Arthur's Pass nach Methven

Tag 113: Arthur's Pass - kurz vor Hamilton Hut

Wie immer bei Übernachtungen in Unterkünften kamen wir heute morgen etwas träger in die Gänge...wer will schon vom warmen Bett raus und sich bei 5°C an die Straße stellen und auf eine Mitfahrgelegenheit warten? Und ganz so zeitig ist wahrscheinlich eh noch nicht viel los. ;)

Also aufstehen 7:30 Uhr und eine Stunde später standen wir am Ortsausgang von Arthur's Pass, in der Hoffnung, uns könnte jemand 5 km mitnehmen - zurück zum Punkt, wo der Trail auf die Straße trifft und wir gestern abgebogen waren.
Wir warteten etwa 20 Minuten, bis eine junge Amerikanerin anhielt, die gerade zwei Wochen Urlaub in Neuseeland macht - für sie ging es heute noch nach Tekapo...für uns dauert der Weg dahin noch etwa 1,5 Wochen. So verschieben sich die Relationen.

Nach einem Stück entlang der Straße, sollte der erste Teil des Weges wieder ein TA-eigenes Verbindungsstück sein. Wie so oft zuvor hieß das Querfeldein-Laufen. Ab und an war eine Markierung zur groben Orientierung zu sehen. Am Ende der Querung, die uns einiges an Weg im Vergleich zur Straße einsparte, mussten wir noch den Waimakariri Rivers queren. In der Hoffnung, dass dies für heute unsere einzige Flussquerung bleiben sollte, zogen wir zur Abwechslung unsere Schuhe aus. So konnten wir tatsächlich den Rest des Tages in trockenen Schuhen verbringen...wirklich ein angenehmes Gefühl. Wir hatten schon vergessen, wie sich das anfühlt.

Im Anschluss an die Flussquerung ging es zurück auf die Straße. Nach wenigen Kilometern zweigte der Weg in Richtung des Harper River Tracks ab. Nach 10 Minuten kamen wir zur ersten Hütte. Müsliriegelpause. Dort trafen wir Nuams (ISR) wieder. Er erzählte uns, dass er schon drei Tage hier sei, weil es ihm nicht gut ging. Wir wunderten uns etwas, weil wir ihn, Hannele & Folkers im letzten Abschnitt eigentlich überholt hatten. Die drei sind aber beim letzten Regen vor der Sektion entlang des Deception Rivers raus und nach kurzem Stopp in Arthur's Pass direkt weiter zum nächsten Track gefahren. So ist man schnell mal ein paar Tage voraus.

Der Weg führte von der Hütte im Craigieburn Forest bergauf, weiter über Wiesenabschnitte und zurück in den Wald. Dort liefen wir in Richtung des Harper Rivers wieder bergab. Wir waren begeistert vom Weg - ein richtiger Waldweg - auf dem man sehr bequem laufen konnte.

Der Wald selbst wechselte vom reinen Nadelwald zum lichten Laubmischwald. Der braune Nadelwaldboden war dabei mit unzähligen roten Farbtupfern versehen - wir sahen Unmengen an Fliegenpilzen, für die offensichtlich der kürzliche Wetterwechsel von nass zu warm optimal war. So ein wenig schielte ich dann auch beim weiteren Laufen immer wieder in den Wald, ob ich denn nicht noch andere Pilze finde. Und siehe da - kurze Zeit später fand sich eine Ziegenlippe. Wir packten den Pilz ein und wollten sehen, ob sich im Laufe des Tages noch mehr findet. Zunächst tat sich nichts mehr, bis wir an eine Wegstelle kamen, an der wir uns nur einmal im Kreis drehen brauchten und schon einen Beutel voller Pilze hatten. Ziegenlippe, Rotfußröhrlinge und Maronen. Die letzteren leider zu matschig, daher ließen wir sie stehen. Aber unser Abendessen war gesichert.

Der Weg im Tal lief in weiten Abschnitten am Fluss entlang - immer wieder auch mit breiteren Stellen, die sich perfekt zum campen eigneten.

Als grobes Ziel für heute hatten wir uns die Hamilton Hut gesetzt. Als wir jedoch 2 km vorher wieder an einer schönen breiten Stelle am Flussufer vorbei kamen, blieben wir dort. So reichte es noch gut zum Pilze säubern und kochen. In Arthur's Pass hatte es neues Gas gegeben - darum mussten wir uns also gerade keine Gedanken mehr machen.

Ich briet also die Pilze erstmal an, dann kochten wir Nudeln und versuchten auch gleich mal noch unser Eipulver, was wir seit Anfang der Reise unbenutzt mit uns herumtragen. So gab es Nudeln mit Ei, Speckwürfeln und Pilzen. Es passte kaum noch alles in den Topf, so reichlich war es. Aber sowas von lecker. Nur die Sandfliegen waren an dem Abend etwas anstrengend. So kamen auch zum ersten Mal unsere Kopfnetze zum Einsatz, die wir uns in Wellington gekauft hatten. Und gegessen wurde im Zelt.

