Mangaokewa Reserve bis kurz vor Piropiro
Tag 48: Mangaokewa Reserve - Sam & Lauras
Der Wecker ging um 0630. Wir standen auf und packten unsere Rucksäcke. Die anderen Camper, allesamt mit Autos angereist, schliefen noch.
Zum Frühstück gab es die Reste des gestrigen Supermarkteinkaufs: Banane, Kiwi und 1/2 Packung Cracker.
Der heutige Weg sollte zum Großteil an einem Fluss entlang laufen, 17 km für die 5-6 Stunden angesetzt wurden. Bisher hatten wir mit solchen Wegen keine guten Erfahrungen gemacht, da häufig der Fluss kaum zu sehen oder hören war und die Wege dazu extrem verwachsen und schwierig zu gehen.
Heute begann der Weg dagegen sehr angenehm und wechselte regelmässig zwischen offenen Flächen, die als Schafsweiden genutzt wurden, und Wald.
Nur die Beschilderung war etwas schwach.
Nach einiger Zeit nahm die Wegqualität leider deutlich ab. Es gab viele nasse Abschnitte, was für uns kein Problem darstellte, da unsere Schuhe bereits vom Tau auf dem Gras schwammen. Gelegentlich musste man auch ein paar Meter hinauf steigen, um enge Talabschnitte weiter oben zu passieren. Dort war der Weg häufig sehr zertreten und schmal. Zum Glück war es relativ trocken, da es lange nicht geregnet hatte, so dass wenig Rutschgefahr bestand. Das Ganze war trotzdem und vor allem auch durch die steigenden Temperaturen sehr anstrengend.
Trotz dieser Widrigkeiten war der Fluss und das Tal ein sehr schöner Ort mit vielen tollen Stellen zum Campen und Baden.
Gegen Mittag öffnete sich das Tal etwas und die Schafsweiden nahmen zu.
An einer Stelle gab es eine Abbruchkante unter der eine schlammige Stelle lauerte. Die Kante war zu hoch für einen Schritt und das Schlammloch zu breit zum Springen. Beim Versuch einen Weg am Rand entlang zu finden, entglitt mir der Halt. Es gelang mir nur noch den Rückwärtsfall in einen Seitwärtsfall umzuwandeln. Das Ergebnis war eine komplett verschlammte Seite bis hoch zum Bauchnabel. Zum Glück gab es den Fluss und keine 50 m weiter eine Schotterbank und eine Metallbrücke. Ich wusch mich und wir setzten uns auf die Brücke für unsere Mittagspause.
Da die Sonne brannte, bastelte Anja aus unserem Groundsheet und den Stöcken einen Sonnenschutz.
Nach ein paar Minuten bemerkten wir eine andere Hikerin (NZ), die wir erst nicht sehen und hören konnten wegen dem Sonnenschutz. Sie erzählte uns, dass dieser Abschnitt berüchtigt dafür sei, gefährlich zu sein. Sie hatte ihn vor 7 Jahren, als sie das erste Mal den Weg gewandert ist, ausgelassen hatte. Aber das Schlimmste läge wohl jetzt hinter uns. Dann zog sie weiter.
Wir packten unsere Sachen, zogen langärmige Shirts an und nutzten unsere Buffs als Nackenschutz. So machten wir uns auf zum nächsten Abschnitt. Es wurde wirklich etwas besser, aber es war einfach immer noch unglaublich heiß.
Als wir einen flachen Ort mit Bäumen direkt am Fluss fanden, hielten wir an und beschlossen, die Mittagshitze abzuwarten.
Anja versuchte im Fluss ein Bad zu nehmen. Leider war er nicht tief genug und es tauchten in diesem Moment andere Hiker auf. Menno (NL) und Stephan (CH) gesellten sich zu uns, um wie wir die Mittagshitze abzuwarten.
Anja beschloss weiter unten am Fluss ihr Glück zu versuchen. Sie stieg ins Wasser und suchte nach tiefen Stellen. Ich stampfte noch etwas weiter flussabwärts zu einem Felsen. Kaum hatte ich den Felsen erreicht, rief Anja halb entsetzt und halb überrascht: Mich hat was gebissen! Und stürmte zu meinem Felsen.
