Mangawhai Heads bis zum Schischka Campground

Tag 25: Mangawhai Heads - Pakiri

Angekündigt war Dauerregen für den Tag. Zum Glück hatte sich der Großteil des Regens in der Nacht ausgetobt. Im Laufe des Tages hingen die dunklen Wolken dann zuerst über dem Meer und später hinter uns über dem Land - uns ließen sie aber verschont. So hatten wir einen angenehmen bewölkten und trockenen Lauftag.
Leider hatte ich noch etwas Sodbrennen als Nachwirkungen vom gestrigen Festmahl und war nicht sehr ausgeschlafen, aber frische Luft hilft ja bekanntlich. Und wir sollten uns wohl langsam eine neue Essensstrategie überlegen.

Der erste Teil der Strecke verlief an der Straße entlang. Mangawhai selbst scheint Gentrifizierung auf neuseeländisch zu sein - Surfer, Hippies, teure Ferienvillen, Rentner mit viel Geld. Von Mangawhai Heads nach Mangawhai Village, über eine Brücke zurück zum Strand. Ein Großteil der Dünen und des Strands sind gesperrt, da dort ein seltener Vogel nistet.

Heute hatten wir das erste mal keine gute Zeit erwischt, um am Strand entlang zu laufen - die Flut kam gerade, als wir den Pakiri Beach erreichten. Später sollten wir noch zwei Flüsse queren, was wohl nur bei Ebbe zu empfehlen war. Wir liefen ein kurzes Stück bis zu einem Hügel, der mit ein paar Klippen ins Meer ragte. Auf den Bänken des Carparks lüfteten wir Sachen, aßen Mittag und schauten den Surfern zu.
Da es dort etwas windig war, packten wir alles wieder zusammen und zogen über den Hügel. Im Waldstück danach fanden wir ein ruhiges Plätzchen und nutzten die Zwangspause für etwas Mittagsschlaf.

Nach etwas über einer Stunde zogen wir weiter. Harter Sand von zurückgehender Flut ist perfekt zum Laufen.
Die erste Flussquerung erreichten wir recht bald. Hose aus. Da das Gebiet Richtung Land abgesperrt war (Brutgebiet) war der einfachste Weg, die breiteste Stelle am Strand zu nehmen. Leider verpatzte ich etwas die Zeit und wurde von 3 aufeinander folgenden Wellen überrascht, die das Wasser bis zum Rucksack ansteigen ließen.
Nasse Schuhe, nasse Unterhose. Alles kein Problem bei dem Wetter. Wir waren sowieso barfuß unterwegs. Und die Unterhose war schnell gewechselt :) Anja wurde gerade mal bis zu den Oberschenkeln nass...

Bei einer unserer Pausen saß plötzlich eine kleine Stabheuschrecke auf meinem Arm. Ob die wohl mit dem Wal dorthin gekommen ist?

Die letzte große Querung, kurz vorm Ziel, ging Anja voraus. Obwohl der Fluss viel größer war, ging das Wasser uns nur zum Knie, da die Ebbe weiter fortgeschritten war.

Am Campingplatz trafen wir wieder ein paar andere TA-Wanderer - einen älteren Kiwi, der eine Woche nach uns gestartet war, einen Engländer, dem wir am Strand schon begegnet waren sowie einem Deutschen, der nach Norden unterwegs war und wissen wollte, wie die kommenden Etappen so sind.

Tag 26: Pakiri - Sheepworld

Wir liefen von der Küste weg auf einen Höhenzug nach Südwesten. Zu Beginn ein Abschnitt Straße in den eigentlichen Ort Pakiri hinein, der sehr klein ist. Anschließend erklommen wir über Farmland den Höhenzug auf schlussendlich 400 m. Der Weg war die meiste Zeit gut, hatte nur kurze schmale oder matschige Passagen und wir kamen schnell voran.

Mittags stiegen wir etwas hinunter, kreuzten eine Straße, der wir kurz folgten, um wieder in eine Schotterpiste abzubiegen. Vorbei an einigen schicken Häusern, bis der Weg wieder in einen Forstweg überging. Dort legten wir bei einem der Zwischengipfel unsere Mittagspause ein und dösten ein bisschen unter der Zeltplane, da die Sonne ganz schön brannte.

Der Weg ging in einen Pfad über und tauchte ins nächste Tal ab, um dort einem kleinen Fluss zu folgen. Dieser Abschnitt war mal wieder matschig und mit vielen, kurzen Auf und Abs recht anstrengend. Mal Forstweg, mal Waldpfad. Nachmittags nährten wir uns dem letzten Abschnitt: eine Aussichtsplattform und einem schön ausgebauten Wanderweg hinunter zur SH1, wo es ein Café gibt.

Als wir dort eintrafen hatte das aber leider schon geschlossen. Wir bekamen jedoch Wasser angeboten und erhielten die Auskunft, dass der nächste Zeltplatz 2 km die SH1 hinunter in Richtung Süden liegt. Wir stapften also die SH1 entlang - was in etwa einer viel befahrenen Bundesstraße entspricht. Zum Glück hatte die Straße hier eine hohe Steigung, so dass der Verkehr nur 65-80 fahren darf und wir konnten die meiste Zeit hinter der Leitplanke laufen. Trotzdem - schön ist anders.