Tag 114: Kurz vor Hamilton Hut - Harper Village Camp

Der nächste Tag sollte nicht allzu lang werden, weswegen wir am Morgen nur langsam unsere Köpfe aus den Schlafsäcken schoben. Die Nacht war gefühlt etwas kälter gewesen als sonst. Wobei sich das in unserem Zelt immer schwer einschätzen lässt, da es gut die Wärme hält.

Der erste Schritt nach draußen bestätigte allerdings das Gefühl...man war das kalt. Da macht Zelt zusammenpacken gleich besonders viel Spaß. Mit Regenhose und Handschuhen zogen wir los. Ein Blick auf Simons Uhr zeigte um 8:39 Uhr erst 2,7°C an.

Sobald wir in die Sonne kamen, schälten wir uns allerdings sofort wieder aus unseren zusätzlichen Schichten heraus. Bei 10°C reicht kurze Hose und T-Shirt völlig aus. ;)

Heute folgten auch gleich wieder mehrere Flussquerungen. Wir hatten es immerhin am Vortag nach 20 Tagen geschafft, einen Tag trockene Füße zu behalten. Das muss reichen.

Nach dreiviertel des Weges verließen wir den Craigieburn Forest und liefen an Zuckerrüben-Feldern vorbei. Diese dienen den Schafen im Winter als Weideplätze, wenn diese nicht mehr in den höheren Lagen grasen können. Danach querten wir noch ein letztes Mal den Harper River und anschließend den Avoca River. Beide bei den aktuellen Bedingungen gut zu furten.

Am Ende des Weges gelangten wir nach Harper Village - ein kleines Dorf bestehend hauptsächlich aus Farmen direkt am Lake Coleridge. Es gab einen kleinen steinigen Zeltplatz, den man als TAler allerdings nutzen sollte. Da das ganze Land um den See herum Privatgelände und campen strengstens verboten ist. Uns waren die Anwohner gleich sympathisch. ;)

Wir stellten unsere Sachen am Zeltplatz ab und liefen noch die fehlenden 2 km zum See. Der strahlte türkisblau. Leider ging etwas zu starker Wind, weswegen ich mich gegen das abendliche Bad entschied.

Zurück am Zeltplatz lernten wir noch ein niederländisches Northbounder-Pärchen kennen, die uns ein paar Hinweise für die nächsten Abschnitte gaben und wir ihnen.

Tag 115: Harper Village Camp - Lake Coleridge Village - Methven

Am nächste Morgen waren es zum Glück wieder angenehme Temperaturen, so dass wir etwas entspannter in unsere anstehende Tagesetappen starten konnten - 25 km Schotterstraße und 5 km Track. Was ein Spaß. Wir führten beim Start unser inzwischen übliches Straßenetappen-Gespräch "Sollen wir vielleicht doch hitchen?" - "Ach nee, das kriegen wir jetzt auch noch hin.", "Was machen wir, wenn uns einer fragt, ob er uns mitnehmen kann?" - "Hmm..." Schweigen "Hmm...".

Am Ende fuhren an dem Morgen hauptsächlich Fahrzeuge zum Lake Coleridge hin und nur wenige raus, keiner hielt. Und wir hielten den Daumen nicht raus. An sich war es auch eine ganz nette, recht wenig befahrene Bergstraße. Leider nicht am See entlang.

Trotzdem strengten mich die ersten 22 km in der prallen Sonne an, so dass ich ziemlich fertig war, als wir auf den Wegabschnitt hin zum See kamen. Dafür mussten wir noch durch ein kurzes Stück 'Wetland', was mich maßlos aufregte, weil knapp daneben ein Feldweg verlief, man aber unbedingt den Markierungen folgen sollte. Diese führten uns direkt in schlammiges Gebiet und wir versuchten angestrengt, auf Grasbüscheln zu bleiben und nicht im Matsch zu versinken. Was haben die Leute hier nur so gegen die TA Hiker, dass man den Weg so nervig gestalten muss?
Das Stück war aber zum Glück kurz...danach folgte ein Abschnitt entlang des Sees. Für einen ganzen Kilometer konnten wir jetzt nochmal den schönen Blick über Lake Coleridge genießen.

An manchen Stellen kam man direkt zum Seeufer runter und die Temperaturen und der See riefen nach einem Bad. Ich wusste zwar, dass Simon möglichst schnell nach Lake Coleridge Village kommen wollte, so dass uns noch genug Zeit bliebe, nach Methven raus zu hitchen. Aber ich musste diesem Wegabschnitt noch irgendetwas Gutes abgewinnen. Also hielten wir an und ich planschte eine kurze Runde im See. Danach war alles gut und ich war gestärkt für den Rest des Weges.

