Apple Dam Campsite nach Kerikeri
Tag 10: Apple Dam Campsite - Puketi Recreation Area
Da der Wetterbericht für diesen Tag etwa ab Mittag Regen ansagte und der Wanderweg direkt durch ein Flussbett verlaufen sollte (inklusive Fluss natürlich), beschlossen wir mit dem ersten Tageslicht loszuwandern. Also hieß es 5 Uhr aufstehen und Abmarsch um 6 Uhr.
Als wir den Fluss erreichten wechselten Simon und ich auf unser Zweitschuhwerk - Sandalen und Schlappen und wateten los - immer schön hin und her im Zickzack-Kurs von einer Schotterbank zur nächsten. Zwischenzeitlich ging uns das Wasser auch mal fast bis zum Schritt - zum Glück unterschied sich die Wassertemperatur jedoch deutlich von dem, was wir im Vorjahr in Norwegen erlebt habe.
Das Flussbett selbst verlief zwar in einer Schlucht - jedoch war es immer noch wirklich angenehm hell und wir liefen zwischenzeitlich durch ganze sonnige Abschnitte - was ein Vergleich zu den dunklen Wäldern der Vortage!
Der erste Abschnitt im Flussbett endete mit Einmündung des Mangapukahukahu in den Waipapa River. Ab dort ging es für uns einen schmalen Pfad am bewaldeten steilen Ufer entlang. Wie wir später von Yvonne und William erfuhren, wäre es auch möglich gewesen, den Waipapa entlang zu waten, da der Wasserstand nicht allzu hoch war. So hätten wir aber die ganzen Tierfallen verpasst, die hier im 20 m Abstand am Weg angebracht waren, um der lokalen Possum- und Rattenplage Herr zu werden. Teilweise konnte man auch direkt die Wirkungsweise der Fallen in Augenschein nehmen.
Nach einigem abenteuerlichen Auf und Ab zweigte der Weg dann vom Fluss weg - direkt hinein in einen wunderschönen Kauri-Wald. Die Sonne schien überall durch das hellgrüne Blätterdach der Kauris.
Der Weg trieb uns immer weiter hinauf auf die Anhöhen des Puketi Forest. Dort ließ das Licht wieder nach, der Wald wurde wieder dichter, unsere Kraft ließ langsam nach.
Schliesslich erreichten wir einen geschotterten Waldweg, auf dem auch Tageswanderer unterwegs waren. Der Zeltplatz konnte also nicht mehr weit sein. Wir merkten inzwischen definitiv die Anstrengungen der letzten Tage in den Beinen...und es gibt wohl auch einen Grund, warum in den Trail Notes des Te Araroa für diesen Abschnitt 2 Tage veranschlagt werden.
Wir erreichten den Zeltplatz - auf den letzten Metern liefen wir in der prallen Sonne und merkten, welche Temperaturen der neuseeländische Frühling parat haben kann.
Auf dem Zeltplatz war kaum was los - hier ist defintiv noch keine Hochsaison. Es gab kalte Duschen und Chemietoiletten und man steckte seine Stellplatzgebühr in einen Umschlag und warf diesen in eine Box.
Raus aus den Wäldern hofften wir auf eine entspannte Nacht bei angenehmen Temperaturen. Leider machten uns hier 4 Deutsche einen Strich durch die Rechnung, die nachts halb eins lautstark am Campingplatz eintrafen, mit den Stirnlampen herumfuchtelten und erstmal klären mussten, wie das mit der Anmeldung funktioniert, um sich dann zum ersten mal an den Aufbau ihres scheinbar neuen Zeltes zu machen... argh. Selbst meinen Ruf aus dem Eingang unseres Zeltes heraus, ob es vielleicht ein wenig leiser geht, haben sie nicht gehört. Bei mir siegte Bequemlichkeit und Sturheit - irgendwann müssten sie ja auch mal schlafen.
Tag 11: Puketi Recreation Area - Kerikeri
Am nächsten Morgen ließen wir es langsam angehen, wussten wir doch, dass es hauptsächlich über einfaches Gelände bis nach Kerikeri ging, wo wir auf jeden Fall mindestens einen Ruhetag einlegen wollten.
Zum Frühstück gab es warmes Porridge und wir starteten das Laufen bei strahlendem Sonnenschein. Die Wärme konnte man scheinbar auch zum Trocknen von Wildschwein nutzen?! Diese wurden irgendwann nach Neuseeland eingeführt - nur weiß keiner so genau wann und ob es die Polynesier oder die Britten waren. Jetzt sind sie da und werden oft als Sport mit Hundemeuten gejagt.
Der schöne Morgen wurde leider wieder extrem von meinen schmerzenden Füßen überschattet. Nachdem auch noch die Wirkung meiner halben Ibu wirklich lange auf sich warten ließ, dachte ich schon, dass wird der bisher härteste Tag für mich...und das beim Laufen auf Straßen und Weidewiesen.
Kurz vor unserer ersten Snackpause wurde es dann zum Glück besser. Wir liefen gerade entlang einer Schotterstraße und setzen uns einfach an den Rand, um unsere Müsliriegel zu essen und die Füße zu entspannen. Da kam ein kleiner Pickup aus der Einfahrt neben uns gefahren, hielt an, eine Frau stieg aus und meinte, wir sollen gerne zum Haus hinter laufen - ihr Mann könnte uns dann frische Orangen geben. Wir packten also alles wieder zusammen und liefen die Einfahrt hinter, in der der Mann mit den zwei Hofhunden schon auf uns wartete. Er nahm uns mit hinters Haus in einen großflächigen Garten, in dem mehrere kleine Bäume gerade voll mit Orangen behangen waren. Er erzählte derweilen fröhlich von seiner Familie, den Kindern, seinen Reisen in Europa (er ist eigentlich Engländer) und anderen Wanderern, die sie ab und an zu sich einladen. Bei so vielen Infos schafften wir es kaum selbst Fragen zu stellen. Noch viel weniger als er mehrere Orangen frisch vom Baum gepflückt zum Kosten in Viertel schnitt und vor uns legte. Süß, saftig, lecker...
