Oakura Campsite bis zum Taiharuru Walkers Camp

Tag 18: Oakura - Whananaki South

Schönes Beispiel wie unterschiedlich Zeit vergehen kann. Als wir gestern bei einsetzendem Nieselregen zum Campingplatz liefen, fühlte es sich wie eine Ewigkeit an. Heute morgen bei gutem Wetter brauchten wir 20 Minuten dafür. Ein Klacks!
Auf dem Weg überholte und grüßte uns die gesamte Fahrradmannschaft, die gestern nach uns auf dem Zeltplatz ankam und uns mit ihren Kisten voll Obst in der Gemeinschaftküche ganz neidisch gemacht hatte.

Wieder auf dem Te Araroa hatten wir erstmal 10 km Straße zu absolvieren, aber auch das lief bei bestem Wanderwetter hervorragend. Für Abwechslung sorgten die Oldtimer, welche uns im 5 Minutentakt entgegen kamen. Irgend ein Treffen, oder Rennen? Egal - langsamer Verkehr der freundlich hupt und winkt, was will man mehr?!

Oldtimer1 Oldtimer2 Oldtimer3 Oldtimer4

Nach der Straße erklomm der TA direkt einen kleinen Hügel, welchen wir zur Vormittagspause mit Blick aufs Meer nutzen. Der Hügel war Teil des Helena Ridge Tracks, der erst am Hang entlang über Farmland und über Hügel mit vielen Manukabäumen führte.

Cleaning Station Farmland

Manuka+Aussicht Manuka

Nach 3h endete der Weg auf einer Schotterpiste. Uns ging langsam das Wasser aus. Hätte man ja auch nicht ahnen können, dass es keine Bäche auf einem Höhenzug gibt... Deswegen füllten wir am Bach bei der Schotterpiste unseren 3l Sack mit brauner Brühe - zum Filtern, falls sonst nichts mehr käme. Der Schotterpiste folgten wir kurz, um anschließend direkt wieder in den Wald einzutauchen. Diesmal der altbekannte Dschungel, jedoch etwas lichter und sehr viel besser begehbar als der von letzter Woche. Gleich zu Beginn gab es auch einen Bach, also hieß es weg mit der Brühe und frisches Wasser auffüllen.

Auf und nieder, links und rechts schlängelte sich der Weg. Mal durch Dschungel, mal durch Kiefern, dann durch Kauri oder Manuka. Einer der bisher schönsten Wegabschnitte. In einem Tal gab es einen größeren Bach, der 5 mal gekreuzt wurde, da er hin und her meanderte.

Immer wieder lugte das Meer mit seinen Inseln durch die Bäume oder war durch freie Flächen auf Hügeln einsehbar. Beim gedankenversunkenen Herumwandern raschelte und knackte es urplötzlich direkt neben mir. Ein Schwein, welches neben dem Weg seinen Mittagsschlaf hielt, stürmte in den Wald. Vermutlich mit einem ähnlich großen Schrecken wie ich.

Woher die Schweine kommen ist angeblich nicht mehr nachvollziehbar. Mitterweile sind auch entlaufene Hausschweine darunter. Die ersten haben wohl die Polynesier oder James Cook dabei gehabt und freigelassen.

Auf den letzten Kilometern gab es dann noch einen Vogel mit einem lustigen, lauten Ruf, der sich wie bisher alle Sänger unserem Blick entzog. Im Gegensatz zu einer Vogelart, die auf dem Weg oder Ästen vor einem landet, ihre Schwanzfedern aufplustert und einen amüsanten Hüpftanz aufführt. Leider sind die kleinen Gesellen so schnell, dass noch kein Foto geglückt ist.

Ganz zum Abschluss sind wir noch einer neugierigen Herde weißer Jungbullen begegnet. Alle kommen angelaufen und schauen, einen Schritt näher und die ganze Bande galoppiert eilig 20m in Sicherheit. Lässt sich wiederholen das Spiel.

Neugierige Jungtiere Ängstliche Jungtiere

Am Zeltplatz entdecken wir Dan (USA) wieder der bereits seit Stunden da ist. Geht - wenn man die Straße nicht wandert sondern per Anhalter fährt. Am Empfang werden wir gefragt, ob wir den TA laufen und woher wir kommen - für das Statistikamt.

Im Zelt liegend fällt mir auf, dass die kurz gemähten Disteln im Rasen durch unsere beiden Zeltböden stechen. Ob das wohl Anjas Isomatte angepickst hat? Lieber mal die lange Hose darunter ausbreiten. Eine kaputte Isomatte reicht...

