Ahipara zum Apple Dam Campsite

Tag 7: Ahipara - Tramp'Inn

Auf zum zweiten Abschnitt - den Wäldern Northlands. Die Wanderberichte, die sich zuvor im Hostel verbreiteten, erzählten von Urwäldern, auf deren Wegen man teilweise vor lauter Schlamm nicht vorwärts kam.
Bis zum Wald ging es allerdings noch ein wenig die Straße entlang, auf der ich leider immer noch ziemlich mit den Blasen an meinen Füßen zu kämpfen hatte - jeder Schritt tat einfach nur weh. Dementsprechend langsam ging es auch voran.
Am Wald wurden wir dann von einer Schuhwaschstation empfangen, in der die Wanderer ihre Schuhe reinigen sollten, um die Verbreitung des 'Kauri Dieback Disease' einzudämmen - eine Krankheit, die die größte heimische Baumart Kauri bedroht.

Das taten wir natürlich bevor wir durch das pflanzenumsäumte Tor des Herekino Waldes traten. Und die ersten Schritte führten uns dann direkt in den Schlamm...die Geschichten des Vortages waren leider nicht übertrieben.

Simon zog sich gleich seine Gamaschen über. Ich hatte meine sinnvollerweise tief im Rucksack vergraben, so dass ich sie dort auch einfach ließ. So ging es für uns im Wald voran - entlang von Wegen, die meist nicht mehr als kleine Pfade waren, oft schon wieder überwuchert von Farnen und Schlingpflanzen und getränkt vom Regen des Vortages.

Der Herekino Wald selbst war beeindruckend - dicht bewachsen und Heimat von seltenen Pflanzen und Tieren.

Die Schilder wiesen für die 15 km des Herekino Forest Tracks 8 Stunden aus ... als wir gegen Mittag immer noch 10 km vor uns hatten, sahen wir ein, dass der Weg direkt nach Regen wohl noch schwieriger als üblich war und meine schmerzenden Füße die Wanderung auch nicht gerade vereinfachten. Das zweite Problem konnte ich wenigstens durch eine Ibu eindämmen, wonach es für mich auf jeden Fall deutlich schneller voran ging... Endlich konnte ich mit Simon mithalten, der sich auf diesen Wegen scheinbar puddelwohl fühlte. So hüpfte ich von Wurzel zu Wurzel - immer noch versucht, irgendwie trockene Füße zu behalten. Im Laufe des Nachmittags ließ die Kraft allerdings langsam nach - das Laufen wurde unkoordinierter und das eine oder andere Mal konnte ich meinen Fuß nur gerade so retten, bevor er im Schlamm versank. Simon tat sich hier deutlich leichter, weil ihn seine Gamaschen immerhin vor dem Eindringen des Schlamms von oben in die Schuhe schützten.

Irgendwann war es dann aber bei mir soweit und die Aussage der vielen TA-Berichte wurde bestätigt, dass niemand in diesem Wald trockene Füße behalten wird. Erschöpft, genervt und frustriert musste ich mir kurz dem Ärger lauthals Luft machen. Wann würden wir endlich aus diesem Wald rauskommen? Jede Kurve wartete gefühlt mit einer neuen Schlammlache auf uns. Das gute an den Schlamm-getränkten Schuhen war allerdings, dass man nicht mehr so viel Zeit damit verbrachte, den richtigen Tritt zu finden. Manchmal schlitterte man auch einfach etwas im Matsch voran. Das machte das ganze plötzlich irgendwie um so vieles einfacher. So war es dann auch nur noch irgendwie lustig, als wir an einer mit einem Seil abgesicherten Stelle ankamen. Erstaunlicherweise haben wir auch das geschafft, ohne uns komplett in den Schlamm zu setzen.

Zwei Kurven später hörten wir dann plötzlich Stimmen vor uns - Susi & Bruno (D), Yvonne (CH), Melanie (GB). Wir haben gedacht, dass unsere Wanderbekanntschaften der Vortage schon über alle Berge sind, aber sie haben sich im Wald genauso abgekämpft wie wir. So stießen wir nach ein paar Minuten zusammen auf einen Weg aus dem Wald heraus mit Blick auf eine kleine Wanderhütte - vor der William (FR) bereits vom Schlamm befreit saß und die Sonnenstrahlen genoß. Wir waren allesamt erleichtert, entledigten uns unserer Schuhe, versuchten den gröbsten Schmutz abzuwaschen, bauten unser Zelt auf, aßen noch schnell was und dann ab ins Bett. Was für ein Tag!

Tag 8: Tramp'Inn - Raetea Forest unnamed highpoint (727 m)

Trotz schönstem Wetter zeigte der nächste Morgen recht zurückhaltende Gesichter - würden wir im Raetea Forest wieder so viele Probleme haben?

Erst 11 km über recht einfaches Gelände bis zum Takahue River und dann 18 km durch den Wald. Am Fluss war laut Karte kein Zeltplatz ausgewiesen - aber vielleicht konnte man ja dort übernachten und am nächsten Tag den Wald in Angriff nehmen? Meinen Füßen hätte ein kurzer Tag auf jeden Fall gut getan. Simon und ich liefen mit dieser Option im Hinterkopf los.
Melanie hatte sich am Morgen entschieden nicht weiterzuwandern. Auch sie hatte mit Blasen an den Füßen zu kämpfen und schlief scheinbar nachts auf einer defekten Isomatte. Ich weiß gar nicht, wie sie bis hierhin gekommen ist.

