Porirua nach Wellington

Tag 84: Porirua - Ngaio

Früh war alles schnell gepackt und wir starteten unseren Weg nach Wellington. Am Abend vorher hatten wir noch festgestellt, dass bis dahin noch 1000 Hm und 30 km auf uns warteten...ups...irgendwie sind wir von einer einfachen Wanderung in die Stadt ausgegangen.

Der erste Abschnitt führte uns gleich mal 400 Hm auf den Colonial Knob und direkt in Nebel und Wind. Unsere Kleidung war in kürzester Zeit ziemlich klamm.

Danach ging es wieder runter und auf eine kleinere Landstraße. Hier merkte man, dass wir uns einer großen Stadt näherten. Die Grundstücke rückten enger zusammen, die Häuser wurden pompöser und die Anzahl der Reiterhöfe explodierte förmlich.

An unserem zweiten Anstieg des Tages zum Mount Kaukau sammelten sich dann auch die verschiedensten Sportarten - Wandern, Joggen, Mountainbiken, Reiten. Die Städter mussten ja irgendwo mit ihrer Energie hin ;)

In Richtung Gipfel wurde der Wind immer stärker und der Nebel dichter. Das hielt uns nicht davon ab, dort unsere Mittagspause einzulegen. Eingepackt in Daunen- und Regenjacke war es eine zeitlang sogar ganz gemütlich. Wir aßen uns durch unser in Porirua gekauftes Testessen. Im dortigen Supermarkt haben wir uns noch mit verschiedensten Sachen eingedeckt, die sich als Abwechslung auf unserem Speiseplan eignen könnten (z.B. Senfpulver). Die Nordinsel war bisher offensichtlich nicht lang genug für uns, um alles auszuprobieren.

Als es dann doch etwas zu kalt und feucht wurde, machten wir uns auf den Weg nach unten. Wir sahen die ersten Wellington Vororte in den Hügeln liegen. Toes & Anna hatten uns vorab schon gesagt, dass Wellington das San Francisco Neuseelands ist - Innenstadt am Meer und dann weiter ausgedehnt auf die umliegenden Hügel.

Auf dem Weg nach unten kam Simon die Idee, dass man heute ja auch nur bis zum ersten Bahnhof auf unserem Weg laufen könnte und von dort mit der S-Bahn in die Stadt. Das würde den Tag entspannter machen. Die restliche Strecke nach Wellington rein (10 km) und runter an die Südspitze der Nordinsel (10 km) könnte man ja dann während unseres Wellington Aufenthaltes wandern. So bewegten wir uns wenigstens auch noch ein bisschen, während wir in der Stadt waren.

Gegen zwei kamen wir in Ngaio am Bahnhof an. Zwei Minuten später fuhr der Zug. Zehn Minuten später waren wir in Wellington. Dafür hätten wir normalerweise noch 2-3 Stunden gebraucht.

So konnten wir gleich in die Poststelle und unsere Bounce Box abholen. Damit liefen wir dann zum YHA. Dort hatten sie bei unserer Buchung etwas falsch gemacht - statt drei Nächten war nur eine Nacht reserviert. Nach einigem Nachfragen, ob wir sicher 3 Nächte reserviert hätten, wurden die Reservierungen etwas hin- und hergeschoben und wir konnten einziehen. Nur am Wochenende war wohl nix mehr frei. Da wir aber doch einiges erledigen wollten, buchten wir noch ein günstiges Studio mit Küche und Waschmachine für 2 Nächte näher am Stadtzentrum dazu.

Tag 85: Wellington

Den nächsten Tag nutzten wir, um unsere Wellington-To-Do-Liste abzuarbeiten. Neue Heringe für's Zelt, Moskito-Kopfnetze, einen zweiten Pullover für mich, die Hütenpässe (endlich...), den Trekkingpass für den ersten Trail auf der Südinsel usw. Simon schlich wieder um alle möglichen Varianten von Regenjacken herum, da seine zwar echt schick und winddicht, aber nicht mehr ganz so regendicht war. Unpraktisch bei einer Regenjacke. Am Ende wurde es Wasch- und Imprägniermittel für unsere beiden Jacken. Und vielleicht blieb uns unser Wetterglück auf der Südinsel ja erhalten.

Abends trafen wir noch Annika & Tray (US) wieder, die wir aus dem Parawai Hut kannten. Von ihnen erfuhren wir, dass die Fähren für die nächsten Tage ziemlich ausgebucht waren. Dementsprechend erledigten wir das dann mal noch schnell am Abend. In der Tat war am Sonntagmorgen nur noch der teure Tarif verfügbar. Da wir aber nicht noch länger in Wellington oder dann in Picton auf der Südinsel bleiben wollten, buchten wir es trotzdem. Unser Boot nach Ship Cove zum Start des Queen Charlotte Trails reservierten wir auch gleich im Anschluss, so dass wir Sonntag nach unserer Überfahrt direkt weiter und mit unserer Wanderung starten konnten.

Tag 86: Wellington - Ngaio

Heute wollten wir den fehlenden Wellington Abschnitt einlegen. Bei mir jetzt auch mit neuen Schuhen. Das erste Paar hat wirklich gut bis hierher gehalten.

Erst checkten wir, wie wir am besten vom YHA wieder nach Ngaio kämen, bis uns auffiel, dass wir ja auch ganz einfach in die andere Richtung laufen könnten. Gesagt, getan. Der Weg führte uns erst am nebeligen, windigen Hafenbecken von Wellington entlang und dann durch den botanischen Garten. Hier war es nett, dass wir heute ausgeruht und mit viel Zeit durchschlendern konnten.

