Wanaka nach Frankton (Queenstown)

Tag 136: Wanaka - Fern Burn Hut

Den letzten Morgen in Wanaka ließen wir wieder ruhig angehen. Um 9 Uhr öffnete erst die Post, damit wir unsere Bounce Box weiterschicken konnten. Diesmal nach Invercargill - die Stadt kurz vor dem Ende des TA.

Nachdem das erledigt war, zogen wir los. Immer am Ufer des Lake Wanaka entlang. Auf der Karte sah das Stück ziemlich unspannend aus - eröffnete aber wirklich schöne Blicke auf den See und die umliegenden Berge.

Kurz vor Mittag erreichten wir den Start unseres nächsten Tracks - dem Motatapu Alpine Crossing, welches uns nach Arrowtown führen sollte. Wir fanden einen großen umgefallenen Baum, der sich super als Liegefläche für ein Nickerchen eignete.

Der Weg lief danach erst in einem angenehmen Grad den Berg hinauf. Am Fluss entlang - erst durch ein Waldstück und später durch offenes Gelände. Zwischendurch konnte man auch gut erahnen, warum es um 1900 viele Personen in diese Gegend verschlagen hatte - kleine Bäche über dem Weg waren voller Goldstaub.

Wir kamen gegen 15:30 Uhr in der Fern Burn Hut an - eine 12-Betten-Hütte, von denen bei unserer Ankunft nur 3 Betten belegt waren. Die leerste Hütte seit langem. Ein deutsches Northbounder Pärchen sagte uns aber, dass die letzten Tage in den anderen Hütten deutlich mehr los war. Vor zwei Nächten waren es 18 Personen an einer 10-Personen Hütte. Wir hatten also scheinbar mal wieder eine Wanderlücke erwischt. In der Nähe der Hütte gab es wieder eine schöne Stellfläche für unser Zelt und so zogen wir trotz freier Betten wieder in unser Wanderzuhause ein.

Wir unterhielten uns an dem Abend noch länger mit den beiden Northboundern und sie erzählten uns, dass ganz entgegen unserer Annahme südlich von Queenstown wirklich noch schöne TA-Abschnitte auf uns warten würden. Wir waren gespannt.

Tag 137: Fern Burn Hut - Roses Hut

Nachts regenete es immer mal wieder und auch früh als der Wecker klingelte, setzte der Regen gerade wieder ein. Nicht zu stark, so dass wir einfach mal noch ein bisschen warteten und dann bei abnehmenden Tropf-Geräuschen mit dem Packen im Zelt anfingen. Pünktlich zum Zeltabbau hörte es dann komplett auf und wir konnten den triefenden Stoff zusammenpacken und loswandern.

Außer uns war nur noch Cate wach und abmarschbereit. Die 52-jährige Australierin erzählte uns später, dass sie die Wanderung zusammen mit ihrem Partner begonnen hat. Der entschied allerdings nach 2000 km das 'Eat, Walk, Sleep, Repeat' (also das ständige wiederholte Essen, Laufen, Schlafen) für ihn nichts mehr sind. Er suchte sich lieber im Süden einen Job auf einer Milchfarm und wartete auf die Ankunft von Cate in Bluff.

Als wir losliefen öffnete sich ab und an die Nebel- und Wolkendecke, so dass wir Blicke auf die umliegenden Berge werfen konnten, bevor sie wieder im Grau verschwanden. Wie so oft überraschte uns der TA mal wieder mit einem wirklich schönen Abschnitt. Die Anstiege hatte es heute allerdings wieder in sich und wir merkten, dass wir lange noch nicht 'aus den Bergen' heraus waren.

Gleich nach dem Start ging es aufwärts in Richtung des Jack Halls Sattels (1275 m). Nach einem Kammweg fiel der Weg in Richtung eines großen Kessels ab, in dem die Fern Burn Hut lag. Diese erreichten wir bereits nach knapp 3 Stunden, so dass ein Ende des Tages für uns noch nicht in Frage kam.

Also hieß das Ziel Roses Hut. Dazu stand uns allerdings noch der schwierigste Abschnitt der Sektion bevor - insgesamt etwa 1000 Hm bergab und 500 Hm bergauf.

Der erste Abstieg forderte meine Knie gleich mal heraus, indem es es extrem steil nach unten ging. Ab und an zog es mir auch schon mal die Füße weg - leider hatte einer meiner Stöcke inzwischen seine Spitze eingebüßt, so dass dieser einen nicht mehr ganz so sicheren Halt bot.

Unten angekommen, querten wir einen kleineren Fluss, um gleich wieder bergauf zu laufen. Der Anstieg lohnte sich aber mit jedem weiteren Meter nach oben, weil wir einen wunderschönen Rückblick auf Lake Wannaka hatten.

Im Tal unter uns sahen wir parallel zu unserem Weg einen 4WD, den einige andere Hiker wohl auch anstelle des TAs benutzten. Valide Alternative, weil die nächste Hütte im Tal lag, und wir erstmal wieder dorthin runter mussten.

