GR54 - Allgemeines

3 Wochen Urlaub. Es sollte die physische Vorbereitung für den Te Araroa werden. Und wir hatten einen Plan – auf dem südlichen Teil des GR54 zu starten, um dann auf den GR5 abzubiegen und weiter in Richtung Nizza zum Mittelmeer zu laufen. Das war Plan B nachdem Plan A einen Teil des HRP in den Pyrenäen zu begehen, aufgrund des zu langen Anfahrtswegs von uns verworfen wurde.
Wie das mit Plänen aber häufig ist, müssen sie an die Realität angepasst werden – Make a plan. Watch it burn. – so wurden aus 3 Wochen am Ende 2 und wir haben uns dafür entschieden, den gesamten GR54 zu laufen und den Weg nach Nizza wegzulassen – vielleicht gar keine so schlechte Idee für Ende Juli.

Zum Weg

Der GR54 (Tour de l'Oisans et des Écrins) ist einer der 3 GRs in den französischen Alpen – neben der Tour du Mont-Blanc und dem GR55. Der Weg führt als Rundweg um das Écrins-Massiv und das Oisans und hat eine Gesamtlänge von etwa 170 km. Dabei überquert er 14 Pässe, was sich zu beeindruckenden 12.800 Höhenmeter aufsummiert. Für geübte Wanderer wird die Tour auf 10-13 Tage veranschlagt.

Anreise

Bus: Gare Routière Bourg d‘Oisans
Bahn: Gare SNCF de Grenoble
Flugzeug: Aéroport Grenoble Isère / Lyon Saint-Exupéry / Genève

Für uns ging es mit dem Zug von Nürnberg aus nach Grenoble - Umstieg in Karlsruhe und Lyon. Nach ‚nur‘ 10 Stunden waren wir da – trotzdem die unkompliziertere und günstigere Anreise im Vergleich zum Flieger. Eine Nacht in Grenoble – möglichst in Bahnhofsnähe und am nächsten Morgen ging es mit dem Bus (Nr. 3000) nach Bourg d’Oisans.

Bourg d’Oisans ist der nächstgelegenen Einstieg von Grenoble aus – und deswegen wohl auch der am häufigsten genutzte für alle, die den ganzen Rundweg planen. Andere Optionen sind L’Argentière, La Grave oder einer der vielen Tal-Orte, die auf dem Weg liegen.

Übernachtung

In Bourg d’Oisans gibt es das Maison du Parc in dem man nähere Details über die Tour, den Park und auch detaillierte Karten erhalten kann. Wir haben uns gleich nach unserer Ankunft dorthin begeben, weil uns nach unserer vorherigen Internet-Recherche immer noch nicht 100-ig klar war, wie die Regelung für’s Wildcampen auf dem GR54 ist.
Generell gilt für Frankreich ein Verbot für das Campen außerhalb fester Zeltplätze. Allerdings gibt es Ausnahmeregelungen für bestimmte Regionen – so auch den Parc national des Ecrins.

Die Regel hier lautet: Campen verboten, Biwakieren erlaubt – von 19 Uhr abends bis 9 Uhr morgens und jeweils eine Laufstunde von den Außengrenzen des Parks entfernt. Die Parkgrenzen sind in der Regel durch Schilder gekennzeichnet. Wenn man diese also passiert, noch eine Stunde weiterläuft, dann darf man sein Lager aufschlagen.
Parkbeschilderung
Unsere Erfahrung auf dem Weg war auch eher, dass es die Franzosen mit dieser Regelung nicht ganz so genau nehmen, da wir teils sehr nahe an den Parkgrenzen Übernachtungsstellen gefunden haben oder die Zelte auch bereits gegen 17.30 Uhr standen. Also alles eine Frage der Interpretation.

Für alle die eine Hüttentour planen, ist dies auch ohne weiteres möglich. Am Weg selbst liegen regelmäßig Refuges (die den DAV Alpenhütten entsprechen) bzw. Gîte d’Etapes, die ich bereits vom Jakobsweg in Frankreich kannte. In den Refuges wird auch der DAV-Mitgliedsausweis anerkannt, so dass man zu reduzierten Preisen übernachten kann. In allen Gîtes und in den bewirtschafteten Hütten kann man Halbpension buchen und isst abends in geselliger Runde mit den anderen Wanderern. Und da man ja in Frankreich ist, gibt es dann auch wirklich immer mindestens ein 3-Gänge-Menü.
Refuge

Wir haben auf unserer Wanderung jeweils einmal in einer Gîte und in einem Refuge übernachtet – jeweils ohne Vorreservierung. Ende Juli war dies für uns beide ohne Probleme möglich. In einer größeren Gruppe bzw. zur Hauptferienzeit im August würde ich doch zur Voranmeldung raten.

