Schischka Campground nach Auckland

Tag 28: Schischka Campground - Stillwater

Langsam hatten wir uns tatsächlich angewöhnt, auf Ebbe und Flut zu achten, wenn wir in den nächsten Tag starteten. Zu Beginn sind wir ja meist einfach darauf losgelaufen und es hat schon irgendwie gepasst. Für den nächsten Tag sagten die Trail Notes allerdings, man solle für die Küstenwanderung etwa eine halbe Stunde vor Ebbe starten. Ebbe war gegen elf. Die Stelle noch 5 km weg. Lange schlafen...yeah!!!

Wir waren zwar trotzdem gegen 7 wach, haben aber dann an diesem sonnigen Morgen einfach mal die Zelttür aufgemacht und die Sonne ins Zelt scheinen lassen. Fühlte sich an wie Wochenende :) Ganz gemächlich standen wir dann auf und packten zusammen. Unser Zeltnachbar war schon längst auf und davon. Nach der Küstenstelle sollte ein Städtchen kommen, also verschoben wir unser Frühstück einfach auch noch bis dahin. Heute standen nur 25 km auf dem Plan...da waren wir insgesamt viel flexibler vom Zeitablauf her.

Zunächst ging es für uns durch ein kleines Waldstück - immer schön auf und ab.

Der Küstenweg selbst war traumhaft - steile Kliffs, Höhlen und Balancieren über felsigen Untergrund. Und das ganze bei strahlendem Sonnenschein. Unterwegs trafen wir auch Marc (UK) wieder, der eben auch noch Ebbe für diese Stelle abwarten musste. Wenn es zeitlich nicht so gut für uns gepasst hätte, hätte es auch vor dem Strand ein Wellnessbad gegeben. Fast könnte man sich ärgern, dass wir so ein Glück mit dem Timing hatten.

Im Laufe der Wanderung zog sich der Himmel hinter uns langsam bedrohlich zu. Sollte es uns heute doch mal wieder erwischen, nachdem für die letzten Tage immer Regen angesagt war und wir am Ende trocken blieben?

Wir erreichten den Anfang des Örtchens. Trotz dunkelster Wolken haben Simon und ich uns erstmal eine Picknickecke gesucht und unsere Mittagsreste aus dem Rucksack verdrückt. Nachdem wir unsere Mägen in den letzten Städten scheinbar immer etwas überfordert hatten, wollten wir sie jetzt stückchenweise an mehr Nahrung gewöhnen. Wir hätten wohl auch einfach ganz auf Fast Food verzichten können...aber nee....dafür waren wir einfach viel zu dauerhungrig.
Als wir unsere Erdnussbutterbrote gegessen hatten, erreichten uns auch pünktlich die ersten Tropfen. Wir packten zusammen und liefen noch die 1,5 km bis zum Ortskern von Orewa. Dort lachte uns als allererstes ein McDonalds Schild ins Gesicht. Der stärker werdende Regen sagte uns, dass hier wohl Teil 2 unseres Mittagessens auf uns wartete. Kaum waren wir durch die Tür, sahen wir auch schon Marc, wie er bereits vor seinem Big Mac Menü saß. Also gab es gleich mal eine TA Ecke, die wir für uns drei samt Rucksäcken vereinnahmten. Wir bekamen es diesmal auch gut hin, erstmal eine kleinere Menge zu bestellen, zu sehen, wie der Magen es verträgt und sich dann weiter durch's Menü zu futtern.

Interessant war der Unterschied, wie Marc und wir mit dem Thema Gewichtsverlust auf dem TA umgingen. Während Marc reichlich übergewichtig gestartet ist und sich inzwischen mit seinen verlorenen Kilo pudelwohl fühlt, müssen Simon und ich schauen, dass wir nicht noch mehr Gewicht verlieren. Die ersten Wochen haben schon etwas an uns gezehrt und wir sollten wohl auch auf dem Trail und nicht nur in den Ortschaften mehr Essen zu uns nehmen.

Nach Prasselregen war der Himmel war inzwischen wieder komplett aufgezogen und wir zogen zu dritt weiter. Erst am Strand entlang und dann durch gemütliches Parkgelände.

In der nächsten größeren Ortschaft gab es einen großen Supermarkt, den wir nutzen wollten, um uns mit Obst und dem Mittagessen des nächsten Tages auszustatten. Dabei wurden wir auch mal wieder an den aktuellen Monat erinnert.

Während wir durch den Supermarkt wandelten, zog es draußen wieder zu und es regnete erneut. Und wieder standen wir im Trockenen und schauten uns das Spektakel an. Genauso schnell wie die Wolken kamen, verschwanden sie auch wieder und wir wanderten unter blauem Himmel weiter. Sehr interessant die schlagartigen Wetterwechsel hier - kein Wunder, dass der Wetterbericht bisher nur sehr grob für uns funktioniert.