Tatsächlich konnte man an ihrer Wade deutliche, eine halbe Hand große Bissspuren eines Fisches sehen!
Wenig später zeigte sich der Übeltäter. Ein etwa Arm langer Aal. Ob er wohl wusste was er da tat oder ob er selbst im lehmigen Wasser erschreckt wurde...?
Einige Zeit später kamen Thore (DE) und Eva (SE). Damit hatten wir die größte Hikerversammlung bisher zusammen. Für die anderen war das normal. Mitterweile war wohl mehr los auf dem Weg und wir wurden eingeholt - dank unserer langen Pausen in der Stadt und das wir die Straßenabschnitte liefen und nicht per Anhalter fuhren.
Wir liefen alle getrennt nacheinander weiter. Der Weg wurde immer besser und verließ nach einiger Zeit den Bach über eine sehr steile hohe Wiese, um auf einen Farmtrack zu stoßen, dem er zur nächsten Straße folgte.
Kurz vor der Straße gab es einen Zeltplatz, der in den Trailnotes beschrieben war. Schutzhütte, fließend Wasser, Toilette, alles was ein Hiker braucht und das für 5 NZD pro Person mit einer Honestybox. Wir nutzen das Dach um aus der Sonne zu kommen. Nach und nach trafen die Anderen, die noch hinter uns waren, ein. Bis auf uns blieb jedoch niemand. Wir hatten zwar erst 17 km geschafft und es war erst 1400, aber der Tag war durch die Hitze sehr anstrengend und wir wollten nicht irgendwo auf den nächsten 36 km neben der Straße übernachten.
Unsere Entscheidung wurde belohnt! Am späten Nachmittag kam der Besitzer der Hütte mit einem Offroad-Golfcart, seinem 2-jährigen Sohn und fünf Hunden vorbei und brachte uns 10 eiskalte Bier :D
Sie hatten die Hütte gebaut, da immer so viele Hiker bei ihnen klopften und seine Frau zu viel Zeit mit der Betreuung verbrachte.
Nach einem kurzen Gespräch (er war eher der typische wortkarge Bauer wie man ihn in abgelegenen Regionen trifft) zogen sie wieder davon und wir genossen das kalte Bier.
Wir aßen Nudeln und gingen früh ins Zelt, da wir uns vorgenommen hatten, am nächsten Tag beim ersten Tageslicht los zu laufen, so dass wir möglichst viel Strecke vor der großen Hitze geschafft hätten und Mittags eine lange Pause einlegen konnten.
Tag 49: Sam & Lauras bis Ngaherenga Campsite
0430 ging der Wecker. Es war noch kein Sonnenlicht zu sehen, aber Vollmond. Reicht. Wir begannen mit der Morgenroutine. Nach ca. 30 Minuten wurde es langsam hell, als wir um 0530 aufbrachen war die Sonne schon über dem Horizont, aber noch nicht über den Hügel geklettert.
Heute standen 36 km Straße auf dem Plan. Wie sich im Laufe des Tages herrausstellte waren bis auf 9 km an einem Highway alles Schotterpisten und sehr wenig befahren. Die ersten 10 km gingen stetig bergan durch ein Flusstal. Es lief heute sehr gut bei uns.
Im Laufe des Morgens trafen wir bis auf Menno alle wieder. Sie waren am Vortag nur 1-2 Stunden weiter gelaufen und sind heute später als wir gestartet.
Kurz vor Mittag erreichten wir den Highway (~20 km geschafft) und suchten uns unter einem Gebüsch einen Schattenplatz für die Mittagspause.
Nach etwas mehr als einer Stunde wurden wir unruhig und beschlossen weiter zu ziehen. Heute war etwas besseres Laufwetter, da es Wind und leichte Bewölkung gab, somit die Sonne nicht so arg stach. Also lange Oberteile und Sonnenschutz an und auf ging es.
Wir konnten unser Tempo vom Vormittag sogar halten und erreichten das Ziel für heute, einen DOC Campsite, gegen 1500.
Dort saßen die Anderen für eine kurze Pause. Gleiches Bild wie gestern: Wir blieben, 37 km sind mehr als genug, und sie gingen 9 km weiter zur ersten Schutzhütte auf dem nun folgenden Track.
