Tarn Hut nach St. Arnaud

Tag 98: Tarn Hut - Top Wairoa Hut

Von der Hütte aus ging es kurz bergauf und dann ziemlich schnell ziemlich steil bergab zum Wairoa River. Begleitet wurden wir von einem konstanten Summen von Hunderten von Wespen über uns. Diese werden hier gerade großflächig bekämpft, da sie mit Vögeln um die Nahrung konkurrieren und einheimische Insekten vernichten.

Der folgende Wegteil am Wairoa River entlang, war eine der kritischsten Stellen dieser Sektion, wenn das Wetter nicht mitspielte. Bei starkem Regen kann der Flusspegel extrem schnell ansteigen, was das Weiterwandern unmöglich macht, da der Weg den Fluss mehrmals quert. In solchen Fällen heißt es Abwarten und hoffen, dass das Essen reicht oder aus dem Track aussteigen - über eine mehrstündige Alternativroute in Richtung Straße.

Uns zeigte sich früh bereits der blaue Himmel und den ganzen Tag begleitete uns strahlender Sonnenschein.

Nach dem steilen Abstieg ging es noch über eine 1-Personen-Hängebrücke. Dort teilte sich der Weg - links zur Hütte und rechts der Ausstieg zum entfernt liegenden Straßenende.

In der Mid Wairoa Hut vor dem eigentlichen Weg entlang des Flusses, lasen wir wie immer das Hüttenbuch. Und hier eröffneten sich dieses Mal ganze Geschichten der vor uns Wandernden. Teile unserer Wanganui-River-Truppe waren uns etwa 10 Tage voraus und sind scheinbar bei strömendem Regen in der Hütte angekommen. Kein Weiterkommen - 6 Betten in der Hütte und 8 Leute saßen fest. Man sah, wie in der Spalte 'Nights stayed' erst eine 1, dann eine 2 und schließlich eine 3 stand. Dann gab es eine große Klammer für alle, dass sie an Tag 3 den Weg zur Straße gewählt haben. Wir lasen weiter - eine Woche später tauchten ein paar der Namen wieder auf. Da sind wohl welche zurückgekommen, um den Trail bei besserem Wetter doch noch zu begehen.

Wir wussten also wieviel Glück wir hatten, als wir an unsere erste Flussquerung kamen. Das Wasser war glasklar, zwar an einigen Stellen schnell, aber ging uns - wenn man gute Stellen zum Queren suchte - nie höher als bis zum Knie.

Der Weg an der Seite des Flusses hatte auch einige haarige Stellen, für die wir sogar zuvor auf dem Pelorus Bridge Campground eine Warnung gesehen haben. Teile des Weges waren zum Fluss hin abgesackt oder ausgeschwemmt, so dass man teilweise nur recht kleine Fußtritte fand oder sich oft mit den Händen abstützen oder irgendwo hochziehen musste. Nicht jedermans Sache. Der Großteil des Weges war jedoch trocken und somit trotz allem recht gut zu begehen. Und so langsam wurde der Rucksack auch wieder leichter, was das Wandern und Kraxeln vereinfachte.

Wir genossen von verschiedenste Stellen aus den Blick auf den Fluss, machten unzählige Fotos und kamen dementsprechend nicht ganz so zügig voran.

Als sich jedoch gegen 3 Uhr die Umgebung schlagartig änderte - vom grünen Flusstal hin zu einer rotbraunen Wüstenlandschaft, wussten wir, dass die nächste Hütte nicht mehr weit sein kann. Wir hatten Red Hills Country erreicht. Das Gebiet ist Teil der Richmond Ranges und wir würden es in den nächsten 2 Tagen queren. Namensgebend sind die markant rot-leuchtenden Gesteine, die vom hohen Mineraliengehalt in diesem Gebiet zeugen. Geologisch sind die Red Hills Reste einer untergegangenen tektonischen Platte, die nur hier auf dem Land sichtbar sind und sonst nur auf dem Meeresboden.

Wir erreichten die Hütte (direkt nach der Toilette zur Hütte) und suchten auf dem steinigen Boden nach einem Zeltplatz. Das Zelt blieb allerdings bis nach Sonnenuntergang noch eingepackt, damit wir abends nicht in einem Backofen schlafen müssten. Es folgte die übliche Routine - Waschen im Fluss - uns selbst und unsere Klamotten und diese dann zum Trocknen aufhängen, Abendessen kochen (hauptsächlich Curry Couscous :) ).

Der Abend endete mit rot leuchtendem Sonnenstrahlen auf den umliegenden Bergen und einer Hummel, die sich mit einem Stich in meinen Oberarm dagegen wehrt, eingequetscht zu werden.

Tag 99: Top Wairoa Hut - Porters Creek Hut

Für den kommenden Tag rechneten wir mit ähnlichem Wetter wie am Vortag, nur dass wir jetzt oberhalb der Baumgrenze unterwegs wären. Dementsprechend wollten wir etwas zeitiger los...klappte...fast. Wir hatten uns wohl inzwischen schon so auf 6 Uhr Aufstehen und kurz vor 7 Loslaufen eingespielt, dass der Wecker vorab von uns beiden immer geflissentlich überhört wurde. Also Start wie immer.

