Spirits Bay nach Ahipara
Tag 1: Spirits Bay - Pandora Camp
So richtig los ging es für uns dann am Spirits Bay Camp. Nachdem es erst gegen halb drei war und unsere letzte Mitfahrgelegenheit uns versichert hat, dass nach 3 Stunden Wanderung, ein kleiner Campingplatz mit Wasser kommt, wollten wir den Nachmittag gleich noch nutzen - mit Blick auf Strand und wilden Pferden auf einer nahegelegenen Wiese.
Einzig mein Rücken machte mir zu schaffen. Irgendwie hatte ich ihn mir im Laufe des Tages verhoben, als ich meinen Rucksack auf eine Rückbank einer unserer Mitfahrgelegenheiten hiefte.
So ziemlich genau nach drei Stunden erreichten wir unser Ziel - ein DOC-Campsite, wo es tatsächlich eine kleine Wasserstelle (mit Wasser aus einem nahen Bach), Toiletten und eine überdachte Schutzhütte in der Mitte gab. Das ging ja mal einfach los.
Gegen zwei Uhr nachts wachte ich durch ein lautes Geräusch im Vorzelt auf - ein Kratzen und Reißen. Ich war ziemlich schnell auf den Beinen und weckte durch meine Bewegungen auch Simon auf. Ich strahlte mit meiner Stirnlampe ins Vorzelt und Simon klatschte ein paar mal laut. Das Vorzelt war leer bis auf unsere Rucksäcke. Aber die Bissspuren, die wir später in unserem Brot fanden, sagten uns, dass wir uns das Geräusch nicht eingebildet hatten. Es erinnerte mich irgendwie an die diebischen Opossums in Australien...gab es die hier etwa auch? Wir fühlten uns extrem gut informiert.
Als wir am nächsten Tag an einem Schild vorbei liefen, welches Wanderer über ausgelegte Fallen für wilde Katzen, Ratten und eben auch Opossums informierte, hatten wir schließlich unsere Antwort.
Tag 2: Pandora Camp - Twilight Camp
Am nächsten Tag ging es dann bei schönstem Wanderwetter weiter - leicht bewölkt und ab und an schaute die Sonne raus.
Wir folgten dem Coastal Walk weiter, der Teil des Te Araroa-Weges war. Dieser führte uns auf und ab über dicht bewachsene Hügel und in kleine einsame Strandbuchten.
Am frühen Nachmittag erreichten wir Cape Reigna - den eigentlichen Start des Te Araroa.
Von dort aus wies ein Schild 5 1/2 Stunden bis zum Twilight Camp aus...puh...musste es denn gleich so viel sein? Über weitere Hügel und später riesige Sanddünen ging es weiter...ohne fixen Pfad - einige orange-markierte Holzpfosten zeigten uns die Richtung.
Am Ende ging es noch den Strand entlang bevor wir über eine Treppe ein Camp erreichten.
Da erst 3 Stunden seit Cape Reigna vergangen war, zweifelte Simon daran, dass es wirklich unser Ziel war. Mich hat das Gewicht meines Rucksacks aber den Tag über ziemlich platt gemacht und mir war es gerade ziemlich egal, ob es das richtige oder falsche Camp war - es gab Stellplätze, Wasser und Toiletten. Was will man mehr?
Ein Blick auf die Karte versicherte uns allerdings, dass wir richtig waren und die Zeitangaben auf den Wanderschildern vielleicht doch mit recht viel Puffer ausgewiesen werden. Auf diesem Zeltplatz lernten wir zwei andere TA-Wanderer kennen - Austin aus Colorado und Melanie aus England.
Beim Zeltaufbau merkten wir, dass ich wohl am Morgen ein Hering im Boden vergessen hatte. Zum Glück hatten wir noch zwei Ersatzheringe dabei...so zeitig hatten wir allerdings nicht mit Materialschwund gerechnet :-(
Dafür kam heute Nacht das Brot mit ins Zelt.
Tag 3: Twilight Camp - The Bluff
Der dritte Tag führte uns zu Beginn noch über ein paar bewachsene Hügel, bevor wir den 90-Mile Beach erreichten, den wir die nächsten 3 Tage entlang laufen sollten...kein Wanderweg mehr, sondern immer in Richtung Süden. Rechts das Meer und Links die Dünen. Die Herausforderung war es, dazwischen genau den Streifen Sand zu finden, auf dem wir gut laufen konnten. Dazu ein ganz feiner Nieselregen - eine interessante Kombination mit Wind und feinem Sand.
