Linkwater zur Middy Hut

Tag 92: Linkwater - Havelock

Da wir direkt von Linkwater nach Pelorus Bridge durchlaufen wollten, rechneten wir mit einer 38 km-Wanderung und standen entsprechend zeitig auf.

Zunächst ging es der Straße entlang bis nach Linkwater - eigentlich nicht mehr als ein paar Häuschen - und vorbei an der noch geschlossenen Tankstelle. Danach zweigte der Wanderweg von der Straße ab. Erst rechts parallel dazu und später links von der Straße den Berg hinauf. Der Weg ist gut ausgebaut und wir kamen schnell voran. Diese Wege, die die Ortschaften miteinander verbinden, wurden durch lokale Initiativen angelegt. So sieht man auch ab und an ein Schild vor einer Kurve stehen, wer beim Bau des Weges dabei war und nach wem eine bestimmte Kurve jetzt benannt ist.

Während wir auf Havelock zuhielten, checkten wir mehrmals den Versandstatus unseres Essenspaketes, welches wir nach Pelorus Bridge geschickt hatten. Keine Änderung - es liegt in Nelson und wurde noch nicht weiter geschickt. So ein Mist - ohne das Essen können wir die nächste 10-Tages-Sektion nicht starten.

Wir liefen nach Havelock rein und wollten dort mit der Post nochmal genauer prüfen, was mit unserer Sendung ist. Es gab nur leider kein Post Office. Nur eine Versandstelle in einer Apotheke. Also keine Infos.

Wir schauten uns den Wetterbericht an und auch der drang nicht gerade zum sofortigen Weitergehen. Gegen Abend sollte es gescheit regnen und im Laufe des morgigen Tages dann besser werden.

Eine andere Hikerin startete gerade, als wir in Havelock so unschlüssig rumsaßen. Sie erzählte uns, das der Campingplatz ganz gut sei und der kleine örtliche Supermarkt erstaunlich gut ausgestattet. Wir liefen zum Zeltplatz, da aber gerade keiner da war, ging es direkt ab in den Supermarkt. Dieser hatte wirklich alles und wir fragten uns, ob es nicht besser gewesen wäre, hier einfach für den nächsten Abschnitt einzukaufen. Es war zwar etwas teurer, aber für unser Paket haben wir ja auch den Versand gezahlt.

Egal. Wir versorgten uns erstmal mit Kleinigkeiten für sofort und etwas mehr für später. Nachdem die Knabbereien vernichtet waren und es zu regnen anfing, zogen wir auf den Zeltplatz um. Uns wurde ein Platz gezeigt, wo wir etwas regengeschützt standen. Sobald das Zelt aufgebaut war, setzte der Regen auch so richtig ein. Also verbrachten wir die meiste Zeit bei den überdachten Sitzbänken vor der Küche, wo wir jede Menge nette Leute kennen lernten. Zum Beispiel eine englische Familie, die in Berlin wohnt. Und er sucht zufällig gerade Software Entwickler für ein Start-Up. Es wurden spaßenshalber mal Kontaktdaten getauscht.

Abends sind wir dann noch Muscheln essen gegangen - das macht man in Havelock laut Reiseführer. War auch wirklich lecker.

Währenddessen bewahrheitete sich der Wetterbericht und es gießt gescheit. Als wir ins Zelt gehen, ist alles leicht klamm. Es regnet die ganze Nacht durch aber im Großen und Ganzen bleibt das Zelt dicht - Härtetest nach 3 Monaten ;)

Tag 93: Havelock - Pelorus Bridge

Am nächsten Morgen hatte sich online immer noch nichts an unserem Paketstatus geändert. Simon ging zum Campgroundmanager, der am Tag zuvor angeboten hatte, mal beim anderen Zeltplatz anzurufen und zu fragen, ob schon was da sei oder wann normalerweise geliefert wird. Siehe da - Paket war da....na super....wir hätten vielleicht nicht von der deutschen Onlinesendungsverfolgung ausgehen sollen...

Das blöde war allerdings, dass es etwa alle 30 Minuten schüttete wie aus Eimern. Da will man nicht unbedingt laufen. Sollen wir noch einen Pausetag einlegen? Eigentlich wollten wir aber weiter.

Nach längerem Hin und Her und wechselnden Meinungen auf beiden Seiten, entschlossen wir uns zu laufen. Wir warfen uns in unsere Regenkluft und los ging es. Die Regenjacken wollten ja nach der frischen Imprägnierung in Wellington noch getestet werden. Noch in Havelock bekamen wir einen heftigen Schauer ab, vor dem wir uns bei der Tankstelle kurz unterstellten. Die Jacken perlten immerhin wieder.

Als es besser wurde, gingen wir weiter. Nach und nach lies der Regen nach und nach einer Stunde mussten wir Jacke und Hose ausziehen, weil es viel zu warm war.

Den Rest unseres Weges, nieselte es noch gelegentlich, aber die Schauer blieben uns erspart. Dafür sah man die Auswirkungen des Regens der letzten Nacht. Die Bäche und Flüsse waren überflutet und wir durften auch mal auf einer Straße durch knöchelhohes Wasser stapfen.