Ziel des Tages war ein Zeltplatz in Stillwater, der am Ende eines recht kurvigen Straßenabschnittes lag. Auf diesem Wegteil wechselten Simon und ich permanent die Straßenseite, damit uns die Autos möglichst rechtzeitig sehen. Simon mit seiner roten Rucksackregenhülle hinten und ich mit rotem T-Shirt vorn. Kein Spaß aber irgendwie geht es schon.

Als wir am Zeltplatz ankamen, standen wir vor verschlossener Tür. Simon rief die Telefonnummer auf einem Plakat an und kam nur dazu zu sagen, dass hier 2 TA-Wanderer vor dem Tor stehen. Uns nahm gleich darauf ein älterer Mann in Empfang und meinte, er zeigt uns, wo wir heute Nacht bleiben könnten. Irgendwas an der Formulierung kam uns seltsam vor. Er verschwand kurz im Büro, holte zwei Duschcoins, die er uns in die Hand drückte und lief schnurstracks in Richtung einer kleinen Halle. Hier standen alte Fitnessgeräte, ein Billardtisch, ein altes Klavier und einige ausrangierte Möbel. Er meinte, wir können uns einfach eine alte Matratze schnappen und hier übernachten. Simon und ich schauten uns an und hatten jetzt erst verstanden, dass uns gerade eine kostenlose, überdachte Übernachtungsmöglichkeit geboten wird. Der Zeltplatzbesitzer war ein TeAraroa begeisterter Kiwi, genial!

Der Mann (Pete) erklärte uns auch gleich noch auf einer Karte, wie der nächste Teilabschnitt aussah. Nach etwa 2 km war ein Fluss zu queren, der bei Ebbe etwa hüfttief sein sollte. Ebbe war am nächsten Tag gegen 12. Also wieder ein entspannter Morgen. Gleich darauf erwähnte er, dass es bis Auckland danach nur noch 30 km waren. Alternativ gibt es noch einen weiteren Zeltplatz 10 km vor Auckland, aber Simon und ich waren uns schnell einig, dass wir es am nächsten Tag nach Auckland schaffen wollten.

Unser Mitwanderer Marc kam eine halbe Stunde nach uns an und macht es sich in einem ausrangierten Doppelstockbett gemütlich.

Wir bekamen auch noch einige Stifte hingelegt, so dass wir uns an der Wand verewigen konnten. Obwohl sie auf dem Zeltplatz scheinbar schon seit Jahren TA-Wanderer aufnehmen, waren wir erst die zweiten an der Wand. Von mir gab es einen Hikingbug ;)

Tag 29: Stillwater - Auckland

Am nächsten Morgen hatten wir irgendwie Hummeln im Hintern. Wir wussten zwar, dass wir vor Ebbetiefststand nicht weiter kamen (außer mit dem Umweg über die Straße) aber wir wollten trotzdem los.

Also liefen wir zu einem kleinen Cottage kurz vor der Querung. Dort gab es erstmal entspannt Frühstück.

Später sahen wir Marc an uns vorbei laufen und wir packten unsere Sachen und liefen zur Querung. Als wir sahen, dass sich nur noch kleine Bächlein durch den Sand zogen, wollten wir es doch gleich einmal versuchen. Es war gegen 10 Uhr 30. Vielleicht war das mit dem hüfttief ja übertrieben?

Über 300 m hinweg ging es durch ein paar kleinere Rinnsale und wir machten uns schon darüber lustig, was die Neuseeländer wohl unter hüfttief verstehen...und plötzlich standen wir vor einem Fluss...hmm...war wohl doch ernst gemeint.

Marc legte kurzerhand seinen Rucksack ab und eilte mit dem Satz voran 'let me check that'.
Bis zur Hälfte war seine Hüfte schon im Wasser. Noch ein Stück weiter und das Wasser ging ihm bis zu den Achseln. Er kam zurückgeschwommen.

Nun hieß es also Geduld haben. Simon steckte seine Stöcke in den Fluss, damit wir sehen konnten, wie weit er zurückging. Wir legten unsere Zeltunterlage auf den feuchten Sand, unsere Rucksäcke darauf und warteten. Zwischendurch gab es Erdnussbutterbrote und frisch gekochten Tee. So ließ es sich aushalten.

Gegen 11 Uhr 45 hatte sich das Wasser nochmal deutlich zurück gezogen. Wir packten zusammen, Hosen aus und zogen los. Marc fand die beste Stelle. Als wir im Wasser waren, mussten wir die Rucksäcke noch einmal auf die Schultern befördern. Immerhin - alles bis auf die Unterhose blieb trocken. Aber hüfttief heißt eben wirklich hüfttief.

