Taumarunui nach Whakapapa

Tag 55: Taumarunui - Owhango

Nach zwei Tagen Pause ging es für uns weiter. Wir standen relativ spät auf, da unser Shuttleservice (die Zeltplatzbesitzer) vom Zeltplatz in die Stadt erst um 0930 fuhr. Fertig packen und Reste frühstücken. Unser Einkauf vor zwei Tagen hat super gepasst. Es war fast nichts mehr übrig und wir vertilgten sogar noch die restlichen Toast der beiden Dänen. Der Bacon wurde gebraten und in einem Ziplock-Beutel verstaut, um die Pitas mit Käse mittags aufzuwerten. Mjam.

In der Stadt gaben wir unser Paket auf, kauften noch einen Packen Nudeln und Weihnachtsmützen für die Kanutruppe. Da das Wasser in der Stadt überall abgestanden schmeckte, gingen wir nochmal in den Supermarkt und kauften ausnahmsweise welches dort. Der Weg sollte uns heute über Straße zu einem anderen kleinen Ort führen, an dem ein weiterer Mountainbike Track startet - die 42-Traverse.

Bereits am Morgen auf dem Zeltplatz und in der Stadt hatte es ständig zwischen bewölkt und Nieselregen gewechselt. Genau so ging es den ganzen Vormittag weiter, meist gerade wenig genug, um ohne Regenjacke zu laufen, da es doch recht warm war.

Nachdem wir aus der Stadt hinaus waren, begann wieder hügeliges Farmland, diesmal jedoch mit allerhand unterschiedlichen Tieren: Schafe, Kühe, Pferde, Ziegen, Rehe und Strauße.


Nach dem Strauß setzte der Regen so richtig ein. Da wir bereits relativ nass waren, verzichteten wir auf Regenjacken und ließen uns einfach nass regnen. Ein kleines bisschen kühl, aber solange man in Bewegung blieb gerade noch angenehm.

Wir hatten Glück. Nach einiger Zeit ließ der Regen erst nach und kurz darauf kam das erste mal die Sonne hervor. Der Weg wurde zur Schotterstraße und stieg langsam in einem Tal an. Auf dem höchsten Punkt legten wir - schon fast wieder trocken - unsere Mittagspause ein. Von hier waren es nur noch ~2h bis zum angepeilten Zeltplatz.

Dieser lag hinter einem kleinen Ort, dem man leider ansah, dass es dort nicht so gut läuft. An der einzigen Hauptstraße gab es mal ein Motel, ein Gemischtwarengeschäft und einen Souvenirladen. Alles geschlossen.

Kurz nach dem Ort stießen wir auf ein Schild zu einem kurzen Rundweg, auf dem auch unser Zeltplatz und eine Stelle zum Schwimmen im Fluss eingezeichnet war. Der TA selbst lief weiter geradeaus den geschotterten Forstweg entlang. Wir bogen ab und liefen durch ein Waldstück und eine Lagune (Teich mit Laufsteg) an deren Ende ein umgestürzter Baum den Weg versperrte. Egal da kommt man durch!

Als wir die Badestelle erreichten, stürzten wir uns in den kalten, klaren Fluss - waschen war damit auch gleich erledigt. Es war tatsächlich eine relativ große Stelle zum Schwimmen. Man konnte nicht mehr stehen und die Strömung war deutlich bemerkbar. Jeweils unter und oberhalb waren ordentliche Stromschnellen zu sehen.

Da unser Zelt nirgends hin passte, zogen wir weiter zum Parkplatz mit Toiletten an einer Brücke, wo es eine Picknick-Wiese gab. Hier befand sich auch der Start der 42-Traverse. Perfekt zum Zelten. Der Abstieg zum Wasser war etwas sportlich, aber kein Problem für Boulderer.
Im Laufe des Abends kamen tatsächlich noch einige Joggerinnen vorbei. Doch nicht so ausgestorben der Ort.

Tag 56: Owhango - Tongariro Base Camp

Verschlafen. Der Wecker stand auf 0500 aufgestanden sind wir um 0600. Auch am Morgen kamen wieder Joggerinnen vorbei.

Nach unserer einstündigen Morgenroutine starteten wir die 42-Traverse. Nach den Trail Notes ist sie als matschig, rutschig, unbeschildert beschrieben. Wir hatten also einigen Respekt.
Wie sich schnell zeigte zu unrecht. Es war ein Mountainbike- und 4x4-Trail und der größte Teil war eine einfache Schotterpiste. Nur abschnittsweise gab es kurze, schlammige Stellen. Die Ausschilderung war dürftig, aber gerade ausreichend. Nur einmal mussten wir das GPS zu Rate ziehen. Genau dort überholten uns 4 andere Wanderer, die wir bereits vom Holiday-Park in Taumarunui kannten. Wir wiesen ihnen den Weg und ließen sie vorbei ziehen, da wir keine Lust auf Rudelwandern hatten. Das ist auch sonst eher unüblich. Laufen mehrere Wanderer eine Etappe gleichzeitig, grüßt man sich und redet miteinander, ggf. sitzt man auch mal eine Pause zusammen, aber meist ist einer schneller/langsamer und man verliert sich anschließend wieder aus den Augen. So auch hier. Sie liefen im Laufe des Tages dreimal an uns und wir dreimal an ihnen vorbei.