Bei diesem Abstieg wollten meine Knie dann gerne endgültig verweigern. Aber es gab keine Wahl - hier oben konnten wir nicht campen. Also langsam Schritt für Schritt ging es den Berg hinab.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir die Hütte. Bereits aus der Ferne sahen wir einige Personen herumlaufen - die Hütte schien heute also deutlich voller zu sein als gestern. Es begrüßte uns ein älteres Pärchen, das wir in Havelock getroffen hatten - also vor einer kleinen Ewigkeit. Dank weniger Pausetagen, einiger Kilometer per Anhalter und 3 Tagen auf dem Rad hatten sie uns inzwischen überholt.

In der Hütte waren noch 2 Betten frei, als wir ankamen. Aber auch diesmal bevorzugten wir unser Zelt. So hatten zwei nach uns kommende Wanderer noch ein Plätzchen. Die Entscheidung kann nicht immer jeder nachvollziehen und so wurden wir heute mal wieder gefragt, ob wir denn nicht gerne in den Hütten schlafen. Schwer einzuschätzen - so oft hatten wir es ja noch nicht gemacht. Aber wir waren tatsächlich keine Fans der mit Plastik-Überzügen versehenen Matratzen. Aber zum Kochen und zusammen sitzen ist es meist ganz nett.

Tag 138: Roses Hut - Arrowtown

In der Nacht war unser Zelt hell erleuchtet - Vollmond. Die abendlichen Wolken hatten sich größtenteils verzogen.

Am Morgen war dann alles in oranges Licht getaucht. Schöner Anblick.

Wir zogen vor der Hüttenmeute los. Start wieder mit einem Anstieg - auf den Roses Saddle (1270 m). Hatten wir unten noch einen weiten Blick auf das hinter uns liegende Tal, verschwand der Weg bald in den Wolken und es wurde beim Aufstieg auch gleich etwas frisch.

Auf der anderen Seite beim Abstieg schienen wir auch kein Glück zu haben - überall Nebel um uns herum. Als jedoch der Wind von rechts nachlegte, öffnete sich plötzlich vor uns ein Loch - wie durch ein Fenster konnten wir in das vor uns liegende Tal des Arrow Rivers blicken. Sekunden später war schon wieder alles von Wolken verdeckt. Da der Wind aber fleißig weiter blies, zogen solche Löcher immer wieder auf. Und je weiter wir abstiegen, desto mehr ließen wir auch die Wolkenschicht hinter uns.

Im Tal angekommen, stellte sich uns die Frage, ob wir den Weg durch das Flussbett wählten oder zunächst trockene Füße behalten wollten und die 'High Water Route' wählten. Wir entschieden uns für den Weg im Tal. Dabei mussten wir zwar längere Abschnitte direkt im Wasser laufen und den Fluss nicht immer nur queren, wie wir am Anfang angenommen hatten. Aber diese Abkühlung war wenigstens für Simon gerade sehr willkommen, weil nach dem Abstieg ins Tal sein rechtes Bein wieder zu schmerzen begonnen hatte.

Der Wegabschnitt endete in Macetown - einer Geisterstadt, in der zu Zeiten des neuseeländischen Goldrausches etwa 100-200 Leute lebten. Davon ist heute kaum noch etwas zu sehen. Es werden allerdings gerade einzelne Gebäude wieder aufgebaut, um den Besuchern das frühere Leben in dieser Gegend näher zu bringen.

Nach Macetown führte der Weg teils auf einem 4WD oder Teilen der alten Straße, die früher Macetown mit Arrowtown verband - aber immer noch entlang des Arrow Rivers.

Nach einigen Kilometern zweigte ein Weg in Richtung Big Hill ab...das war wohl für uns. Irgendwie hatten wir heute nicht mehr mit einem Anstieg gerechnet. Als Alternative könnte man weiter dem 4WD im Tal entlang des Flusses folgen. Wir wählten den Anstieg - trotz schmerzenden Beinen...wenn der TA das so wollte...

Zum Glück war sowohl Anstieg und späterer Abstieg recht angenehm - trotzdem merkten wir die zusätzlichen Höhenmeter schnell in den Beinen. Aber auch diesmal lohnte sich der Anstieg - vom Big Hill bekamen wir einen schönen Blick auf die vor uns liegende Gegend mit Arrowtown und Teilen von Queenstown.

Als wir uns Arrowtown näherten, nahm die Anzahl an Joggern und Tageswanderern wieder zu - ein deutliches Zeichen für Zivilisation ;)

Der Abstieg zog sich etwas, da einige Hügel umrundet werden mussten. Der Weg endete in einem ziemlich vollen Parkplatz. Von dort aus waren es nur noch wenige Meter 'ins Zentrum' vom Ort Arrowtown. Und wir fühlten uns plötzlich wie in einer Wild-West-Attraktion von Disneyland. Es gab sogar ein Café, vor dem man Gold schürfen konnte. Ein Vater mit Sohn saßen gerade an dem entsprechenden Becken - der Vater voll konzentriert, Sohnemann schien die Umgebung interessanter zu finden.