Danach ging die eigentliche Tageswanderung los. 30 km. Wir gingen davon aus, dass es in Richtung Auckland hauptsächlich über Straßen und befestigte Wege ging - sollte machbar sein. Am Anfang ging es noch über einen Küstenweg bis zum Strand hinab.

Von da ab führte uns der Weg von einer Bucht in die nächste. Hoch auf Hügel, gesäumt mit Villen und Ferienhäusern. Blick auf's Meer, die Vulkankegel, die Aucklands Bild prägen und den nächsten Strandabschnitt. Runter in die Buchten - immer frei von Gebäuden. Hinter dem Strand gab es jeweils eine kleine Grünfläche mit Spielplatz und öffentlicher Toilette.

So idyllisch hatten wir uns den Abschnitt vor Auckland nicht vorgestellt. Je näher wir der Stadt kamen, desto mehr Leute betätigten sich mit den verschiedensten Wassersportarten - Windsurfen, Paddeln, Hochseeschwimmen, Kite Surfen und vor allem Segeln. Die schiere Anzahl an Segelbooten hatte der Stadt auch den Beinamen 'City of Sails' eingebracht.

Gegen 18 Uhr waren wir beim angekündigten Zeltplatz vor Auckland. Dahinter sollte es auch einige Geschäfte geben. Zeit für ein erstes Abendessen - zwei Pies und dann noch einen Döner.

Danach ging es weiter - die Stadt zog uns an. Weniger weil wir unbedingt nach Auckland wollten, sondern weil wir damit wieder da ankamen, wo wir vor etwa vier Wochen gestartet sind und damit einen größeren Meilenstein für uns abschlossen.

Bevor wir zur Fähre kamen, die uns in den eigentlichen Stadtkern Aucklands bringen sollte, ging es noch auf die North Heads - einem ehemaligen Militärstützpunkt aus dem zweiten Weltkrieg, von dem aus wir einen grandiosen Blick auf Auckland mit untergehender Sonne und einlaufender Segelboote hatten.

Die Fähre selbst fährt halbstündlich und wir erreichten sie gegen 8 Uhr. Vom Pier in Auckland City ging es mit Pizza-Zwischenstopp bei Dominos in Richtung Hostel. Wir hatten tagsüber vorsichtshalber mal angerufen und noch ein Zweierzimmer für uns buchen können. Wir schafften es am gleichen Abend sogar noch unsere ganze Wäsche durch Waschmaschine und Trockner zu jagen - welch Luxus.

Tag 30-31: Auckland

Am Morgen klärten wir noch schnell eine weitere Übernachtung. Es sollten 2 Pausetage werden - wir wollten einfach zu viel erledigen und das wäre sonst nur in Stress ausgeartet.

Los ging es erstmal mit einem außerordentlich großen Frühstück. Danach liefen wir in den Stadtteil Newmarket, wo ich 4 Outdoorläden gefunden hatte. Wir wollten meine Isomatte ersetzen, Besteck besorgen und einen anderen Kocher suchen, der besser für uns passte. Vor unserem Trip sind wir davon ausgegangen, dass wir in unserem Topf jeweils nur Wasser heiß machen werden und diese dann zum Quellen unseres Essen verwenden (Couscous, Kartoffelbrei). Irgendwie haben wir jetzt aber trotzdem mit dem Kochen im Topf begonnen. Unser Kocher erhitzt allerdings nur sehr punktuell. Für unseren recht breiten Topf - gerade beim Nudeln kochen - nicht so praktisch. In der Mitte backten die Nudeln an und am Rand kochten sie nicht.

Im Bivouac wurden wir fündig - hier ging einem das Outdoorherz über. Um so eine Auswahl an hochwertigem Outdoorequipment zu finden, muss man in Deutschland immer online bestellen. Und dank Christmas-Sale waren die Sachen sogar erschwinglich. So gab es auch für Simon eine neue Matte - wir wollten es mal mit Luftmatratze versuchen.

Nach dem Shopping gab es dann noch Simons ersten Friseurbesuch und nach einem kurzen Abstecher ins Hostel, um unsere Einkäufe loszuwerden, besorgten wir uns auch gleich noch Kinokarten für den Abend - endlich schafften wir es den neuen Bladerunner zu sehen!

Der nächste Tag bestand dann hauptsächlich aus Essen, Bloggen, Programmieren und Ausrangieren von überflüssigem Equipment - vom Rucksack ab in unsere Bounce Box, die wir seit Beginn schon vor uns herschicken.


Karte