Am Abend erreichten wir unser Ziel - den Campingplatz The Bluff. Ich war wirklich ko und hab Simon die Zeltplatzsuche überlassen. Hier haben wir auch unsere drei Amis aus dem Bus wieder getroffen. Die haben die Nacht zuvor kurz vor dem 90-Mile-Beach übernachtet. Nachdem in den Trail Notes aber stand, man solle sich bitte auf diesem ersten Abschnitt des Trails an die allgemeinen Übernachtungsplätze halten, wollten wir das - wenn die Beine mitmachten - auch so einrichten.
Die Wasserstelle auf diesem Zeltplatz bestand aus Wasser, was aus einem Rohr in eine Badewanne abfloss, in dem sich scheinbar ein Aal häuslich eingerichtet hatte.
Tag 4: The Bluff - Utea Park
Strand, Wasser, Muscheln, seltsame Tierchen, Sandflöhe, Wind.
Am frühen Nachmittag sind wir bei der Maori-Hippie-Enklave Utea Park angekommen. Zum ersten Mal bestand die Chance tatsächlich einen Nachmittag mit entspannen und lesen zu verbringen. Am Ende sorgte das kurze Hinlegen und Entspannen aber dafür, dass es mir schnurstracks die Augen zuzog. Nur mein Magenknurren konnte mich von einem erneuten Aufstehen überzeugen.
In der Zwischenzeit haben auch Marly, Tim und Parker (die 3 Amis aus dem Bus) ihre Zelte neben uns aufgeschlagen. Sie haben im Laufe des Nachmittags von ein paar Fischern am Strand gezeigt bekommen, wie man Muscheln sammelt und bereiteten diese gerade zu. So setzten wir uns noch ein wenig zu ihnen und konnten auch vom Strandgut kosten.
Tag 5: Utea Park - Ahipara
Unser Ziel für den nächsten Tag war es die 31 km nach Ahipara zu laufen. Dort wartete ein Youth Hostel und ein kleiner Supermarkt auf uns.
Meinen Blasen, die sich am Vortag an meinen kleinen Zehen eingenistet hatten, ging es am Morgen eigentlich wieder ganz gut. Zwei Pflaster drauf und los ging es.
Immerhin hatte sich der kühle Wind vom Vortag gelegt und wir konnten die Windjacke im Rucksack lassen.
Bei einer kurzen Pause kam ein hinter uns laufendes Pärchen auf uns zugewandert - das mussten die zwei anderen Deutschen sein, von denen wir bereits gehört hatten - Susi und Bruno. Die beiden wollten auch den Weg im Ganzen laufen. Im Laufe des Tages kreuzten sich unsere Weg noch mehrmals und wir erreichten Ahipara zusammen. Vorher versuchten Simon und ich am Strand auch ein paar Muscheln zu finden - leider erfolglos...da hat die kurze Erklärung von Marly am Vorabend wohl nicht gereicht.
In Ahipara machten wir uns auf den Weg zum Youth Hostel, was gleichzeitig auch der Caravanpark war. Dort begegneten wir auch einigen der anderen Wanderer, die wir an der ein oder anderen Stelle auf dem bisherigen Weg getroffen hatten. Die TA-Wanderer hatten bereits eine kleine Ecke des Zeltplatzes für sich eingenommen. Trotzdem entschieden sich Simon und ich für einen kleinen Bungalow - ein Dach, eine Matratze und etwas Platz, wo wir unsere Sachen ausbreiten konnten. Ein wenig blöd kamen wir uns ja schon vor...aber man muss am Ende einfach sein eigenes Ding machen. 'Walk your own hike!'
Tag 6: Ahipara
Am liebsten wären wir beide ja direkt weiter gelaufen. Ahipara schrie jetzt nicht unbedingt danach, dort länger zu verweilen. Ein Blick auf den Wetterbericht, der strömenden Regen ansagte, und die exponentiell gewachsene Anzahl an Blasen an meinen Füßen sagte uns allerdings, dass wir wohl doch einen Pausetag einlegen sollten.
Also verbrachten wir einen Tag im Hostel mit Ausruhen, neue Wanderer empfangen, Blog schreiben, Regen beobachten und warten. Nachdem für den Abend eine Besserung angesagt war, zogen wir wieder ins Zelt um. Zwar war der Bungalow durch unseren Low Carbon-Rabatt recht günstig aber der Zeltplatz kostete eben immer noch nur die Hälfte.