Der erste Abschnitt des Tages war wirklich gut zu belaufen, so dass ich auf meine Wandersandalen umstieg, um die mich Simon an dem warmen Tag doch etwas beneidete. Einmal nahmen wir nur leider die falsche Abzweigung, als die Beschilderung nicht eindeutig war. Anstatt zurück zu laufen, wählten wir aber die Querfeldein-Variante...in der Regel eine ausgezeichnete Idee... Am Ende kämpften wir uns durch Meter hohes Gras, bei dem ich immer nur froh war, dass es in Neuseeland keine gefährlichen Schlangen gibt.

Gegen Mittag erreichten wir den Fluss. Eine gemähte Wiese am Rand lud zu einer ausgedehnten Mittagspause ein.
Nicht mal 30 Minuten später scharrte Simon allerdings schon wieder mit den Füßen - ob wir es nicht doch mit dem Wald versuchen wollten - vielleicht schaffen wir es ja ins nächste Camp?!
Nicht weit weg von uns standen 3 DOC-Leute bei einem Schwätzchen, die wir kurzerhand fragten, ob es grundsätzlich möglich wäre hier unten zu übernachten. Im schönsten Neuseeländisch wurde uns dann erklärt, dass es komplett in Ordnung sei und einer von ihnen auch immer extra die Wiese mäht und er auch schon mal ein Schild angebracht hatte, um auf den Platz hinzuweisen - welches ihm ein Bußgeld einbrachte und er leider wieder abnehmen musste.
Sein Gesprächspartner sagte uns aber auch gleich, dass im Wald nach etwa 5 Stunden ein guter Zeltplatz sei. Also ging es doch für uns weiter...zurück kommen konnte man ja immer noch.

Am Anfang war es auch ein wirklich schöner breiter Weg, auf dem man gut laufen konnte. Im Wald selbst wurden die Wege wieder schmaler und auch matschiger - aber absolut kein Vergleich zum Vortag. Heute lief es deutlich besser. Meine heute mal rausgekramten Gamaschen trugen ihren Teil dazu bei. Wir erreichten den ersten Gipfel mit einem kleinen möglichen Stellplatz aber wir vermuteten noch etwas weiter die Stelle, von der unten die Rede war.

Der Wald wurde aber danach immer feuchter und dunkler. Durch den dicken Bewuchs hatte man auch kaum einen Blick auf den Himmel und es wirkte inzwischen auch ziemlich bedrückend. Es kamen jetzt auch keine wirklich guten Stellplätze mehr. Nur die Hoffnung, dass wir doch noch etwas finden, trieb uns weiter. Irgendwann wurde es mir dann mit zunehmender Dunkelheit und abnehmender Kraft in den Beinen doch etwas mulmig und ich wollte zurück zum letzten notdürftigen Stellplatz laufen, den wir vorab gesehen hatten, als Simon meinte 'noch eine Viertelstunde' und kaum 5 Minuten später rief eine Stimme nach uns. William und Yvonne waren auch so weit gelaufen in der Hoffnung auf einen guten Zeltplatz und hatten ihr Zelt auf diesem Gipfel aufgeschlagen, weil sie dann langsam die Kraft verlassen hatte. Für uns fand sich auch noch ein recht gerades Eckchen. Nur die Nacht war leider feucht und kalt und wir freuten uns schon darauf, am nächsten Morgen wieder den Wald zu verlassen.

Tag 9: Raetea Forest unnamed highpoint (727 m) - Apple Dam Campsite

Am nächsten Morgen packten wir unsere insgesamt recht klammen Sachen ein und stiefelten los. Der dunklere feuchtere Teil des Waldes lichtete sich nach etwa zwei Stunden Auf und Ab. Nach drei bis vier Stunden waren wir dann ganz raus aus dem Wald - endlich wieder Weitblick und Himmel. Wir atmeten tief durch und genossen den Anblick.

Nach wenigen Metern passierten wir einen Hof auf dem plötzlich ein unglaubliches Bell-Konzert startete - in jeder Ecke lag ein Hund und fühlte sich scheinbar von unserer Anwesenheit oder dem Gelärme des Nachbarhundes unglaublich gestört. Zum Glück waren alle Hunde an der Leine und bis auf einen kurzen Schreck konnten wir einfach den inzwischen breiten Schotterweg weiterlaufen. An dessen Ende läuft der Weg in die SH1 (was etwa unserer Bundesstraße entspricht). Diese querten wir, um auf der anderen Seite am dort verlaufenden Fluss Mittagspause zu machen. Hier konnten wir auch unsere feuchten Sachen zum trocknen auslegen und unsere Schuhe und Gamaschen vom Schlamm befreien.

Danach ging der Weg nicht sehr einladend direkt an der SH1 entlang. Solche Abschnitte werden von einigen Wanderern auch gern übersprungen, in dem sie sich per Anhalter mitnehmen lassen - in Neuseeland absolut üblich und machbar. Wie wir auf dem Weg nach Cape Reinga festgestellt haben, kommt man so auch gut ins Gespräch mit den Locals.
Kurz bevor der Weg für uns wieder von der SH1 abbog, konnten wir noch in einem kleinen Café stoppen und ein paar Vorräte auffüllen - hier wurde uns auch gleich berichtet, dass nur ein paar Tage vor uns ein neuseeländischer Schauspieler den Te Araroa läuft, der bei 'Herr der Ringe' mitgespielt hat. Wir konnten weder Namen (Bruce Hopkins) noch Gesicht zuordnen ;)

Die restlichen Kilometer des Tages verliefen recht entspannt auf breiten Schotterwegen bis zum Apple Dam Campsite. Dort trafen wir auch wieder auf Yvonne und William, die tagsüber immer um einiges schneller unterwegs waren als wir. Der Camp Ground selbst ist nicht spektakulär - ziemlich dunkel, recht feucht und voller nerviger Sandfliegen.


Karte