Auch der Rest der Strecke führte uns durch kleinere bewaldete Gebiete und ganz schön auf und ab. Als wir nach 2,5 Stunden dann wieder in Ngaio waren, fuhr - genau wie 2 Tage zuvor - nach nur 2 Minuten wieder unser Zug nach Wellington ein.

Abends ging es dann noch ins Kino zu "Three Billboards outside Ebbing, Missouri". Echt ein Film, den wir nur empfehlen können!!

Tag 87: Wellington

Heute war planen und Essen einkaufen angesagt. Während der ersten Hälfte des TAs auf der Südinsel gab es keine Möglichkeit mehr, entlang der Strecke einkaufen zu gehen. Wir hatten also die Wahl, einen Monat Essen mit uns herum zu tragen (hüstel), mehrmals vom Weg abzugehen und in weiter entfernt liegende Städte zu hitchen oder uns Essenspakete an auf dem Weg liegende Zeltplätze, Lodges oder Outdoorvereine zu senden, die diese für TA Wanderer aufbewahrten.

Wir entschieden uns für Variante 3. Wir wollten vier Pakete fertig machen für insgesamt 30 Tage (10, 8, 8, 4 Tage). Danach käme noch ein Abschnitt von 7 Tagen - inklusive Flussquerung, die zu Fuss als extrem gefährlich bis unmöglich beschrieben wurde - von der wir noch nicht wussten, wie wir das angehen. Dort wollten wir in die nächste Stadt fahren und uns um den Einkauf und die weitere Organisation kümmern.

Wir bauten uns also erstmal eine Excelliste mit unseren Essensvariationen - was, wieviele Kalorien, wie groß ist eine Packung. Dahinter konnten wir eingeben, wieviele Tage geplant waren und schon wurde uns gezeigt, was wir einkaufen müssen bzw. wieviel in eine Kiste kommt.

Aber vor dem Einkauf zogen wir noch in unserer Studio um. Perfekt - ganz viel Platz, riesiges Bett, mit kleiner Küchenzeile und Waschmaschine im Zimmer. So konnten wir uns auch später um die Imprägnierung unserer Jacken kümmern.

Simon machte danach noch schnell einen Termin beim Physiotherapeuten, um nochmal seinen Fuß anschauen zu lassen. Dann ging's in den Supermarkt. Dort kauften wir ein - alles natürlich in haushaltsüblichen Mengen, z.B. 7 kg Müsli.

Mit unseren knapp 30 kg Essen im Rucksack ging es für mich zurück ins Hotel und für Simon zum Physiotherapeuten. Der schaute sich Simons Knöchel nochmal genauer an. Schien geschwächt aber generell in Ordnung zu sein. Ihm wurden einige Übungen gezeigt und es gab Massage und ein Theraband für unterwegs. Und nachdem das neuseeländische Gesundheitssystem Teile von Unfallkosten abdeckt, wurde ein Unfallbericht ausgefüllt und Simon um 1/3 der Kosten entlastet. Insgesamt waren es dann noch 50$ (~30€) - absolut in Ordnung, für die Stunde beim Therapeuten. Und wir haben ja auch noch unsere Auslandskrankenversicherung.

Danach ging es dann ans Sortieren unserer Einkäufe. Wir bereiteten alles vor, so dass wir am nächsten Tag mit den vorbereiteten Tüten nur noch zur Post gehen und das Ganze in Pakete umpacken und losschicken mussten. Klingt schnell erledigt, aber wir waren so ziemlich bis Abends um 11 Uhr beschäftigt. Wie machten das nur die anderen Hiker, die nur 2 Tage in Wellington blieben?

Tag 88: Wellington - Island Bay

Am nächsten Morgen schnappten wir uns unsere Tüten und gingen zur Post. Dort packten wir unsere vier Kisten. Es war zwar etwas teurer, die Kisten von der Nordinsel aus zu verschicken, aber wir wollten die 30 kg Essen nicht zusätzlich zu unserem normalen Gepäck auf die Fähre tragen müssen und sparten uns so die Übernachtung in Picton, um dort alles zu organisieren. So kamen wir wahrscheinlich sogar günstiger weg. Jetzt musste nur noch alles rechtzeitig ankommen.

Danach gab es bei Traumwetter noch ein Eis und dann ging es noch kurz zurück in 'unsere Wohnung'. Simon programmierte noch ein wenig und ich machte zwei Comics fertig. Dann packten wir unsere Bounce Box und schafften auch sie noch zur Post...die sehen wir jetzt erstmal eine Weile nicht mehr.

Anschließend wanderten wir bei strahlendem Sonnenschein noch das restliche Stück des TAs auf der Nordinsel ab. Erst ging es entlang des Hafens, um dann über den Victoria Peak mit Ausblick auf die nördliche und südliche Bucht von Wellington. Der Weg endete in Island Bay. Und kaum entschieden wir uns für den Rückweg, stand auch schon ein Bus für uns bereit, der uns zurück in die Stadt brachte.

Nach allem, was wir jetzt von Wellington gesehen hatten, lag die Stadt für uns im neuseeländischen Städteranking gerade definitiv ganz vorn.

Abends nutzten wir nochmal die Annehmlichkeiten der Zivilisation - Waschmaschine, Dusche, Küche, Internet. Das wird jetzt alles weniger werden. Aber dafür sind wir morgen endlich auf der Südinsel!!


Karte