Am Zeltplatz war sonst nur eine junge Frau mit ihrem Auto und ein Rentnerpaar mit Wohnwagen. Wir verbrachten einen gemütlichen Nachmittag und Abend im Schatten unserer Zeltnische mit Tisch und Bank.
Für den nächsten Tag wollten wir genau so früh aufstehen und ~26 km laufen.
Tag 50: Ngaherenga Campsite - kurz vor Piropiro
Da uns das Laufen morgens so gut gefallen hatte, standen wir wieder um 0430 auf. Die kommenden Tage laufen wir den Timber Trail, einen leichten Mountainbike Trail, der zum Großteil alten Forstwegen folgt. Als Etappe bot sich 20 km zu einer Hütte an oder 38 km zum nächsten Zeltplatz.
Der Weg war für unsere Verhältnisse sehr gut, gerade breit genug, um zu zweit darauf zu laufen und im Wald war es bereits hell genug als wir starteten.
Nach 9 km stoßen wir auf zwei der Hiker von gestern, die gerade ihr Wasser unter einer Brücke auffüllen. Im Laufe der nächsten halben Stunde liefen wir an allen 4 Zelten am Wegesrand vorbei, die noch aufgebaut aber zum Großteil schon leer sind. Ihr Plan in oder an der Hütte zu übernachten hatte nicht funktioniert, da es nur eine Schutzhütte mit wenig Wiese drum herum war und sie nicht so eng nebeneinander zelten wollten.
Für uns ging es stetig weiter bergauf, da der Weg um den Pureora (1165 m) herum führt. Wir wollten auf jeden Fall auf den Gipfel. Nach den Trailnotes war er nicht Teil des TA. Als wir auf das Schild an der Abzweigung zum Gipfel stießen, zeigte der Weg dorthin auch ein kleines TA-Zeichen. Yeah. Aber gegangen wären wir so oder so.
Nach einer 3/4 Stunde waren wir oben und hatten einen super Rundumblick in alle Richtungen auf das morgentliche Umland, was zum Teil noch in Wolken vor uns lag. Richtung Süden war eine hohe schneebedeckte Gipfelansammlung zu sehen. Genial! Endlich Berge!
Der Weg hinunter war etwas zugewachsen und ausgespült, mündete aber nach einer halben Stunde wieder auf dem Timber Trail.
Auf dem Weg kam uns Thore entgegen, er hatte den ersten Abzweig verpasst...
Wir waren heute gut unterwegs, machten nur einen kurzen Abstecher zu einer Hütte, die leider nicht so schön gelegen war, und entschlossen uns, weiter zu laufen.
Auf dem Rückweg von Hütte zu Trail trafen wir wieder Thore. Diesmal liefen wir ein Stück gemeinsam.
Wir querten einige Hängebrücken und legten auf Kilometer 26 eine lange Mittagspause an einem Bach ein. Dort stand eine Hütte mit reichlich Zeltplätzen in der Nähe. Da es aber erst 1230 war, als wir ankamen, liefen wir nach der größten Mittagshitze kurz vor drei weiter.
Nach einiger Zeit wünschten wir uns, geblieben zu sein. Die restlichen Kilometer zogen sich und wurden immer anstrengender. Als kleine Aufheiterung hatten die Anderen, die mittlerweile alle vor uns waren, eine 1000 auf den Weg gelegt. Irgendwo auf dem Trail heute war der 1000-ste Kilometer des Te Araroa!
Für uns stimmte das nur bedingt, da wir ja früher gestartet waren (Spirits Bay) und ein paar Abwege zurückgelegt hatten.
Egal: 1000 km. BÄM! Fast geschafft...
Auf dem Timber Trail waren immer wieder Schilder aufgestellt, die erzählten, wie das Leben damals, als hier Holz gefällt wurde, funktionierte.
Eines davon erzählte von zwei Brüdern, die einen großen Baumstumpf als Hütte umfunktioniert hatten. Der ausgehöhlte Stumpf und ein paar Überreste waren noch zu sehen.
Am Ende blieben wir 4 km vor dem offiziellen Zeltplatz an einer schönen Wiese an einem Bach. Zweiter Tag über 35 km und ein schöner Zeltplatz. Alles Gut.