Tag 19: Whananaki South - Ngunguru

Geweckt werden wir um ~0600 von Nieselregen. Hmpf, da liegt man dann im Zelt und freut sich. Der Regen steigert sich kontinuierlich, bis es richtig prasselt. Das Zelt ist sowas von dicht!
Nach einer halben Stunde läßt es etwas nach und wir beginnen zu packen. Anja wird erst von einem Pärchen, das am Vorabend gleichzeitig mit uns ankam (mit dem Auto natürlich), angehimmelt und bekommt erzählt, dass die Frau ja Bruce Hopkins kennt und sprintet dann Dan hinterher, welcher seinen Akkupack hat liegen lassen.

Der TA startet heute bei leichtem Nieselregen mit einer langen Brücke über ein Flussdelta mit Mangroven, läuft am Strand lang und dann in die Hügel dahinter, da die Buchten alle Privatgelände sind. Da gerade Flut ist müssen wir kurz auf die Straße ausweichen. Der Regen ist jedoch immer noch ungeduldig und es gibt einen kurzen Regenguss, der uns die Schuhe komplett mit Wasser füllt. Super Start. Zum Glück sind es heute nur 14 km.

Drei Joggerinnen und Dan überholen uns, ein Stück Straße, eine Bucht voll mit Surfern. Wir sind noch nicht im zweiten Wegabschnitt für heute und es ist schon 1200. Irgendwas stimmt nicht. Bei der Pause auf einem kleinen 1km Umweg auf einem super Aussichtspunkt über dem Meer finden wir den Fehler. Die Trailnotes weisen die Etappen zwischen die schönen Trails scheinbar nicht aus. Macht dann mehr so 24-26 statt 14 km. Nicht gerade ein Pausetag. Zu schaffen, aber ärgerlich. Wir lernen noch.

Hinunter zum Strand, durch die Feriensiedlung und zurück auf den TA. Am Anfang des nächsten Trails steht ein Schild - Schließung des Abschnitts. Umleitung zum Glück direkt daneben. Nach 20 Minuten kommen wir am Grund der Umleitung an. Eine große gerodete Fläche. Da Wochenende ist, arbeitet dort niemand und wir folgen dem Pfad durch die Überreste der Bäume, bis es normal im Wald weitergeht.

Der Weg ist sehr gut begehbar, bis auf wenige Abschnitte, und wir kommen gut voran. An vielen Abzweigungen sind Tore mit Schildern angebracht, dass es sich um privates Land handelt, der Zutritt verboten ist und dort Kiwis leben.
Zum Ende hin gibt es noch eine angenehme Überraschung. Der bisher größte Kauri - Tane Moana!

In Ngunguru angekommen, kaufen wir minimalen Nachschub und Schinken für die Nudeln heute Abend. Auf dem letzten Kilometer gibt es noch eine kleine Abzweigung - am Fluss entlang und durch Grünflächen hinter einigen Häusern. Bei einem Haus ist eine Mikrowelle aufgestellt - eine Art Geocache für TA-Wanderer. Darin ist ein Logbuch, einige nützliche, kleine Dinge sowie ein paar Süßigkeiten. Lollie und Banana Bust. Awesome!

Zur Überfahrt über das vor uns liegende Flussdelta haben wir vorab James kontaktiert, der in den Trail Notes erwähnt ist. Er sammelt uns mit seinem kleinen Boot mit Außenborder ein und fährt uns mit Höchstgeschwindigkeit zu seinem kleinen, rustikalen und sehr liebevoll gebautem Zeltplatz, wo wir die Nacht verbringen.
James bekommt feierlich Yvonnes (CH) Sandale überreicht, die wir auf dem Weg vor 3 Tagen eingesammelt haben, nachdem sie uns per SMS gebeten hatte, danach Ausschau zu halten.

Wir treffen Dan (USA) wieder und lernen Doris (D) und Stuart (UK) kennen. Doris schenkt uns einen viertel Krautkopf und es gibt Manderinen und Orangen umsonst. Super. Nudeln mit Käse-Kraut-Schinken-Sahnesoße, sieht viel aus auf dem Teller und schmeckt hervorragend, aber zum ersten mal fühlen wir uns nach eigentlich großer Portion nicht richtig satt.

Am Abendessenstisch werden Bienenstöcke, ihr Inhalt und Taktiken, um an den begeehrten Honig zu kommen, diskutiert. Hikerausrüstung: drei Schichten Kleider und Moskitonetze oder Innenzelte mit selbigen eignen sich sicher als Imkerausrüstung.
In der Dusche steht eine Palme - ich wollte schon immer mit Anja und einer Palme duschen ;)

Tag 20: Ngunguru - Thaiharuru Walkers Camp

Wir starten früh ~0730 am nächsten Morgen, da es 30 km zu absolvieren und eine Ebbe um 1555 zu erwischen gilt.
Die anderen wollen sich die ersten 8 km Straße sparen und warten auf James, der sie die Strecke um 0800 mitnehmen will.

