Top Timaru Hut nach Wanaka

Tag 131: Top Timaru Hut - Stodys Huts

Die Böen vom Abend hatten die ganze Nacht über angehalten und ordentlich das Zelt durchgerüttelt. Irgendwann morgens drehten sie um 180° und lösten einen der hinteren Heringe. Egal das Zelt war trocken. Wir standen beim ersten Dämmerlicht und mit wenig Schlaf auf.

Wir wollten versuchten die nächsten paar Abschnitte an einem Tag zu laufen, was 10-12 Stunden dauern sollte. Die erste Etappe war als schwieriger Weg beschrieben mit 12 km und 5-6 Stunden Gehzeit. Die restlichen Abschnitte waren jedoch relativ einfach, da sie einem Farmweg auf einem Höhenzug folgten.

Wir brachen auf, als sich in der Hütte gerade Bewegung abzeichnete. Der Weg verlief an der linken Talseite entlang. Zuerst weiter auf einem breiten gebulldozerten Abschnitt, der dann aber in ein Seitental abbog. Wir folgten erst einem Kamm in den Wald, dann steilen Bergseiten nach unten ins Flusstal. Nach den ganzen einfachen, breiten Wegen vom Vortag machte das wieder richtig Spaß. Damit waren wir dann auch nicht mehr den Böen ausgesetzt, die nach wie vor durchs Tal fegten.

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Im Flusstal folgte ein kurzer Abschnitt mit Grassterassen, auf denen es ein paar sehr gute und regelmässig genutze Zeltplätze gab. Schade, dass wir es am Vortag nicht bis hierher geschafft hatten, aber das wären weitere 2 Stunden gewesen... Anschließend folgte der Weg dem Fluss und, je nach Terrain, kreuzte er ihn oder kletterte Talflanken hinauf, um tiefe und wilde Teile des Flusses zu umgehen. Es ging also ordentlich hoch und runter und man musste regelmässig nach Stellen zum Queren suchen, da der Wasserpegel durch den Niederschlag und die Schneeschmelze noch erhöht war. Außerdem war der Fluss voller Sedimente, weswegen man den Grund nicht sah. Hier stocherte man beim Queren mit dem Stock vor sich her, um abschätzen zu können, wie tief der Fluss ist.

Die Felsformationen am Flussufer waren querliegende Gesteinsschichten und damit deutlich anders als in anderen Regionen.

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Im Laufe des Tages, insbesondere bei Pausen, begegneten wir den anderen Hikern aus der Hütte, die knapp hinter uns waren. Uns wurde versichert, dass die Hütte auch nicht leise war bei der stürmischen Nacht.
Kurz vor Ende der Flussetappe kam uns ein anderer Wanderer entgegen. Um die sechzig mit großem Rauschebart und einem roten Schneuztuch am Rucksack. :)

Unsere Mittagspause legten wir nach 4 Stunden am Ende der Etappe ein: eine Wegkreuzung, an der wir das Tal verlassen und zur Hütte aufsteigen würden. Dort versammelten sich auch ein Großteil der anderen Hiker für ihre Pause.

Der Anstieg zur Hütte hatte es in sich. 500 Höhenmeter auf 1,5 Kilometern. Erst steil auf lehmigem Boden die Flanke eines Kamms hinauf, und dann stetig dem Kamm nach oben folgend. Dabei bekamen wir wieder die Böen zu spüren, die hier ordentlich durch die Bäume rauschten.

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An der Hütte legten wir eine kurze Pause ein, Hüttenbuch prüfen und überlegen, ob es weitergeht. Es war erst 14 Uhr. Zeit genug hatten wir noch für den kommenden Abschnitt mit 4-5 Stunden. Wir zogen weiter. Allerdings nur bis zur dritten Kurve, dann musste ich Anja gestehen, dass sich mein rechtes Schienbein nicht gut anfühlte. Ziehender Schmerz an der Sehne direkt über dem Fuss. Zähneknirschend drehten wir um und kehrten zur Hütte zurück. Zumindest war das Wetter recht bewölkt, regnerisch und stürmisch und wir hatten so die Chance, den kommenden Abschnitt, der tolle Aussichten haben sollte, bei besserem Wetter zu machen.