Es ging bergauf und wir sahen beim Anstieg, wie die Sonne sich schnell vom Gipfel des Berges auf uns zu bewegte. Bald lief uns der Schweiß und wir erreichten den Kammweg in Richtung Mount Ellis ziemlich durchnässt. Aber es lohnte sich wieder - von oben hatte man einen sehr guten Blick über die umliegenden Ranges.

Danach führte uns der Weg bergab zur Hunters Hut, bei der wir unsere Mittagspause einlegten. Es gab Bannock. Damit konnte Simon jedes Mal wieder bei unseren Mitwandernden Eindruck machen.

Am Nachmittag folgten wir weiter den orange-leuchtenden Markierungsstangen über Gesteinsfelder und Gerölllawinen. Ab und an konnte einem da schon einmal der Fuss abrutschen, dementsprechend aufmerksam schauten wir, wo wir unsere Füsse hinsetzten. Generell füllten wir uns aber auf solchen Wegen sehr viel wohler als in den nördlichen Waldgebieten. Und wir waren froh darum, im Sommer vor unserer Reise den GR54 gelaufen zu sein und dort unsere Gerölltauglichkeit getestet zu haben.

Wie die Tage zuvor, erreichten wir die Hütte zwischen 3 und 4 Uhr. Diesmal war schon ein deutsches Pärchen da, deren Namen wir bisher nur aus den Hüttenbüchern kannten. Steffi und Holger erzählten uns, dass sie einige harte Tage hinter sich hatten und nicht mit der Schwierigkeit der Wege auf dem Te Araroa gerechnet haben. Und gerade hier in den Bergen sind sie wohl an ihrem Limit angekommen. Trotz allem sind sie bis hierher gekommen, wo andere den Trail schon längst verlassen mussten.

Tag 100: Porters Creek Hut - St. Arnaud

Aufstehen um 5 und Loslaufen um 6 Uhr - die innere Uhr war geschlagen. Yeah.
Wir wollten nach St. Arnaud - dem Ort, wo unser nächstes Paket auf uns wartete.

Der Weg ähnelte dem des Vortages. Kraxelstellen über größere Gesteinsbrocken sowie Schotterhänge. Wir kamen rasch voran und waren gegen 10 Uhr an der Red Hills Hut, wo uns der Magen schon knurrte und wir kurzerhand unser Mittagessen vorzogen. Da wir noch zu viel Couscous übrig hatten, gab es das jetzt auch mal als Tagesverpflegung.

Nach uns kamen nach und nach alle an, die am Vorabend auch in der Porters Creek Hut übernachtet hatten. Die meisten nahmen den direkten Weg von der Hütte zur Straße, um schnellstmöglich nach St. Arnaud zu kommen. Wir nahmen die Scenic Route...den eigentlichen TA...das hieß allerdings bei Mittagshitze nochmal 700 Hm nach oben und 1000 Hm runter.

Zuerst ging es dabei über einen Mountainbiketrail, der zur Abwechslung wirklich mal den Namen verdient hatte - steil, schmal und über Stöcke und Wurzeln. Wir hatten nach Timber Trail und Fisher Trail mit einem etwas weniger anspruchsvollen Weg gerechnet. Tatsächlich mussten wir zur Seite hüpfen, als uns eine Gruppe Mountainbiker auf dem steilsten Stück der Strecke entgegen kam. Zwei ältere Pärchen um die 65, super fit offensichtlich. Ein überraschtes "Hi" und ein "Sorry concentrating here!" und schon waren sie vorbei.

Es folgte ein Stück 4WD bis wir noch 8 km State Highway vor uns hatten. Zum Glück war dieser deutlich weniger befahren als unsere geliebte SH1, die wir so oft auf der Nordinsel bewandern durften.

Gegen 17:30 Uhr kamen wir in St. Arnaud an. Wir hatten es tatsächlich geschafft, die Sektion von Pelorus Bridge bis hierher in 7 Tagen zu laufen. Wir hatten uns nicht übernommen und für uns die wohl bisher schönsten Tage auf dem Trail gehabt.

Nachdem wir allerdings keine Unterkunft gebucht hatten, blieb uns die Wahl, zu zelten oder ins nicht ganz günstige Hotel zu gehen. Nach ziemlichem Hadern mit unseren selbstauferlegten Hikerregeln, dachten wir irgendwann 'sei's drum' und gingen ins Hotel und abends gab's noch Pizza. ;)

Tag 101: St. Arnaud

Scheinbar war im Hotel kein kleines Zimmer mehr frei und so bekamen wir zum vergünstigten Preis ein doppelstöckiges Familienzimmer mit insgesamt 5 Betten. Den Tag verbrachten wir mit Zeltwäsche, Klamottenwäsche (zur Abwechslung nicht im Fluss sondern mit Seife im Waschbecken) und Bloggen - hauptsächlich liegend auf dem monströsen Doppelbett. Der weiteste Weg führte uns in die Tankstelle gegenüber, um Cola und Kekse zu kaufen. Ein Zero-Day kann so schön sein.


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