Die Straße ist eine Schotterpiste und wenig befahren. Sie folgt einem Höhenzug mit Aussicht auf viele grüne Hügel mit Weiden. Auf jedem Hügel thront ein Haus. Es läuft heute sehr gut und wir kommen schnell voran (liegt's am guten Essen vom Vortag?!). Ab 0830 kommt bei uns jedoch ein wenig Verwunderung auf, da wir immer noch nicht von James überholt wurden. Als wir nach 8 km am ersten Trail (4 km) für heute ankommen, ist immer noch keine Spur von den anderen zu sehen. Später erfahren wir, dass James nicht aufzufinden war und sie ebenfalls gelaufen und einen Teil per Anhalter gefahren sind.

Der Trail taucht in grünes Tal ab und folgt einem gemähten Pfad an einem Bach entlang. Eine angenehme Abwechslung. Wir kreuzen den Bach zweimal mit Furten, laufen einen Teil barfuß durchs gemähte Gras und legen zwischendurch eine Pause ein.

Zurück auf der Höhe treffen wir auf eine Teerstraße, der wir 13 km folgen. Nach 20 Minuten steht ein Kleinbus auf unserer Seite der Straße und der Fahrer unterhält sich kurz mit uns. Als wir sein Angebot ablehnen, uns mitzunehmen, da wir alles erlaufen wollen, meint er nur: "Ah yeah, some of you wanna do that..."

Mittagapause gibt es heute nachdem wir aus dem Hügelland heraus und wieder bei Mangrovenwäldern angekommen sind. Auf einer kleinen Bootseinfahrt.

Als die Häuser zunehmen, sehen wir zweimal Schilder für TAler. Eins läd einfach nur ein, vorbei zukommen, ein anderes bietet eine Zeltmöglichkeit an. Für uns beides zu früh und gerade nicht passend, wir hoffen auf Bier oder Orangen ... vergebens. So schnell ist man verwöhnt. :)

Kurz bevor wir Pataua erreichen, hält ein Straßenbauwagen mit drei Jungs und fragt ob wir gefahren werden wollen, sie hätten gerade unsere drei Mates abgeliefert. Aber auf den letzten Metern Straße aufgeben kommt für uns nicht in Frage. Mein Einwurf, dass die Anderen uns dann wohl endlich eingeholt hätten, wird mit großem Gelächter quittiert. Daumen hoch und weg sind sie.

Pataua empfängt uns mit einer schönen kleinen Bucht in seiner Mitte und nur eine Fußgängerbrücke zwischen Nord und Süd. In der Bucht liegen drei kleine Felsen, auf dem viele Vögel sitzen und brüten. Als Anja sich nähert, um Fotos zu schießen, kommt Unruhe auf. Warnende Laute und drohende Angriffsflüge - die Jungtiere müssen verteidigt werden. Anja verzieht sich dann doch lieber in sichere Entfernung.

Eine kurze Pause und auf zum spannenden Teil des Tages - der Querung eines Deltas bei Ebbe. Mein Versuch mit Badelatschen zu laufen, endet sehr schnell, da sie stecken bleiben und Schlamm spritzen, wenn sie frei kommen.
Barfuss macht das ganze so viel Spaß, dass Anja ebenfalls ihre Sandalen auszieht und wir gemeinsam durch den Matsch waten.

Beim Füsse sauber laufen im Gras nachher trete ich beim Überqueren eines Zaunes ausversehen mit meinem großen Zeh gegen eine Betonwanne. Es knackt. Autsch. Zum Glück nur gestaucht und nicht gebrochen.

Die Nacht verbringen wir in einem Camp 3 km landeinwärts, das angeblich von einem 17 Jährigen betrieben wird. Nicht ganz so schick wie bei James am Vortag, aber immer noch super. Mit "Honesty Box" und Freefood, so wie einer kleinen Kühlbox mit Schokoriegeln und Softdrinks. Leider ist die Hot-Shower kalt - der Gasbrenner zündet nicht. Kurz nach dem alle geduscht haben, kommt ein Jeep. Der "Betreiber" mit seiner Mutter, um zu schauen ob die Wasserleitung ein Leck hat. Nett, Dänin und lebt seit 20 Jahren hier. Vielleicht doch mehr ihr Ding statt das ihres Sohnes? ... ;)

Die Dusche wird repariert, aber von uns nicht mehr getestet. Wir kochen alle an der Hütte. Hikergespräche über Essen, Zelte, Verschleiß an den Beinen/Füßen sowie zu den merkwürdigen Vögeln, die hier rumhüpfen. Ab ins Zelt - ohne Sonne ist es frisch.


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