In der Hütte sicherten wir uns zwei Betten, da sich der Wind nach wie vor nicht gelegt hatte und es nach Regen aussah. Nach und nach trafen auch die anderen Hiker ein und es wurde voller. Die meisten hatten geplant, weiter zu laufen, wegen des Wetters und weil jemand mit GPS mit Wettervorhersage sagen konnte, dass der nächste Tag gut werden würde, blieben am Ende jedoch alle dort: 10 Leute in einer 6 Bett Hütte mit Lehmboden.
Bei den Hütten gilt: Wer zuerst da ist, hat ein Bett.

Drei Engländerinnen, die ankamen als wir bereits zu fünft waren, verkündeten, dass man sich jeweils zu viert auf die drei Matratzen legen würde. Kein Vorschlag. Die Damen reisen mit Schminke, tragen Zelte mit sich herum, haben aber eine Abneigung dagegen.
Nach einigem Hin und Her und als wir erfuhren, dass sich der Wind abends legen und es nur wenig Regen geben sollte, gaben wir unsere Betten auf und zogen ins Zelt. Das schwedische Pärchen, mit dem wir schon seit Tagen parallel wanderten, ebenfalls. Damit war das Problem gelöst.
Es macht sowieso keinen Spaß in einer winzigen Hütte mit Mäusen auf Matratzenlagern mit sechs Leuten zu schlafen. Da zogen wir unser Zelt jederzeit vor.
Am frühen Abend legte sich tatsächlich der Wind und wir bezogen unser tragbares Zuhause. Später am Abend kam Regen auf, der tolle Geräusche auf dem Zelt machte und sich Nachts wieder legte.

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Tag 132: Stodys Huts - Hawea

Am nächsten Morgen zogen wir wieder beim ersten Licht los. Der Weg kletterte auf einem Farmweg in Serpentinen die letzten 300 Höhenmeter hinauf auf einen Höhenzug, welchem er mit einigen Auf und Abs folgte.
Erstes Ziel war Breast Hill, von dem man eine tolle Aussicht auf die hohen Berge, insbesondere Mount Aspiring (3033 Hm) haben sollte.

Auf dem Weg dorthin durchquerten wir eine Alm/Hochfarm auf der Merinoschafe gehalten werden. Im Vergleich zu normalen Schafen sind Merinos wohl sehr viel robuster. Augenscheinlich war vor allem, dass sie etwas größer und mit längeren Beinen ausgestattet sind, sowie ihre Farbe, die etwas mehr in Richtung grau tendiert.

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Auf dem Breast Hill (1578 m) angekommen hatten wir tätsächlich eine fantastische Aussicht auf Lake Hawea, die Berge ringsherum und Mount Aspiring. Als wir auf dem höchsten Punkt unsere Pause einlegten, hatte sich der Wind gelegt, aber es war recht kalt, da sich die Sonne hinter den Wolken versteckte.

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Nun hieß es nur noch dem Höhenzug zum Kamm folgen, auf dem der Abstieg steil zum See hinunter führte, immer am Zaun zwischen Naturschutzgebiet und Alm entlang. Die Schafe waren übrigens wie häufig auf beiden Seiten des Zauns. Nicht sehr effektiv als Grenze.

Auf halbem Weg nach unten war plötzlich ein Kreischen zu vernehmen und ein schwarzer Greifvogel flog in 20-30 Meter Entfernung an mir vorbei, landete auf einer Felsnase, würdigte uns keines Blickes, krakelte aber weiter herum...

Auf einer der Kuppe des Kamms kurz bevor wir den See erreichten, legten wir unsere Mittagspause ein. Mit noch weniger Wind, 800 Höhenmeter tiefer und ein bisschen Sonne war es hier schon sehr viel angenehmer, als oben.

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Am Seeufer angekommen, folgten wir den Spaziergehwegen zum unteren Ende des Sees, wo der Ort Hawea lag. Offensichtlich ein teurer und begehrter Ort, da es viele Villen und Baustellen gab. Kurz vor dem Ort begann mein Bein arg zu schmerzen, weswegen wir am Strand im Ort eine lange Pause einlegten, bei der ich mein Bein kühlte, während Anja fleißig den See mit Kieseln befüllte.

