macht einen netten aber sehr touristischen Eindruck - hier kommen eben alle Touristen durch, die per Schiff die Inseln wechseln. Und es ist wirklich heiß, als wir ankommen. Ein paar 100 Meter den Hafen runter finden wir das Büro und den Pier unseres Wassertaxis. Das brauchen wir, um nach Ship Cove, dem Startpunkt unseres nächsten Teilabschnittes - dem Queen Charlotte Track - zu kommen.
Wir bezahlen den vergünstigten TA Tarif, setzen uns in den Schatten und nutzen die Zeit bis zum Boarding und das freie Wifi um die Ecke, um unsere Blogposts abzuschließen. Extremblogging!
Ausserdem nutzte ich die Zeit um meinen Rucksack weiter zu reduzieren. Seit Wochen widerstehe ich der Versuchung einen Neuen, leichteren zu kaufen. Meiner wiegt 1,7 kg, Anjas 1,1 kg. Fast 10% unseres Basisgewichts! Ein Neuer würde jedoch 340 NZD (220 Euro) kosten. Als alternative Maßnahme liegt das Deckelfach nun in der Bouncebox und einige der unnötigen Spanngurte sind abgeschnitten.
1330 startet unser Boot. Statt allerdings nur zum Startpunkt gefahren zu werden, genießen wir eine kleine Kreuzfahrt mit den anderen Touris zusammen. Der Captain redet fast ununterbrochen und erklärt alles mögliche zu Lachsfarmen und Robben, die Fische klauen; den Fichten, die hier vergiftet werden, damit der Dschungel wieder nachwachsen kann; Grundstückspreisen, je weniger Nachbarn, um so teurer; Inseln, die als Überlebensreservate für Kiwis und andere Tiere verwendet werden und den vielen Seevögeln, die sich neben unserem Boot ins Meer stürzten oder knapp über den Wellen neben uns herfliegen.
Die Landschaft erinnerte an die Fjorde in Norwegen nur mit tropischer Flora und türkisblauem Meer. Im Gegensatz zu den Fjorden sind diese Meeresarme aber nicht tief, da es sich um untergegangene Flusstäler handelt. Der ganz nördliche Teil der Südinsel ist das einzige Stück von Neuseeland, dass geologisch sinkt, statt zu steigen, wie der Rest.
Auf einer der Vogelinseln legen wir an und laufen auf den höchsten Punkt, um die Aussicht zu bewundern. Auf dem Weg nach oben sind kleine Boxen aufgestellt. Diese werden von Zwergpinguinen, welche nachtaktiv sind, als Nester benutzt und sind mit einer Klappe versehen, um hinein zu schauen. Wir hatten Glück. In zwei der Boxen saß jeweils ein Pinguin und schlief/döste vor sich hin. Auf dem höchsten Punkt gab es auch einen Betonhaufen mit Plakette, da dort Captain Cook seine Flagge hisste, um ganz Neuseeland für den englischen König in Besitz zu nehmen. Auf einer Insel... Die Bucht benannte er nach der Königin: Queen Charlotte Bay.
Abgesetzt wurden wir in Ship Cove, ebenfalls mit irgendwelchem Krempel bestückt, da Cook dort wohl ziemlich viel Zeit verbrachte. Wir sparten uns das und zogen direkt los auf den Queen Charlotte Track. Es war bereits 1530 und wir mussten noch einen Zeltplatz erreichen.
Der Weg begann relativ rau für einen Mountainbike-Track, wurde dann jedoch besser. Wir schwitzen recht ordentlich, da es immer noch heiß war. Zum Glück verlief der Weg meist im Schatten von Bäumen durch einen Wald, der hier nicht viel anders aussah als auf der Nordinsel...
Wir wollten die erste Etappe mit 15 km schaffen und zogen am ersten DOC Zeltplatz vorbei. Später ging uns auf, dass auf den Karten an unserem Ziel gar kein Campingplatz eingezeichnet war, obwohl in den Trail Notes als Etappenziel angegeben. Trotzdem zogen wir weiter und auch an dem einen Platz vorbei - unter Bäumen direkt am Meer. 1h später verfluchten wir uns dafür, da die Küste immer bewohnter wurde. Am Ende landeten wir auf einem kleinen privaten Zeltplatz auf einer Farm mit Dusche und Stellplätzen unter Obstbäumen.