Wir durchquerten den Ort recht schnell - so schnell das mit Simons inzwischen noch schlimmer gewordenem Bein eben noch möglich war. Vorher sahen wir noch die Hiker-Meute aus der gestrigen Hütte. Sie hatten allesamt den Weg am Fluss entlang gewählt und den letzten Anstieg weggelassen. Wäre im Nachhinein für uns wohl auch schlauer gewesen...

Wir erreichten den Campingplatz und bezogen das letzte noch freie Zimmer. So hatten wir wenigstens noch ein wenig Raum, um Simons Bein etwas durchzukneten. Das geht im Zelt immer so schlecht.

Tag 139: Arrowtown - Frankton

Am nächsten Morgen tat Simons Bein weiter weh. Sollten wir weiter laufen? Wir packten zusammen und liefen langsam los. Heute würde es wieder ein Weg werden, bei dem man immer mal wieder die Straße kreuzen würde und zur Not per Anhalter weiterfahren könnte.

Der Weg verlief direkt nach Arrowtown auf einer privaten Straße - direkt durch eine Driving Range. Wir sahen auch ein paar Golfer und mussten uns bei Straßenquerungen vor Golfcarts in acht nehmen ;) Das Gelände war so groß, dass es zwischendurch sogar Wohngebiete gab. Wer will schon nicht gerne, direkt auf einem Golfplatz wohnen?

Der weitere Weg verlief über einen gut ausgebauten Wander-/Radweg in Richtung Queenstown. Wir machten jede Stunde eine Pause, um es nicht zu übertreiben. Dabei gab es auch allerlei interessante Sachen zu sehen - zum Beispiel einen Bovist so groß wie Simons Fuß.

Der 'Großraum' Queenstown erwartete uns mit einem Industriegebiet. Dank der Bergkette 'Remarkables' im Hintergrund war allerdings auch dieses wirklich photogen.

Simon musste beim Laufen immer mehr die Zähne zusammenbeißen und wir waren froh, dass wir gegen Mittag unser Zwischenziel für heute erreichten - McDonalds. :)

Kurz zuvor hatte ich ein Straßenschild gesehen, welches zu einem Zeltplatz wies. Wir checkten das in der Karte, während wir aßen. Tatsächlich lag das Frankton Motorcamp wenige Hundert Meter entfernt. Wir entschieden uns, das mal anzuschauen und wenn möglich dort zu bleiben. Inzwischen kühlte Simon mit Eiswürfeln, die wir uns in den McD-Getränkebecher abgefüllt hatten, sein Bein.

Auf dem Zeltplatz war noch Platz für uns und somit sparten wir uns die restlichen 6 km nach Queenstown und stoppten in Frankton. Wir buchten gleich zwei Nächte. Ans Weiterlaufen war gerade nicht zu denken.

Tag 140 & 141: Frankton (Queenstown)

Am nächsten Morgen entschieden wir uns, mit dem Bus nach Queenstown rein zu fahren. Simon wollte nach Schuhen schauen - vielleicht war sein zweites Paar ja auch schon wieder zu abgelaufen und verursachte einen Teil der Probleme.

Queenstown selbst ist wirklich touristisch - überall kann man Tafeln oder Anzeigen lesen, auf denen wahlweise Bungee-, Kletter-, Hubschrauber- oder sonstige Abenteuer angeboten werden. Nichtsdestotrotz war es eine niedliche kleine Stadt am glasklaren Lake Wakatipu mit Bergpanorama im Hintergrund. Von dem konnte man allerdings heute nur ahnen, weil alles in den Wolken lag. Und kalt war es auch noch. Ich lief irgendwann eingepackt in fünf Schichten herum und fror immer noch. Also zogen wir den Stadtbesuch nicht allzu lange heraus und fuhren wieder zurück nach Frankton, zu unserem Campingplatz.

Ich machte mich am nächsten Morgen bei deutlich gestiegenen Temperaturen und blauem Himmel nochmal auf den Weg in die Stadt und lief den TA, der immer entlang des Seeufers verlief, wieder zurück. Das war das letzte Stück des TAs auf dieser Seeseite. Zum Weiterwandern müsste man (irgendwie) auf die andere Seeseite kommen.

Abends bekamen wir Besuch - ein befreundetes Pärchen aus Nürnberg ist vor kurzem in Neuseeland angekommen. Eigentlich wollten wir uns nach dem nächsten Wanderabschnitt in Te Anau mit ihnen treffen. Wegen Simons Bein hatten wir den Plan geändert und sie sammelten uns hier schon ein und wir würden gemeinsam mit ihnen nach Te Anau fahren. Dort wollten wir eventuell eine Kajaktour unternehmen - auf jeden Fall erstmal irgendetwas, was die Beine nicht so arg beansprucht. Wie und ob es für uns dann weitergeht, würden wir in ein paar Tagen entscheiden. Wir hofften sehr, die letzten 300+ km des Te Araroa noch abschließen zu können.


Karte