Der Zeltplatz heißt Sheepworld und ist der bisher teuerste - unerklärlich wieso, da er direkt an einer viel befahrenen Straße liegt. Dafür bekamen wir eine Kartoffel, eine Paprika, zwei mini Schokoriegel und eine Dose Pfirsiche umsonst dazu. Super Ergänzung zum Abendessen.

Die Anlage war gut hergemacht und hatte einen recht eigenen Charme, aber es schien alles etwas älter zu sein, zum Teil nicht mehr in Verwendung und dann verwahrlost.
Der Besitzer, ein netter, älterer Mann, war recht gesprächig und schaute ab und zu vorbei. Eine seiner Stories war, dass er den Gründer des Te Araroas getroffen hat, als er das erste mal auf seiner Wanderung vorbei kam. Gleich in der nächsten Geschichte äußerte er sich abfällig über die Maori. Rassisten hat es also auch in Neuseeland.
Die Nacht war okay-isch. Wir schliefen bei Straßenlärm ein und wurden von Straßenlärm geweckt.

Tag 27: Sheepworld - Schischka Campground

Wir stehen etwas später auf und werden vom Besitzer des Campingplatzes die 2 km die SH1 hochgefahren. Der Tag war nicht nicht sehr spannend, da wir die meiste Zeit durch Forstwald auf Forststraßen und durch Farmland liefen. Es gab nur drei kurze Streckenabschnitte, auf denen wir jeweils einem Wanderweg folgten.

Ich hatte seit langem mal wieder einen guten Tag, an dem sich das Laufen nicht anstrengend anfühlte. Die letzten drei Tage hatte ich teilweise etwas zu kämpfen und Anja war fast schneller als ich. (Anmerkung Anja: bäh...)
Dafür lief es vormittags für sie diesmal nicht so gut. Als wir uns gerade die zweite lange Steigung des Tages hochkämpften, kam die Erlösung. Ein Hund streckte seinen Kopf über die Hügelkuppe und rannte auf uns zu. 30 Sekunden später waren wir von ihm und 4 weiteren Hunden umzingelt. Willkommene Abwechslung - Anja konnte sich mit Streicheleinheiten austoben. Die Hunde wurden von einer Frau ausgeführt, die uns erzählte, dass sie seit Kurzem einen neuen Job hat. Hunde ausführen! Doggy Beach Break. Die meiste Zeit geht sie mit ihnen an den Strand oder in den Bush: "Best job in the world!". Auf Facebook gibt es ein Video von der Begegnung - für alle die uns auf Facebook folgen, haben wir es verlinkt. Der Rest des Berges war dann kein Problem mehr.

Beim Abstieg begann es zu regnen, weswegen die Mittagspause unter ein paar Büschen stattfand und abgekürzt wurde.

Durch ein kleines, neues Wohngebiet auf einen 3 km Wanderweg, weiter über Farmland. Dort verliefen wir uns ein bisschen und mussten über einen Zaun steigen und anschließend 3 Jungbullen von einem Tor verscheuchen, um weiter zu laufen.

Über eine Hängebrücke auf den letzten offiziellen Abschnitt des Tages. Der Weg war gut ausgebaut und führte zu einer kleinen Stadt: Puhoi. Auf den Hügeln davor legen wir eine kurze Pause ein, um unsere Sachen in der inzwischen wieder knallenden Sonne zu lüften.

Im Ort badeten Kinder im Fluss und hatten einen heiden Spaß, obwohl der Fluss recht braun aussah und man Grund nicht erspähen konnte.
Im kleinen Laden gegenüber gönnten wir uns Obst und etwas Kaltes zu trinken, bevor es an den letzten Abschnitt ging.

Diesen sollte man laut Trail Notes per Kanu zurücklegen, was wir jedoch nicht gebucht hatten, da es recht teuer war und wir vorab nicht wussten, ob wir es passend zur Flut schaffen würden. Wie wir später erfuhren, war das Booking nicht so wichtig, wie wir dachten.
Ohne Kanu ging es für uns die Straße aus dem Ort hinaus und anschließend 2 km die SH1 nach Süden. SH1 - schon wieder...
Zum Glück gab es einen breiten Seitenstreifen und wir konnten wieder einen Großteil des Weges hinter der Leitplanke laufen.
An unserer Ausfahrt gab es dann tatsächlich auch ein Schild, dass Fußgänger darauf hinwies, hier die Straße zu verlassen, da nun ein Tunnel folgte... Sie bauen also keine Fußwege, aber verbieten auch nicht das Laufen an großen Straßen.
Der Rest der Strecke waren nochmal 3 km Straße - jedoch eine deutlich kleinere.

Am Schischka Campground angekommen wurden wir freundlich begrüßt und gefragt, ob wir eine Buchung hätten. Hatten wir natürlich nicht. Da es sich um einen Zeltplatz der Region Auckland handelte, verbrachte ich die nächste halbe Stunde in einer Telefonhotline, um unsere Nacht zu buchen und zu bezahlen. Anja baute inzwischen das Zelt auf.

Zum Abendessen gab es Nudeln mit Wienern. Marc (UK), den wir zum ersten mal einige Tage vorher getroffen hatten, hatte eine große Packung gekauft, die ihm im Rucksack geplatzt ist. Einen Teil bekamen wir, den anderen die Enten.


Karte