Tag 90: Endeavour Inlet - Cowshed Bay Camp
Am nächsten Morgen waren wir die ersten auf den Beinen. Wir packten und füllten mehr Wasser als normal ab, da die nächsten zwei Zeltplätze auf dem Bergkamm lagen und wenig bis kein Wasser in den Wassertanks sein sollten. Auf dem Weg hatte man dann regelmäßig eine geniale Aussicht auf die Buchten. Das war jedoch hart erarbeitet, da der Weg einige Male auf 300-400 Hm stieg und es wieder ein sehr warmer Tag war. Wir legten daher auch an jedem der am Weg liegenden Zeltplätze mindestens eine kurze Pause ein - auch um zu schauen, wer von den Hikern, die wir kennen, wann & wo vorbei gekommen war.
Wir hörten den ganzen Weg entlang Ansammlungen von Grillen, die man nie zu Gesicht bekam, welche aber einen Höllen Lärm produzierten. Außerdem rannten gelegentlich Wekas vor uns davon, wenn wir zu nah kamen. Dieser Laufvogel gleicht einer Kreuzung aus Huhn, Ente und Kiwi, ist tagaktiv, kann sehr schnell laufen und ist neugierig und schlau. Das führt dazu, dass er - an Menschen gewöhnt - Essen oder Ausrüstung stibitzt und damit davon wetzt, um sich im Gebüsch darüber herzumachen. Was essbar ist, wird gegessen, was nicht essbar ist, bleibt dann eben irgendwo liegen. Wir konnten sie immer auf Abstand halten und blieben davon verschont.
Gegen Abend erreichten wir unseren angestrebten Zeltplatz, der am Meer gelegen war. Wir waren gerade noch früh genug, um die Chance zu nutzen, endlich mal im Meer zu baden! Sehr warmes Oberflächenwasser, darunter immer noch nur angenehm kühl. Sehr gut nach einem Tag durchgeschwitzem Laufen. Sogar die kalte Dusche danach war gar nicht so kalt.
Tag 91: Cowshed Bay Camp - Linkwater
Der letzte Abschnitt des Queen Charlotte Track. Es stehen noch zwei ordentliche Anstiege mit jeweils 300-400 Hm an. Dafür werden wir am Morgen von Wolken begrüßt und laufen vormittags ein kurzes Stück im Nieselregen. Es bleibt dabei - sehr angenehm im Vergleich zur Hitze der beiden Tage zuvor.
Heute begegnen wir einigen Tageswanderen mit kleinen Rucksäcken und einigen Mountainbikern, der Track an sich bleibt sehr gut und die Anstiege sind gefühlt weniger steil. Ab und zu gibt es Ausschilderungen vom Höhenzug hinunter in verschiedene Buchten. Dort sind Ressorts und andere Unterkünfte unterschiedlicher Preisklassen. Tourismusgegend. Wir machen Mittagspause kurz vor dem Ende des Tracks am letzten DOC Camp, ziehen jedoch bald weiter wegen der uns auffressenden Sandfliegen.
Den Ort am Ende des Weges durchqueren wir nur ohne anzuhalten, da es dort lediglich ein Café gibt. Wir laufen weiter und folgen der Straße in Richtung Havelock. Den Zeltplatz an der Straße bei Linkwater erreichen wir gegen 1430. Hier sitzen wir 20 Minuten im Schatten, um zum Entschluss zu kommen hier zu bleiben statt weitere 15 km in den nächsten Ort zu laufen. Mit ausschlaggebend ist, dass unser Paket mit dem Essen für den nächsten Abschnitt, welches wir am folgenden Tag einsammeln wollten, nach dem Tracking noch im Depot in Christchurch liegt. Nicht gut.
Dafür ist der Zeltplatz sehr gut! Wir bekommen Muffins zur Begrüßung und Handtücher angeboten. Es gibt auch einen Spazierweg durch die Farm und Futter für die Tiere auf dem Weg, welcher einen zu einem Wasserfall mit Glowworms führt. Das Füttern der Tiere machen wir...die extra Kilometer zum Wasserfall dann eher nicht ;).