Auf dem MTB-Trail kam uns zwar kein Mountainbiker entgegen, dafür aber zwei Jäger auf ihrem Quad mit zwei großen Rehen vorne drüber geworfen. Außerdem ein junger Rauschebart, der den Eindruck machte Ranger zu sein.

Insgesamt eine der schöneren Waldstrecken, die durch die Täler mit Bächen und steilen Hügeln und Felswänden schöne Ausblicke bot. Einer der Ausblicke ging sogar auf das Bergmassiv, das unser Ziel für den kommenden Tag war.

Entgegen unserer Vermutung gab es jedoch keine schönen Zeltplätze an den Stellen, wo sich der Weg dem Fluss näherte. Nur am Weg gab es gelegentlich begraste Einbuchtungen, meist aber ohne Wasser und nicht toll gelegen. Also zogen wir weiter.

Am Ende des Weges fanden wir beim Überqueren einer Brücke einen Zettel, die andere Hiker hinterlassen hatten - für jemand anderen. Darin stand, dass der nächste Zeltplatz teuer und schlecht bewertet sei und sie weiter per Anhalter fahren wollten. Egal es war schon spät und wir hatten keine Lust auf solche Umstände.

Am Zeltplatz waren wir erst um 6/halb 7 herum. Er kostete 22 NZD pro Person. Für die Lage, direkt am Tongariro Crossing - DEM Wanderweg auf der Nordinsel - völlig in Ordnung. Normalpreis ist 15 NZD pro Person. Zudem war er gut gemacht und instand gehalten.
Leider war die Zeltwiese nicht allzu groß und die Parzellen ohne Abgrenzung zueinander. Wir mussten uns also direkt neben andere Touristen stellen. So etwas sind wir nicht gewöhnt, normalerweise haben wir mindestens 50 m Abstand zu anderen Zelten! Naja halb so wild.
Dummerweise nur war unser Nachbar ein lauter Schnarcher ... sowas sollte kennzeichnungspflichtig sein.
Ab ins Zelt um ~2200 und Ohrstöpsel rein.

Tag 57: Tongariro Base Camp - Whakapapa

Das Tongariro Alpine Crossing: 19 km und 1200 Hm in südlicher Richtung, die wir liefen. Die andere Richtung ist empfohlen - weniger Höhendifferenz und man wird per Busshuttel zum Startpunkt gefahren und auf der anderen Seite wieder eingesammelt, da die Parkplätze zu klein sind für den Ansturm. Die Wanderung ist sehr beliebt, da sie durch Vulkanlandschaften führt. Unter anderem auch eine Kulisse für Herr der Ringe: Mordor und der Schicksalsberg.

Für uns standen mehr Kilometer auf dem Plan - erst noch die 7 km Straße vom Zeltplatz bis zum Start des Trails, dann das Crossing (wenn alles gutlief inklusive eines Aufstiegs zum höchsten Gipfel des Tongariro Massivs - Mount Ngauruhoe - auf 2291m), weiter zur Mangatepopo Hütte, in der leider kein Platz mehr zu buchen war und zum Abschluss noch 9 km bis nach Whakapapa zum nächsten Zeltplatz. 38 km mit 2153 Höhenmetern. Muss drin sein.

Um 0500 standen wir auf - mit wenig Schlaf dank Schnarcher vom Nachbarzelt. Erstmal 7 km die Straße vom Zeltplatz zum Startpunkt des Crossings. Es gab tatsächlich einen extra Parkplatz für Busse und beide Parkplätze waren mit Personal besetzt, damit niemand blödsinnig parkt, wie Autofahrer das gerne manchmal so tun.

Irgend jemand auf dem Carpark briet gerade Bacon, als wir vorbei liefen. Gemein.

Los ging es durch Wald auf gut präparierten Wegen und über weißlich gefärbte Bäche hinweg. Der Wald ließ nach und wurde durch typisches Hochgebirgsgebüsch und -kraut ersetzt. Damit einher kam der Wind, morgens um 0900 noch recht frisch.
In weitläufigen Serpentinen ging es immer weiter hinauf. Man konnte schon sehr deutlich den Dampf der ersten heißen Quellen sehen, zu denen es leider keinen Zugang gab. Schwefeldampf lag in der Luft.