Sein Angebot im Garten zu zelten, schlugen wir allerdings aus, da wir nicht mehr viel Essen zum Kochen dabei hatten und in Kerikeri endlich mal wieder unsere Kleidung richtig waschen wollten. Zum Abschied gab er uns noch 5 Orangen mit auf den Weg. Eine wirklich sehr nette Begegnung.
Ein Stück weiter die Straße runter bog der Weg wieder auf eine Weide ab. Direkt am Zaun wartete gleich die nächste Überraschung auf uns - hier hatte jemand einen Eimer mit Bier und einen Beutel mit Früchten für die Wanderer abgestellt. So gab es gleich die nächste Pause für uns - mit Bier und einer erstaunlich mild-säuerlichen Zitrone, die wir genauso genossen wie vorher die Orangen. Der Tag hatte sich von einem der Anstrengendsten zu dem mit den meisten Überraschungen gedreht!
Der Weg führte dann über einen geschwungenen Pfad direkt an einem kleinen Fluss entlang nach Kerikeri hinein - vorbei an einem beeindruckenden Wasserfall.
Die letzten Meter waren wieder hart - es war einfach Zeit für eine Pause. So waren wir auch froh, als wir das Backpacker Hostel erreichten...nur leider war das voll. Lediglich Yvonne, die mit William wieder deutlich vor uns angekommen ist, hat noch ein Bett bekommen. Die Inhaber des Hostels waren aber unglaublich nett und haben alle Hotels und Campingplätze durchtelefoniert, wo es einen Platz für William, Simon und mich geben könnte. Wir entschieden uns für den Holiday Park. Also kein Bett sondern wieder Zelt. Sie fuhren uns sogar noch hin und es gab eine Tafel Schokolade für uns 3.
Auf dem Weg erklärte man uns, dass gerade keine Touri-Saison ist, aber ganz viele Work-and-Traveller da sind, da es gerade im Umland viel zu tun gebe. Seit 3 Wochen war das Hostel ausgebucht.
Auf dem Zeltplatz nutzen wir gleich die Waschmaschine und trafen nach ein paar Tagen auch wieder auf Susi & Bruno. Die beiden hatten im Raetea Forest wohl den Platz gefunden, von dem die DOC-Leute gesprochen hatten. Eine Wiese am Radio Transmitter, die sich gut zum Zelten eignete. Danach waren sie immer ein Stück hinter uns und haben nicht auf den offiziellen Plätzen übernachtet, sondern auf kleineren Stellen mitten in den Wäldern.
Nachdem Simon und ich auf jeden Fall mindestens 2 Nächte in Kerikeri bleiben wollten, um meinen Füßen etwas Zeit zum Heilen zu geben, hat er online nach einem günstigen Zimmer gesucht. Und siehe da - ein Hotel bot das Doppelzimmer zu wenig mehr an, als unserer Zeltplatz kostete. Das haben wir uns dann für den Folgetag reserviert.
Damit war es auch nur halb so ärgerlich, dass wir auch in dieser Nacht nicht wirklich zum Schlafen kamen, weil eine Gruppe in einem Bungalow über uns bis tief in die Nacht Party machte.
Abends gab es für uns ein besonders spezielles Improvisationsmenue. Wir wollten gerne Fleisch mit Salat essen, haben aber vorm Einkauf nicht geprüft, ob es in der Küche auch Töpfe gibt. So gab es Salat aus der Tüte und Simon briet das Fleisch in unserer Outdoorpfanne an. Ging auch...irgendwie :)
Tag 12-14: Kerikeri
Da der nächste Tag ein Sonntag war und damit auch in Neuseeland nicht alle Geschäfte geöffnet waren, konnten wir uns nicht um unsere nach Kerikeri gesendete Bounce Box kümmern. Also bestand der Vormittag in entspannten Gesprächen mit Susi, Bruno und William, die am nächsten Tag weiter wandern wollten und einem sehr gemächlichen Umzug ins Hotel.
Das war dann auch gleich absolut gemütlich - wir hatten ein großes Zimmer mit einem Doppelbett und 2 Einzelbetten, die super als Ablagefläche für unseren ganzen Kram diente. Die Küche war mit allem ausgestattet, so dass wir abends richtig kochen konnten. Wir hatten für uns auf jeden Fall die richtige Entscheidung getroffen, hierher umzuziehen.
Im Laufe des Tages und bei sinkender Anspannung merkte Simon dann leider auch, dass sein Bein ziemlich weh tat. Sein rechter Knöchel war im Vergleich zum Linken ziemlich angeschwollen. Somit war es auch für ihn gut, hier Pause einzulegen.
Am nächsten Tag holten wir dann unsere Box ab und machten uns daran ein paar Sachen aus dem Rucksack auszusortieren. Insgesamt waren wir bisher zufrieden mit unserem Set-Up. Es war definitiv kein Ultraleicht-Wandern was wir betrieben - aber auf ein paar Kleinigkeiten konnten wir noch verzichten. Schauen wir mal, was sich alles noch im Laufe des Trips an unserer Packliste ändert :)