Gegen 16.30 Uhr erreichen wir Pelorus Bridge, nahmen unser Paket entgegen und verbrachten den Rest des Nachmittags damit, unser Mehr an Nahrungsmitteln zu essen, damit wir nicht noch weiteres Gewicht als ohnehin schon für die 10 Tage geplant, mit uns rumschleppen müssen.

Später am Abend wurde es in der Campingplatzküche dann ziemlich voll - es trafen noch 10 weitere TA Hiker ein, die die Küche für sich einnahmen. Uns war es plötzlich zu voll und zu laut und wir flüchteten ins Zelt.

Tag 94: Pelorus Bridge - Middy Hut

Am nächsten Morgen standen wir gewohnt zeitig auf und wollten bei Dämmerlicht die Küche nutzen, um unsere Rucksäcke fertig zu packen. Als wir unsere Sachen jedoch dahin trugen, hing die ganze Campingplatzküche voller Wanderklamotten und auf dem Boden bewegte es sich. Einige Hiker hatten kein Zelt mehr aufgestellt, sondern es sich in der überdachten, abgeschlossenen Küche auf dem Boden bequem gemacht... Ich hatte somit mal 4-5 Hiker geweckt...nunja mein Mitleid hielt sich in dem Moment in Grenzen.

Wir frühstückten, packten fertig und liefen wie so oft vor allen anderen los. Nachdem in der Gruppe aber wieder einiges an kompetitivem Hiker-Potential steckte (erkennbar z.B. am abendlichen Rucksack-Gewichts-Vergleich), gingen wir davon aus, recht schnell eingeholt zu werden.

Der erste Abschnitt führte uns noch entlang einer Schotterstraße in Richtung des Pelorus River Tracks. Später wurde uns gesagt, dass der Pelorus River einer der klarsten Flüsse Neuseelands sein soll. Nachdem es die letzten beiden Tage aber geschüttet hatte, war der Wasserpegel entsprechend hoch und das klare Wasser etwas weniger klar.

Mit diesem Wanderweg betraten wir den Richmond Forest. Wir folgten einem gut gepflegten Pfad den Fluss entlang, ab und an über ein paar Hügel, aber insgesamt kamen wir super voran. Wir waren einfach von der Nordinsel viel schlechtere Waldwege gewohnt, als wir sie bisher auf der Südinsel kennengelernt haben.

Die erste Hütte erreichten wir gegen Mittag. Da wir im Nu von Hunderten von Sandfliegen umzingelt waren, flüchteten wir für unsere Pause - trotz schönstem Wetter - ins Innere der Hütte. Kurz nach uns kamen nacheinander noch zwei andere TAler, die sich schon kannten, mit denen wir aber nicht wirklich ins Gespräch kamen.

Wir liefen weiter und erreichten zwischen 3 und 4 irgendwann Middy Hut. Die Hütte lag am Fluss und hatte eine Wiese dahinter, auf der wir unser Zelt aufbauen konnten. Perfekt. Wir entschieden zu bleiben und den Anstieg zur nächsten Hütte am nächsten Morgen zu machen.

Leider bewahrheitete sich allerdings auch hier wieder, dass es auf der Südinsel mehr Sandfliegen gab als auf der Nordinsel. An der Hütte waren sie besonders aufdringlich. Mit Socken, langer Unterhose und langem Unterhemd bekommt man sie zum Glück in den Griff. Unsere Kopfnetze mussten wir immerhin noch nicht auspacken.

Kurz nach uns kamen nach und nach alle anderen TAler, die wir am Vorabend schon auf dem Campingplatz getroffen hatten. Alle legten eine Pause ein und waren ziemlich am Schnaufen. Aber nachdem irgendjemand für sich entschlossen hatte, heute unbedingt zur nächsten Hütte weiter zu wollen, konnten die anderen nicht 'schlapp' machen und zogen mit. So kamen 6 TAler und gingen auch wieder. Wir waren ganz froh drüber, hatten wir doch auf diese großen, sich gegenseitig anstachelnden Gruppen keine Lust. Generell hatten wir zwar vor, meistens im Zelt zu übernachten, so dass volle Hütten an sich kein Problem für uns waren. Aber eine kleinere Runde war uns allemal lieber.

So kam es dann auch als später noch ein Dreierteam in der Hütte ankam - Hannele (FIN) & Folkers (SAR) und Noam (ISR). Die drei wählten in den nächsten Tagen die gleiche Etappeneinteilung wie wir, so dass wir ihnen immer mal wieder tagsüber und dann abends in der Hütte begegneten. Lustigerweise stellten wir schnell fest, dass wir ähnlich zur Wanderung auf dem TA standen. Auch sie hatten schon mal ihre Zweifel, ob die Wanderung das Richtige für sie sei. Ähnlich wie bei uns lag die Hoffnung auf der Südinsel, dass die Wanderungen hier mehr dem entsprechen, was man sich von so einem Outdoortrip erhofft.


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