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Am kleinen Supermarkt im Ort gönnten wir uns eine Cola und ich ein Eis, bevor wir am Motel nebenan für einen Spotpreis unser Zelt aufschlugen. Zudem gab es vergünstigt Fish&Chips und ein Bier. Nicht im Restaurant, wo wir uns erst hinsetzen, sondern nebenan in der Bar. Leider war der Platz der Übernachtsspot für Backpacker, weswegen es auch nach 23:00 noch nicht leise wurde.

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Tag 133: Hawea - Wanaka

Am nächsten Morgen fühlte sich mein Bein nicht wirklich besser an. Ich legte die Knöchelbandage an und wir liefen langsam los. Es gab genug Stellen, um zwischendurch abzubrechen und sich mitnehmen zu lassen. Versuchen konnte man es also.

Der Weg von Hawea nach Wanaka verlief am Anfang am Fluss Hawea entlang, ein recht monotoner Radweg. Einziges Highlight waren zwei kleine Staustufen, die Wellen für Surfer und Kajakfahrer erzeugen. Leider war dort niemand im Fluss. Nur ein Haubentaucher kam vorbei und spielte ein bisschen mit der Strömung.

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Wir erreichten Alberton, wo der Hawea in den Cardrona River, den Ausfluss des Lake Wanaka, mündet. Dort durchquerten wir einen von der Gemeinde betriebenen Campingplatz, der den Eindruck einer Wohnwagensiedlung machte. Anschließend folgten wir einem Mountainbike Trail den Fluss hinauf zum Lake Wanaka. Das Ufer des Flusses und des Sees hatte ein paar nette Stellen. Das Wetter wollte jedoch nicht so richtig an diesem Tag. Aber immer wieder war zu sehen, dass hier viel Geld wohnte.

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Dementsprechend teuer war auch ein Großteil der Unterkünfte und die Hotels in Wanaka. Wir hatten uns am Tag zuvor einen kleinen Bungalow im Zeltplatz, der in der Stadt lag, reserviert.

Die Stadt an sich war kleiner als erwartet, insbesondere vermissten wir schmerzhaft einen McDonalds... Deswegen gab es, nachdem wir nach über 30 Tagen endlich wieder unsere Bouncebox eingesammelt haben, "nur" Pizza von Dominos, bevor wir uns Zutaten für Salat kauften, Karten im Kino für den nächsten Tag besorgten und in den Bungalow einzogen.

Bei der Essenszubereitung wurde wieder improvisiert, weil ja auf den meisten Zeltplätzen hier kein Geschirr verfügbar ist. Da muss man sich dann was einfallen lassen.

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Tag 134-135: Wanaka

Unsere beiden Pausetage nutzen wir wie immer zum Bloggen und endlich auch um uns mal Gedanken über unseren Rückweg zu machen. Nach Trail Notes waren es nur noch etwas mehr als zwei Wochen bis nach Bluff und wir hatten noch keinen Flug.

Trotz dieser relativ kurzen Restzeit mussten wir nochmal Ausrüstung ersetzen. Meine Socken waren schon vor Wochen gerissen und geflickt worden und die Schultern meines T-Shirts bestanden nur noch aus dünnem Nylon, wodurch ich regelmässig Sonnenbrand auf der Schulter bekam.

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Anja konnte die unterwegs gezeichneten Hikingbugs auch endlich mit Farbe versehen, da die Aquarellstifte und Pinsel in der Bouncebox lagen. Die Comicsammlung wächst also weiter.

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Unser Plan einen kleinen Umweg zu laufen, um mehr Berge und vor allem Gletscher zu sehen, mussten wir leider verwerfen, da das Wetter nicht mitspielte und die Route bei Regen als sehr gefährlich gilt.

Das Kino war sehr gemütlich mit Sofas und einem Chef, der jeden freundlich und mit lustigen Sprüchen begrüßte und bediente. In der Pause vom Film gab es frisch gebackene Cookies und selbstgemachtes Eis. Der Film, "Lady Bird" war genial. Unaufgeregt, ohne langweilig zu sein, häufig zum schmunzeln und mit kurzen lustigen Spitzen. Interessanter und erfrischender Einsatz von Szenen und eine Liebeserklärung an Sacramento. Das Kino fühlte sich an, als würde man einen Film bei jemandem zu Hause schauen und der Film selbst, als würde man einen Lebensabschnitt einer Familie begleiten, ohne die für Filme üblichen Zuspitzungen.


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