Orientierung

Im Maison du Parc gibt es detaillierte Wanderführer und Wanderkarten zu kaufen. Wir haben uns bei unserem Besuch dort gegen beides entschieden, hatten wir doch schon in Deutschland die IGN-Karten (Maßstab 1:75.000) über 'Das Landkartenhaus' gekauft. Damals stand der Plan noch nur einen kurzen Abschnitt des GR54 zu laufen und dann auf den GR5 abzubiegen, weswegen wir uns auf drei grobe Papierkarten für die Gesamtstrecke beschränkt hatten.

Während unserer Wanderung haben wir die Entscheidung gegen den Wanderführer doch recht schnell bereut, da sich der Maßstab 1:75.000 wirklich nicht für solche Wanderungen eignet, insbesondere um mögliche Zeltplätze ausfindig zu machen (eigentlich wissen wir es ja auch besser …). Somit haben wir uns nach etwa der Hälfte der Strecke noch eine 1:50.000-Karte besorgt, die uns bis zum Ende gute Dienste leistete.

Der Wanderweg ist meist recht gut beschildert bzw. gekennzeichnet. Die üblichen – von mir auf dem Jakobsweg bereits liebgewonnenen – Weiß-Roten-GR-Markierungen weisen den Weg. An manchen Wegkreuzungen muss man allerdings eher seinem Gefühl vertrauen, welches jetzt wohl der richtige Weg ist. Diese Bauch-Entscheidung funktioniert meist ganz gut – also sind es wohl in der Regel die offensichtlicheren Wege, die weiterführen.
Markierung
Neben den Markierungen gibt es in relativ regelmäßigen Abständen Wegweiser zum nächsten relevanten Wegepunkt. Hier gibt es zum Großteil jeweils eine Angabe zur Entfernung und eine zur voraussichtlichen Wegzeit.
Beschilderung
Unsere Erfahrung war, dass wir an normalen Lauftagen mit kürzeren Zwischenpausen, diese Zeiten gut eingehalten haben. Auf dem gesamten nördlichen Abschnitt war darüber hinaus noch auffällig, dass die Hütten nicht ausgeschildert waren. Das hat sich dann im gebirgigeren südlichen Abschnitt geändert.

Verpflegung

Neben der oben bereits erwähnten Verpflegung in den Hütten oder in den Gîtes, konnte man sich auch sehr gut auf dem Weg selbst versorgen und kam mit einem Essensbestand von 3 Tagen sehr gut aus. Alle 1-2 Tage durchquert der Weg meist eine Ortschaft mit mindestens einer kleinen Bäckerei oder Épicerie (dem in Frankreich so üblichen Tante-Emma-Laden). So hatten wir kein Problem mit unserer Tagesverpflegung, die dann hauptsächlich aus frischem Baguette, Salami und Käse bestand. Wenn die Mittagspause auf einen Ort fiel, haben wir uns auch gern mal durch die gesamte Bäckerei-Auslage probiert.

Wasser

Die Wasserversorgung auf dieser Wanderung ist unproblematisch – es gibt also selten einen Grund mehr als einen Liter Wasser mit sich zu tragen. In den Dörfern gibt es immer einen Brunnen, der in der Regel mit einem Schild ‚eau potable‘ (Trinkwasser) versehen ist. Außerhalb der Ortschaften kreuzt man regelmäßig Bäche oder Flüsse, aus denen wir unser Wasser direkt wieder aufgefüllt haben. Hier gab es nur zwei Ausnahmen, bei denen unser Wasserfilter zum Einsatz kam.
Generell lohnt sich immer ein Blick auf die Karte, wie die nächste Wegstrecke verläuft und ob man sich auf seine Wasserversorgung verlassen kann. Gerade für die Zeltplatzssuche ist dies natürlich besonders wichtig. Wenn wir aller Voraussicht nach nicht an einem Gewässer nächtigen konnten, haben wir unsere Wasserblasen gefüllt und sind einige Zeit mit Extragewicht gelaufen – in der Regel aber nicht länger als 1 Stunde. So hatten wir für Abendessen, Wäsche und den ersten Abschnitt des nächsten Tages vorgesorgt.

Daten

Länge: 169,2 km
Höhenmeter: 12912 m
Tiefster Punkt: 721 m
Höchster Punkt: 2754 m
Dauer: 10-13 Tage