An einer alten Hütte legten wir kurz eine Rast ein. Dort trafen wir auch einen Teil der Wanderer von gestern wieder an. Sie erkannten jemand anderen, der eher aussah wie ein Trailrunner. Ein wahnsinniger Kiwi, der auf seinem Rekordversuch war, den gesamten TA in 80 Tagen zu schaffen. Die anderen waren begeistert! Er selbst abgebrüht und wir nur minder interessiert - einfach eine ganz andere Art an den Weg heran zu gehen.

Kurz danach erreichten wir den ersten Pass und es wurden deutlich mehr Wanderer, die uns entgegen kamen.

Unsere Mittagspause verbrachten wir an einem der kleinen türkis-blauen Kraterseen - den Emerald Lakes - und schauten den Massen an Touristen in Jeans, Leggings und Sneakern zu, wie sie sich stolpernder-, rutschender- und schnaufenderweise die 200 m nicht ausgebauten Weges zum Red Crater hoch oder runter quälten. Ordentliche Steigung und eine gescheite Schotterpiste. Teilweise hatten sie an der Hand oder im Arm jemand anderen, wenn dessen Nerven nicht reichten. Vielleicht nicht immer das Richtige.

Nach der Mittagspause zogen wir weiter, bezwangen die Schotterrampe und durchquerten die Ebene von Mordor, um an den Fuße des Schicksalsbergs (Mount Ngauruhoe) zu kommen. Um diese Zeit war der größte Touristenansturm schon vorbei. Der Mount Ngauruhoe zählt aufgrund seiner vielen Ausbrüche als einer der aktivsten im 20. Jahrhundert. Es war 1300, 3h Hin und Zurück über 2 km und 700 Hm. Bis auf kleinere Wolken, die gelegentlich den Gipfel passierten, war das Wetter perfekt. Jetzt oder nie! Minirucksack mit Wasser, Müsliriegeln, Daunenjacken und Papieren bepacken. Rucksäcke deponieren und los ging es!

Der Weg war trotz GPS nicht so leicht zu finden - es gab so viele davon. Summitpost empfahl über ein Felsenband aufzusteigen. Also hielten wir darauf zu und folgten den großen Gesteinsbrocken. Die Farben unter unseren Füssen wechselten zwischen rostrot, braun, pechschwarz und schwefelgelb. Anstrengend und ab und zu mit Handeinsatz. Gelegentlich kamen mir Zweifel - vor allem in den steilen Schotterpassagen. Oft hieß es dort zwei Schritte vor und einen zurück. Aber am Ende war es machbar und vor allem einfacher als es von unten aussah.

Nach 1h15min waren wir oben. Schnee im Krater. Daunenjacke unter die Windjacke, um es im eisigen Wind auszuhalten. Stellen aus denen heißer Dampf und Wasser hervortrat. Eine geniale Aussicht auf die Mondlandschaft um den Vulkan, die angrenzende Rangipo-Wüste und die Schneefelder des benachbarten Ruapehu. Foto. Müsliriegel. Runter.

Diesmal in einer Rutschpartie das Schotterband neben den Felsen hinab. Steiler aber auch schneller und sicherer für den Abstieg. Fuß vor. Warten bis man stehen bleibt. Wiederholen. Nicht nach oben schauen, sieht schlimmer aus, als es ist.
Meine rote Rucksackhülle sah man bereits ab 1/3 des Abstiegs als kleinen roten Punkt zwischen den schwarzbraunen Felsen. Praktisch.

1600 waren wir wieder unten. Der Abstecher auf den Gipfel hat einiges an Kraft gekostet. Auf zum Zeltplatz in ~16 km Entfernung! Die Hütte nach 7 km war leider ausgebucht, deswegen gab es dort nur Wasser für uns.
Da es bereits 1745 war, als wir dort ankamen, riefen wir beim Zeltplatz an und buchten vor. Dank des Rabatts für TA-Hiker und des netten Mannes am Telefon bekamen wir ein 6er Bunkbett Zimmer für uns allein zum Preis eines Zeltes. Schlüssel wurde in der schwarzen Box beim Eingang platziert. Perfekt.

Der Weg zum Zeltplatz war mit 3-4 h für 9 km angeben. Zum Glück ging es bergab und der Weg war frisch freigeschnitten, so dass wir uns nicht noch durch Gebüsch kämpfen mussten. Es war nicht leicht durchzuhalten, aber wir schafften es um 2015 am Zeltplatz zu sein. Das Zimmer war in einer Skilodge mit Küche und Dusche im gleichen Gebäude. Super.

Im Gebäude wurde daraufhin gewiesen, dass wir uns in der Gefahrenzone des Vulkans befinden. Zum Glück gab es nur einen Feueralarm und keinen Lahar-Alarm.


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