Der führte noch über ein kurzes Wiesenstück, bevor wir ein weiteres Mal Schotterstraße liefen. Der Weg endete dann in einem Arboretum - eine Ansammlung von verschiedensten Nadelbäumen aus aller Welt. Diese hatte Mitte des 20. Jahrhunderts der Vorsteher des örtlichen Wasserkraftwerkes über Jahrzehnte hinweg angepflanzt.

Wir kamen in Lake Coleridge Village an, wo dieser Abschnitt endete und der Trail auch streckentechnisch einen Bruch aufwies. Man sollte keinesfalls den nun folgenden Rakaia River queren. Um zum nächsten Streckenabschnitt zu kommen, hatte man von hier 2 Optionen. Die Lodge in Lake Coleridge bot an, Essenspakete anzunehmen, wenn man dort übernachtete und Wanderer auf die andere Seite zu fahren. Preislich war uns das allerdings zu teuer und somit hatten wir uns bereits in Wellington dagegen entschieden und sandten kein Paket hierher. Alternativ konnte man versuchen, per Anhalter ins 30 km entfernt gelegene Methven zu fahren, dort Essen einzukaufen und danach auf der anderen Seite entweder mit dem morgendlichen Schulbus oder erneut per Anhalter zum Trailstart fahren.

Das war also unser Plan. Jetzt musste uns nur noch jemand mitnehmen. Allerdings bewies uns die Straße aus dem Ort heraus, wie leer neuseeländische Straßen sein können...nichts... Argh...

Also hieß es nochmal 6 km an den bisherigen 30 km-Tag ranhängen, um zur nächsten Kreuzung zu kommen. Hoffentlich war da mehr los.

Mein vom Baden aufgeladener Akku hatte sich inzwischen wieder geleert und ich schob mich langsam die Straße entlang, während Simon putzmunter vorneweg lief. An der Kreuzung angekommen, vertilgten wir noch ein paar Essensreste und wenige Minuten später wurden wir schon eingesammelt. 5 km weiter wurden wir abgeladen, aber es hielt sogleich der nächste. Die sind das in der Gegend hier gewohnt, TAler mitzunehmen. An der nächsten Kreuzung wurden wir wieder abgesetzt und warteten auf die nächste Mitfahrgelegenheit. Diesmal dauerte es einige Minuten länger, bis ein Auto, was vorab an uns vorbei gefahren war, umdrehte und uns doch noch mitnahm. Hier war ein Amerikaner mit seiner Tochter etwa in unserem Alter unterwegs, für die die Mitnahme eines Anhalters eine ganz neue Erfahrung war. So wurden wir gleich mal ausgequetscht, was wir so treiben und konnten sie beruhigen, als sie dachte, wir müssten auch für unser Essen betteln. Die beiden brachten uns bis zur nächsten Kreuzung und kaum standen wir dort, hielt das nächste Auto und ein weiterer Kiwi nahm uns bis Methven mit. Das ging jetzt aber alles ganz schön flott.

Dort angekommen führte uns der erste Weg in den Supermarkt - Cola, Kekse und Datteln. Man muss Prioritäten setzen. Danach ab zum Zeltplatz und einen Bungalow beziehen. Es sollte die nächsten Tage regnen, also beschlossen wir, mindestens einen - wahrscheinlich zwei - Tage hier zu bleiben.

Danach zurück in den Ort. Es gab Fish & Chips. Dann einkaufen für's Frühstück und wir teilten uns noch ein Hähnchen. Ja - wir hatten es geschafft und uns mal wieder überfressen...

Tag 116-117: Methven

Es wurden zwei Tage in Methven, weil für Sonntag ein ziemlicher Regenguss angesagt war, den wir abwarten wollten. Die Tage nutzten wir dann zum entspannten Ausschlafen, Bloggen und vor allem essen, auf was wir Lust hatten. Zum Frühstück gab es gleich mal alles, was uns einfiel - Pancakes, Eier, Obstsalat, Baked Beans, Toast, Käse, Wurst, Honig, Marmelade. Nur kein Müsli - das hatten wir sonst ausreichend ;)

Und sonst mutierten wir wie so oft zuvor an Pausetagen zu absoluten Stubenhockern und verließen den Bungalow nur, wenn es absolut notwendig war - zum Beispiel, um im I-Site nachzufragen, wie wir am nächsten Tag am besten zurück zum Trail kommen. Der Schulbus von dem wir bereits gehört hatten war die Antwort. Morgens um 0600. Passt. Zurück ins Warme und Trockene.


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